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Aus allen Erdteilen.
den oben genannten Grenzen, und scheint eine ganz homogene
Fauna von Seesäugern zu besitzen. Vier Gattungen echter
Phociden — Ognorhinus, Lobodon, Leptonychotes und Omma-
tophoca —, die sich stark von nördlichen Formen unter
scheiden, sind für das Gebiet topomorph. Ebenso kommt der
See-Elefant (Macrorhinus) vor. Sirenen fehlen. Cetaceen
im Überflufs vorhanden, darunter die topomorphen Gattungen
Neobalaena und Berardius. Delphine finden sich
zahlreich.
Zunächst geht aus dieser Übersicht klar hervor, dafs der
Stille Ocean im allgemeinen mit der notopelagischen Region
viel mehr Übereinstimmung zeigt als der Atlantische. Die
Gattungen Otaria und Macrorhinus, die im Atlantischen
Ocean ganz unbekannt sind, sind bis zum äufsersten Norden
des Pacifischen verbreitet. Daraus folgert Sclater, dafs in
früheren Zeiten irgend eine Schranke bestanden haben mufs,
die das Vordringen dieser Gattungen nach Norden verhinderte,
während eine solche Schranke im Stillen Ocean nicht bestand.
Die einzige Schranke, die dies verhindert haben kann, mufs
ein Land gewesen sein, das Südamerika und Afrika verband.
Läfst man diese Hypothese gelten, so hat man zu gleicher
Zeit eine Erklärung für das Vorkommen der Gattung Manatus
sowohl an der amerikanischen als auch afrikanischen Küste;
denn Manatus ist kaum im stände, den Atlantischen Ocean
zu kreuzen. Er lebt nur in der Nähe von Küsten, wo er
sich von Meergras und anderen vegetabilischen Stoffen nährt.
Wie konnte er also von Amerika nach Afrika oder umgekehrt
gelangen , wenn nicht eine ununterbrochene Küstenlinie
zwischen beiden bestand? Dasselbe gilt von Monachus. Eine
Landbrücke zwischen beiden Erdteilen, die schon Wallace
auf Grund anderer Thatsachen annahm (vergl. Wallace, Geogr.
Distribution. Yol. I, p. 156) ist allein im stände, diese That
sachen zu erklären. Im Stillen Ocean bestand kein solches
Hindernis. Ungehindert konnten sich seit undenklichen
Zeiten die Seesäugetiere der notopelagischen Region durch
den ganzen Stillen Ocean verbreiten und haben dies auch
gethan. Anderseits sehen wir, dafs, während der grofse süd
liche Ocean eine bemerkenswerte Gleichförmigkeit der See
säugetierfauna aufweist, die nördlichen Gewässer zwei, durch
die dazwischenliegenden Ländermassen bedingte, scharf
unterscheidbare Regionen bildet. Alle diese Thatsachen, mit
der alleinigen Ausnahme des hypothetischen atlantischen
Landes, würden für die jetzt allgemein geltende Lehre gelten,
wonach die hauptsächlichsten Land- und Wassermassen nicht
neueren Ursprungs sind, sondern in der Hauptsache in ihrer
gegenwärtigen Gestalt durch alle Zeitalter hindurch bestanden
haben.
— Victor Largeau, ein verdienter französischer For
schungsreisender der Wüste Sahara, ist am 19. März d. J.
zu Niort gestorben; geboren wurde er am 21. Juni 1842
zu Magné bei Niort. In den Jahren 1874, 1876 und 1879
machte der Verstorbene drei gröfsere Forschungsreisen in
Südalgerien und beschrieb diese in den drei wertvollen
Büchern: „Le Sahara Algérien“, Paris 1877; — „Le pays de
Rirha; Quargla. Voyage â Rhadamès“, Paris 1879; — „Le
Sahara Algérien; le désert de l’Erg“, Paris 1881. In den
späteren Jahren, 1886, 1891 und 1896, war Largeau noch
vielfach im französischen Kolonialdienst in Westafrika thätig.
Für „Le Tour du Monde“ war er lange ein fleifsiger Mit
arbeiter; ein gröfseres Werk über „Religion de l’Humanité“
ist leider unvollendet geblieben. W. W.
— In den Annalen für Hydrographie (7. Heft 1897) findet
sich ein Aufsatz des durch seine Grönlandexpedition bekannten
dänischen Marineoffiziers Ryder über die Eisgrenze
zwischen Grönland, Island und Spitzbergen,
der um so mehr Interesse erregen dürfte, als ja letztere Insel
bereits in das Netz des sich immer mehr ausbreitenden Tou
ristenverkehrs einbezogen ist, während den anderen beiden
Ländern dasselbe Schicksal wohl sehr nahe bevorsteht. Das
Original ist in dänischer Sprache abgefafst und es ist deshalb
der Auszug mit Freuden zu begrüfsen, umsomehr, da auf
drei Kärtchen die mittlere, äufserste und innerste Eisgrenze
für die drei Monate März, Mai und Juli dargestellt ist. Im
März beginnt nämlich in dieser Gegend die Schiffahrt, zuerst
von seiten der Walfänger, Ende Juli ist das Eis in den
meisten Jahren so weit zurückgewichen, dafs es keine ge
fährliche Bedeutung mehr für die Schiffahrt nach den meist
befahrenen Küsten jener Länder besitzt. Aus den Beobach
tungen ergiebt sich, dafs die Ursache für die Lage der Eis
grenze auf der Linie Südgrönland—Spitzbergen in den Strö
mungen zu suchen ist, deshalb findet sich, dafs da , wo der
Warmwasserstrom von der Nordküste Norwegens zur Bären
insel und der Westküste Spitzbergens geht, die Küsten eisfrei
bleiben, und wo er nach Westen umbiegt, ein Zurücktreten
des Eisrandes nördlich von 74° nördl. Br. stattfindet, und
so die unter den Walfängern bekannte „Nordbucht“ entsteht,
welche verschiedene Male mit Erfolg zum Ausgangspunkt
für die Forcierung der Durchfahrt nach der grönländischen
Ostküste gemacht wurde. Südlich davon wird der Eisrand
dagegen vom Polarstrom wieder vorgeschoben, der auch das
ganze Jahr hindurch in der Dänemarkstrafse herrscht und
dort nur eine geringe jahreszeitliche Verschiebung der Eis
grenze aufkommen läfst. In der Beschaffenheit des Eises
besteht insofern ein wesentlicher Unterschied, als mit der
Breite und der Annäherung an das Land (in östlicher Rich
tung) die Gröfse der Eisfelder bis zu mehreren geographischen
Quadratmeilen anwächst, zwischen denen sich dann unter
Umständen offene Stellen — Wacken — von gleicher Gröfse
befinden. In der Dänemarkstrafse kommt das Eis nur in
kleinen Stücken vor, denn es hat gröfstenteils schon einen
weiten Weg hinter sich, auf dem es den zerkleinernden Ein
wirkungen von Seegang und Lufttemperatur ausgesetzt war.
