70 Die verschiedenen Völb
tern beut Gedächtniß nicht immer gegenwärtig ist und die Sprachwurzeln , durch keine der europäischen Sprachen an diese erinnert , empfindliche Schwierigkeit« : in ihrem Erlernen bereiten . Der Zusatz eines einzigen Buchstabens , einer ein - zigen Silbe am Ende eines Wortes giebt , dem Genius der morgenländischen Sprachen gemäß , dem Begriff eine ganz andere und neue Bestimmung . Im Munde eines geschickten Redners klingt sie sehr gut .
Die geistige Befähigung dieses Volkes ist bedeutend zu nennen und die Bildung , die insbesondere in den letzten fünf - zig Jahren erfreuliche Verbreitung gefunden hat , ist nament - lich unter den Magnaten so , daß sie der Bildung des Adels westlicher Länder wohl zur Seite gestellt werden kann . Was nicht das Land mit seinen zahlreichen wissenschaftlichen Anstalten an manchem bevorzugten , feltenerm Talente zu thun im Stande ist , das bewirkt eine ausländische Universität , erfüllen Reisen und Aufenthalt in allen großen Städten des westlichen Europa . Es ist natürlich , daß fo eifriges Stre - den vereinigt mit opferfreudiger Thätigkeit auch mancher Erfolge sich erfreut . Vorzüglich sind die Geschichtsforschung
Wohnzimmer in
und in solchen Momenten , wo seine Standhastigkeit zu wanken beginnt , begeistert er sich an dem Mnthe seiner Na - tion , deren Ruhm ihm über alles geht . Aus diesem Grunde ist er auch im Felde , namentlich im Angriff , ein guter Soldat . Er zieht das Landleben seder städtischen Be - schränktheit vor .
Seine Gesetze achtet er hoch . Durch diese erhält z . B . der ungarische Edelmann die Berechtigung an den Berathnngen der Generalversammlungen in den Comitaten selbst und ohne Vertreter teilzunehmen . Er darf ferner nicht in Gewahr - fant gebracht werden , als bis er vor seinem eigenen Comitats - gericht dazu verurtheilt worden ist . Augenblickliches Gefäng - niß kann ihn bloß dann treffen , wenn er bei frischer That ei tappt wird . Er nntersteht bloß der geheiligten Person sei - nes gekrönten Landesfiirsten , ^ . und übt auf feinem Edelgute unumschränkte Herrschaft aus . Für das schöne Geschlecht sorgen die ungarischen Gesetze in ausgezeichneter1 Weise . Stirbt in der Familie der Hausvater , so dars die Frau weder mit Erbschaststheilungen noch mit sonstigen Plackereien ein ganzes Jahr hindurch behelligt werden . Selbst nach
in Siebenbürgen . III .
durch Josef Grafen Kemötty und die schönen Wissenschaften durch Nikolaus Baron Josikg , und Alexander Petössy so wohl vertreten , daß der gute Klang dieser Namen auch ins Ausland gedrungen ist . Außerdem erfreuen sich auch andere Künste großer Pflege ; die Beredtfamkeit steht oben an .
Im gesellschaftlichen Leben erweist sich Ungar und Szek - ler nicht bloß lustig uud munter , sondern auch sreimüthig in seinen Aeußerungen , lebhaft in seiner Unterhaltung , tres - send mit seinem Witz . Er ist ein angenehmer Erzähler und wenn er zuweileu auch etwas aufschneidet , so liegt dies in seiner guten Absicht , andere zu lärmender Lustigkeit zu be - wegen . Im Umgange mit dem schönen Geschlechte befleißigt er sich der angenehmen Conversation , hält viel auf Artig - keit und Zuvorkommenheit und ist scheinbar überaus glück - lich , wenn er die Zufriedenheit oder gar ein laut ansge - sprocheues Lob seiner Liebenswürdigkeit erlangt . Sein Eigensinn ist überaus groß und läßt sich durch nichts beugen als durch eine freundliche Behandlung , durch welche sein Ehrgefühl erregt oder seinem Nationalstolz geschmeichelt wird . Er ist unternehmend , überaus muthig und unerschrocken
einem Szeklerhause .
Versluß dieses Zeitraumes dars kein Mensch sie aus dem Gut ihres Mannes verdrängen . Die Theiluug muß ihr — selbst bei kinderlos gebliebener Ehe — eine standesmäßige Existenz sichern nnd heirathet sie zum zweiten Mal , so hat sie nebst dem gleichmäßigen Erbschastsantheil auch noch An - spruchkauf die Garderobe des Mannes , auf dessen Eqnipa - gen : c . : c .
_ Der stets joviale Sinn dieses Volkes ist im Lande allge - mein ? gekannt und beliebt und derselbe drückt sich auch in einzelnen Gebräuchen aus , die namentlich in den Bergen sich oft auf die sonderbarste Weise manifestiren . Denn dort dringt die Cnltur keineswegs mit bestügelten Schritten ein und hält man deshalb es gern mit dem alten Herkommen , das sich so oft schon als „ gut " bewährt habe . So wird die gewöhnliche Hochzeitsseier Anlaß zu Tumulten , deren Art sich anderwärts nicht leicht wiederholt . Hat nämlich über das Brautpaar die Kirche ihren Segen gesprochen , so wird sowohl zu den ElternAdesFBräutigams als denen der Braut gegangen . Außer den Hochzeitsgästen finden sich inzwischen auch solche ein , die dem Brautpaare fern stehen und nur