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Full Text: Globus, 72.1897

Adam Quiroga: Calchaqui-Altertümer. 
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stück eines geprefsten Glasringes und Stücke geglätteten 
Lehmbewurfs enthielten. Ferner konnte ein Blockhaus 
rechteckiger Form (7,50 X 4,20 m) festgestellt werden, 
dessen eingerammte Pfosten deutliche Spuren hinter 
lassen haben; die Zwischenwände bestanden aus leicht 
vergänglichem Flechtwerk mit Lehmbewui’f. Das Haupt 
gebäude war aber ein steinernes Wohnhaus von 7,30 
bis 8 m im Lichten. Die 0,65 bis 0,70 m starke Mauer 
ist im Aufgehenden noch nahezu bis zu 1 m Höhe er 
halten und zeigt ziemlich sorgfältige Schichten von 
Kalkbruchsteinen in Lehmverband; von Mörtel fehlt jede 
Spur. Der Eingang lag in der Mitte der Westseite. Der 
Oberhau wird wohl aus Fachwerk bestanden haben, worauf 
vielleicht auch zwei Vorgefundene eiserne Klammern hin- 
weisen. Im Innern des Gebäudes kamen zum Vorschein 
eine Mittel-La Tenefibel und verschiedene andere La 
Tenesachen und zwar unter Umständen, welche die 
Gleichzeitigkeit des Hauses aufser Zweifel setzen. Es 
war wohl der Sitz des Stammeshäuptlings. 
Hiermit sind wir aber bereits in die historische Pe 
riode eingetreten, wo auch die Nachrichten der Schrift 
steller und bildnerische Darstellungen wie die der Marc 
Aurelsäule einsetzen 2 ). Wenn Strabo das belgische Haus 
als tholosartig aus Brettern und Weidengeflecht erbaut und 
mit Stroh und Schilf abgedeckt bezeichnet, so erkennen 
2 ) Vgl. auch A. Biese, Das rhein. Germanien in d. antiken 
Litteratur S. 433f.; Keller, Mitt. d. ant. Ges. Zürich, VII, 
S. 190 f.; VIII, S. 56 f.; Henning, Zur Gesch. d. deutsch. Hauses, 
S. 4 und Nachtrag; Meitzen, Gesch. d. deutsch. Hauses und 
Siedelung und Agrarwesen öfters. 
wir leicht in ihnen die besprochenen runden Hütten aus 
Fachwerk und Lehmbewurf wieder, und die taciteische 
Beschreibung der germanischen Hütten „. . . . materia 
ad omnia utuntur informi (nämlich Lehmfachwerk) . . . 
solent et subterraneos specus aperire eosque multo in- 
super fimo onerant, suffugium hiemis et receptaculum 
frugibus“ erinnert uns sofort an die Mardellen- 
wohnungen. 
Selbst in den römischen Grenzkastellen finden wir 
diese Grubenwohnungen nicht selten, runde und vier 
eckige, mitten unter stattlichen römischen Steinbauten 
mit Mörtel - und Ziegelwerk. Die aus einheimischer 
Bevölkerung rekrutierende Besatzung blieb eben ihren 
alten Gewohnheiten treu, welche zudem manchen prak 
tischen Vorteil hatten, wie unsere Bevölkerung auf den 
Höhen des Odenwaldes und Schwarzwaldes nicht ohne 
Grund so sehr an ihren Strohdächern hängt. 
Ein Zusammenhang zwischen den Formen der vor 
römischen Wohnungen und den ältesten deutschen 
Haustypen kann bis jetzt nicht mit Sicherheit erkannt 
werden, wie Henning mit Recht gegen Meitzen festge 
stellt hat, da wir zu wenig über die Einrichtung jener 
vierseitigen Holzhäuser wissen. 
Zum Schlüsse gehe ich noch einmal dem Wunsche 
Ausdruck, es möchte bei den Grabhügeluntersuchungen, 
mehr als es bisher geschehen ist, auch den meist in der 
Nähe befindlichen Hüttenresten nachgespürt werden. Bei 
sorgfältiger Ausgrabung können sie uns manches er 
zählen, was für die Kulturgeschichte nicht ohne Inter 
esse ist. 
Calchaqui-Altertümer, 
Nach Adam Quiroga. 
