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Inhalt / Download : Zeitschrift für Volkskunde, 54./56.1958/60

Nachrichten 
zehnte lang die Urlaube, in denen die Zeit bis zum letzten genützt werden 
mußte, weil unter den politischen Vorbehalten der faschistischen Regie- 
rung und den Rücksichten von nazistischer Seite der Zugang zu den Quel 
len sich jederzeit plötzlich wieder schließen konnte. Als es endlich doch 
gelungen war, das Material für einen stattlichen Band, im besonderen zu 
den südtiroler Fronleichnamsumgängen und -spielen, zusammenzubringeD 
- ein umfänglicher Aufsatz war 1938 im Literarwissenschaftlichen Jahr 
buch der Görres-Gesellschaft bereits vorausgegangen -, da standen der 
Veröffentlichung zunächst die Vorurteile gegen den Komplex Südtirol wie 
gegen das Thema Fronleichnam hindernd im Wege. Dank der zähen 
Energie des Autors und dem Verständnis des Präsidenten der damaligen 
Deutschen Akademie kam der Band dann unter dem Titel „Bozner Bürger 
spiele“ zuletzt doch noch zum Druck, aber infolge der Kriegszeit nur mehr 
zu einer teilweisen Auslieferung an einen sehr kleinen Kreis von Inter 
essenten. 
Erst 1946 ließ sich, was unter den Kulturpolitikern des Dritten Reiches, auch 
durch den Wehrdienst Dörrers im zweiten Weltkrieg unmöglich gewesen 
war, ein längst wünschenswertes Ziel erreichen: die Verbindung von For 
schung und Lehre durch die Übernahme einer volkskundlichen Dozentur 
an der Universität Innsbruck. 
In Dörrers reger Publikationstätigkeit, die auch in den schwierigsten Zeiten 
nicht völlig aussetzte, haben über die literar- und geistesgeschichtlichen, 
auch schöngeistigen Arbeiten stets die volkskundlichen dominiert; zu den 
Hauptgebieten Volksschauspiel und Brauchtum kamen auch Untersuchun 
gen über Volksglauben, Volkskunst, Kalenderwesen und noch manche 
andere Themen. Sie haben Tirol zu einer der besterforschten Volkskultur 
landschaften werden lassen, haben aber zugleich mit der Fülle des erarbei 
teten Materials und der daraus gewonnenen Erkenntnisse auch der über 
regionalen Volkskunde außerordentlich genützt. Sie mußten zu vergleichen 
der Forschung anregen, zumal in den oberdeutschen Nachbargebieten, die 
ja, mehr als Dörrers leidenschaftlicher tirolischer Patriotismus zuweilen 
wahrhaben will, an gleichen volkskulturellen Überlieferungen Anteil 
haben. 
Daß Dörrer selbst sich in seiner Arbeit ausschließlich auf den tirolischen 
Raum beschränkt hat, bedeutet ein unbedingtes Positivum. Denn wirklich 
zuverlässige, nicht auf Hypothesen und gedankliche Konstruktionen an 
gewiesene Grundlagen für alle Struktur- und Entwicklungsfragen der 
Volkskunde können nur von zäher, unverdrossener Kärrnerarbeit, sei es 
als Quellenforschung oder als Feldforschung, in regionaler Begrenzung 
gegeben werden. Ob gebührend gewürdigt oder nicht, liefert diese Arbeits 
weise die unentbehrlichen Stützen für jene, die um die Klärung von Zu 
sammenhängen und Eisprüngen über Räume und Zeiten hinweg bemüht 
sind. 
Für seinen vorbildhaften Beitrag zur gemeinsamen Aufgabe gebührt dem 
Tiroler Anton Dörrer der Dank der gesamten wissenschaftlichen Volks 
kunde. 
München 
Hans Moser
	        
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