Eine regelmäfsige Periodicität der Verhältnisse in den ver
schiedenen Jahren hat sich noch nicht ergeben, doch scheint
dafür auch der benutzte Zeitraum von 16 Jahren (1877 bis
1892) noch etwas kurz zu sein, wie auch noch zu wenig
reichliche Beobachtungen aus den einzelnen Jahren vor
liegen , da unter Umständen in ein und demselben Jahre die
Verhältnisse an den verschiedenen Stellen der besprochenen
Eisgrenze ganz verschieden sein können.
— Einen Beitrag zur Kartierung der niederlän
dischen Sandstrecken veröffentlicht J. L. C. Schroeder
van der Kolk in den „Verhandelingen der K. Akademie van
Wetenschappen te Amsterdam“ (2 e S., Deel V, Nr. 7, 1897).
Schon früher hatte er gefunden, dafs ein gutes Kennzeichen
verschiedener Sande ihr Gehalt (in Gewichtsprozenten aus-
gedrückt) an schweren Mineralien sei.
Zur Ünterscheidung von skandinavischem und südlichem
Diluvialsand giebt er an, dafs der Gehalt von skandinavischem
Diluvialsand an schweren Mineralien stets gröfser als 0,5 und
meistens viel gröfser ist, während der Gehalt von südlichem
Diluvialsand stets kleiner als 0,5 und meistens viel kleiner ist.
Ein Unterscheidungsmerkmal des diluvialen Sandes von
alluvialem ist folgendes:
Der Gehalt der diluvialen Sande an schweren Mineralien
ist bei nicht zu weit auseinanderliegenden Fundstellen ziemlich
konstant, dagegen ist derselbe bei diluvialen Sanden sehr
stark verschieden.
— Die Gewinnung des Kupfers durch die Neger
in Katanga hat der Kommandant Basseur beobachtet und
berichtet darüber in le Mouvement géographique (25. Juli
1897). Wenn die Eingeborenen eine Mine anlegen wollen,
bilden sie zuerst eine Genossenschaft, dann wählen sie einen
Ort aus , der ihnen reich an Erzen zu sein scheint und er
richten dort ihren Kamp. Vermittelst leichter Hauen und
Hacken aus Eisen, die man hauptsächlich in den Ländern
der Ba-Uchis herstellt, wo Eisen im Überflufs vorkommt,
stellen sie grob rechteckige Schachte und selbst primitive
Galerieen her , aus denen sie den Malachit gewinnen. Man
legt das Erz zunächst in die Sonne und wenn eine hinreichende
Menge gewonnen ist, in grofse irdene Töpfe, die man weit
genug von der Niederlassung wegbringt, damit sie vor neu
gierigen Blicken geschützt sind. Sofort setzt man dort die
Töpfe auf primitive Schmelzöfen und erhitzt sie vermittelst
Blasebälgen, bis das Metall schmilzt. Nach einer ersten
Reinigung wird der Prozefs in kleineren Töpfen wiederholt, und
wenn die Masse geschmolzen ist, wird sie auf Steine aus
gegossen, in denen eine kreuzförmige Figur (Andreaskreuz) aus
gehauen ist. Nach dem Erkalten wird der Stein umgedreht und
durch einen leichten Schlag das Kreuz vom Stein losgelöst.
Nur Eingeweihte dürfen beim Schmelzen zugegen sein, denn
der geringste böse Blick, der in den Topf geworfen würde,
würde das Schmelzen verhindern. Die Frauen der Bergleute
dürfen sich nur im Kamp aufhalten. Während des Schmelzens
und Giefsens darf keiner der Ai-beiter seine Frau berühren,
sonst würde das kleinste Stückchen Malachit, das in der
Mine auf ihn niederfällt, ihn töten. Um daher jede An
näherung zu vermeiden, ist das Lager der Frauen von dem
der Männer getrennt, auch jede Lustbarkeit ist ihnen unter
sagt. — Würde ein Fremder die Frau eines Bergmanns,
während dieser arbeitet, belästigen, so würde ihn in kurzer
Zeit ein Unglück treffen.
Verantwortl. Redakteur: Dr. R. Andree, Braunschweig, Fallersleberthor-Promenade 13.
Druck: Friedr. Vieweg u. Sohn, Braunschweig.