Der nördliche Teil der argentinischen Provinz Tucu- 
man und die angrenzenden Bezirke der Provinzen Salta 
und Catamarca bildeten in den Zeiten der spanischen 
Herrschaft eine eigene Landschaft, welche nach dem 
dort hausenden Indianerstamme „Calchaqui“ (sprich: 
Ivaltschaki) genannt wurde. In der neuesten Zeit hat 
man dort an verschiedenen Stellen Ausgrabungen vor 
genommen und eine nicht unbedeutende Beute gemacht, 
insbesondere war es Don Manuel B. Zavaleta, der mit 
Umsicht und Sachkenntnis eine ansehnliche Sammlung 
von Altertümern zusammenbrachte. Es ist sehr fraglich, 
oh letztere sämtlich oder überhaupt auf die Calchaqui- 
Indianer zurückzuführen ist, es spricht vielmehr manches 
dafür, dafs vor den Calchaqui ein höher civilisierter 
Stamm in jenem wilden Gebirgslande wohnte, der von 
den barbarischen Eroberern vernichtet worden ist, und 
zwar nicht nur der Stamm als solcher, sondern mit ihm 
auch seine eigene Civilisation. Gleichwohl hält man an 
der Benennung Calchaquialtertümer fest, weil eine „na 
tionale“ Sichtung bei den geringen Kenntnissen, die wir 
über jene präcolombischen und colombischen Zeiten be 
sitzen, nur (zu unfruchtbai’en Hypothesen und Irrtümern 
vorläufig führen würde, und weil Calchaqui nicht blofs ein 
Stammes-, sondern auch ein geographischer, ein Land 
schaftsname, ist. 
Die gefundenen Objekte sind zumeist aus Thon her 
gestellt und da erregen zunächst die Totenurnen unsere 
Aufmerksamkeit. Sie haben einen kleinen Bauch und 
einen langen und weiten Hals. Der Mund ist mit einer 
Thonplatte verschlossen, welche dieselbe reiche Ornamen- 
tierung aufzuweisen hat, wie die Aufsenwände des Ge- 
fäfses. Im Innern dieser Urnen finden sich „Leichen , 
angeblich von Kindern, wie dies auch der Beschreiber 
(Dr. Quiroga) aus dem Umstande schliefst, dafs keine der 
Urnen höher ist als 3 / 4 „demnach nicht die Leiche 
eines Erwachsenen bergen konnte“, doch ist gerade aus 
diesem Satze herauszulesen, dafs diese Totenreste nicht 
genau untersucht worden sind, denn nicht die Höhe der 
Urnen, sondern die Skeletteile würden für die Frage von 
Entscheidung sein, ob in diesen Krügen Erwachsene 
oder Kinder (angeblich als Opfer der Regengottheit) 
beigesetzt wurden. Diese Krüge findet man in der 
Erde vergraben vor. Bei jeder Urne sind Beigaben vor 
handen, als Idole, Wasserkrüge (die sogenannten Yuros, 
welche meist die Form eines Tieres haben, dessen Rachen 
den Mund des Kruges bildet), Hausgeräte und Schmuck, 
unter letzterem Spangen, Ohrgehänge, Armbänder aus 
Kupfer, Bronze oder Gold, und Halsbänder aus Malachit 
kügelchen. 
Die vorherrschende und Grundfarbe dieser Urnen 
ist ein helles Braun, die Ornamente sind in Schwarz, 
Rot und Fleischfarbe ausgeführt 1 ). Die Ornamente be 
stehen meist aus Kurvenlinien, doch kommt auch die 
geradlinige Ornamentierung häufig vor, unter 143 Urnen 
der Sammlung Zavaleta giebt es 25 Stück, die nur gerad 
linige Muster aufzuweisen haben, Netzmustex*, Zickzack 
linien, gewöhnliche Kreuze, Malteserkreuze, Schachbrett 
(die Felder alternierend tingiert), Ti’iangeln, Quadrate 
mit einem Punkt in der Mitte, Schlangen in gebrochenen 
Linien (mit einem Kopfe in Rautenform). Auf einigen 
Urnen findet man auch Kreise mit einem Punkte oder 
einem Sterne in dem Centrum. Auf 108 Urnen herrscht das 
Kurvenmuster oder dieses kombiniei’t mit dem gerad 
linigen vor. 
0 Seltener kommt die gelbe Farbe vor.
	        
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