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Full Text: Globus, 72.1897

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Aus allen Erdteilen. 
den oben genannten Grenzen, und scheint eine ganz homogene 
Fauna von Seesäugern zu besitzen. Vier Gattungen echter 
Phociden — Ognorhinus, Lobodon, Leptonychotes und Omma- 
tophoca —, die sich stark von nördlichen Formen unter 
scheiden, sind für das Gebiet topomorph. Ebenso kommt der 
See-Elefant (Macrorhinus) vor. Sirenen fehlen. Cetaceen 
im Überflufs vorhanden, darunter die topomorphen Gattungen 
Neobalaena und Berardius. Delphine finden sich 
zahlreich. 
Zunächst geht aus dieser Übersicht klar hervor, dafs der 
Stille Ocean im allgemeinen mit der notopelagischen Region 
viel mehr Übereinstimmung zeigt als der Atlantische. Die 
Gattungen Otaria und Macrorhinus, die im Atlantischen 
Ocean ganz unbekannt sind, sind bis zum äufsersten Norden 
des Pacifischen verbreitet. Daraus folgert Sclater, dafs in 
früheren Zeiten irgend eine Schranke bestanden haben mufs, 
die das Vordringen dieser Gattungen nach Norden verhinderte, 
während eine solche Schranke im Stillen Ocean nicht bestand. 
Die einzige Schranke, die dies verhindert haben kann, mufs 
ein Land gewesen sein, das Südamerika und Afrika verband. 
Läfst man diese Hypothese gelten, so hat man zu gleicher 
Zeit eine Erklärung für das Vorkommen der Gattung Manatus 
sowohl an der amerikanischen als auch afrikanischen Küste; 
denn Manatus ist kaum im stände, den Atlantischen Ocean 
zu kreuzen. Er lebt nur in der Nähe von Küsten, wo er 
sich von Meergras und anderen vegetabilischen Stoffen nährt. 
Wie konnte er also von Amerika nach Afrika oder umgekehrt 
gelangen , wenn nicht eine ununterbrochene Küstenlinie 
zwischen beiden bestand? Dasselbe gilt von Monachus. Eine 
Landbrücke zwischen beiden Erdteilen, die schon Wallace 
auf Grund anderer Thatsachen annahm (vergl. Wallace, Geogr. 
Distribution. Yol. I, p. 156) ist allein im stände, diese That 
sachen zu erklären. Im Stillen Ocean bestand kein solches 
Hindernis. Ungehindert konnten sich seit undenklichen 
Zeiten die Seesäugetiere der notopelagischen Region durch 
den ganzen Stillen Ocean verbreiten und haben dies auch 
gethan. Anderseits sehen wir, dafs, während der grofse süd 
liche Ocean eine bemerkenswerte Gleichförmigkeit der See 
säugetierfauna aufweist, die nördlichen Gewässer zwei, durch 
die dazwischenliegenden Ländermassen bedingte, scharf 
unterscheidbare Regionen bildet. Alle diese Thatsachen, mit 
der alleinigen Ausnahme des hypothetischen atlantischen 
Landes, würden für die jetzt allgemein geltende Lehre gelten, 
wonach die hauptsächlichsten Land- und Wassermassen nicht 
neueren Ursprungs sind, sondern in der Hauptsache in ihrer 
gegenwärtigen Gestalt durch alle Zeitalter hindurch bestanden 
haben. 
— Victor Largeau, ein verdienter französischer For 
schungsreisender der Wüste Sahara, ist am 19. März d. J. 
zu Niort gestorben; geboren wurde er am 21. Juni 1842 
zu Magné bei Niort. In den Jahren 1874, 1876 und 1879 
machte der Verstorbene drei gröfsere Forschungsreisen in 
Südalgerien und beschrieb diese in den drei wertvollen 
Büchern: „Le Sahara Algérien“, Paris 1877; — „Le pays de 
Rirha; Quargla. Voyage â Rhadamès“, Paris 1879; — „Le 
Sahara Algérien; le désert de l’Erg“, Paris 1881. In den 
späteren Jahren, 1886, 1891 und 1896, war Largeau noch 
vielfach im französischen Kolonialdienst in Westafrika thätig. 
Für „Le Tour du Monde“ war er lange ein fleifsiger Mit 
arbeiter; ein gröfseres Werk über „Religion de l’Humanité“ 
ist leider unvollendet geblieben. W. W. 
— In den Annalen für Hydrographie (7. Heft 1897) findet 
sich ein Aufsatz des durch seine Grönlandexpedition bekannten 
dänischen Marineoffiziers Ryder über die Eisgrenze 
zwischen Grönland, Island und Spitzbergen, 
der um so mehr Interesse erregen dürfte, als ja letztere Insel 
bereits in das Netz des sich immer mehr ausbreitenden Tou 
ristenverkehrs einbezogen ist, während den anderen beiden 
Ländern dasselbe Schicksal wohl sehr nahe bevorsteht. Das 
Original ist in dänischer Sprache abgefafst und es ist deshalb 
der Auszug mit Freuden zu begrüfsen, umsomehr, da auf 
drei Kärtchen die mittlere, äufserste und innerste Eisgrenze 
für die drei Monate März, Mai und Juli dargestellt ist. Im 
März beginnt nämlich in dieser Gegend die Schiffahrt, zuerst 
von seiten der Walfänger, Ende Juli ist das Eis in den 
meisten Jahren so weit zurückgewichen, dafs es keine ge 
fährliche Bedeutung mehr für die Schiffahrt nach den meist 
befahrenen Küsten jener Länder besitzt. Aus den Beobach 
tungen ergiebt sich, dafs die Ursache für die Lage der Eis 
grenze auf der Linie Südgrönland—Spitzbergen in den Strö 
mungen zu suchen ist, deshalb findet sich, dafs da , wo der 
Warmwasserstrom von der Nordküste Norwegens zur Bären 
insel und der Westküste Spitzbergens geht, die Küsten eisfrei 
bleiben, und wo er nach Westen umbiegt, ein Zurücktreten 
des Eisrandes nördlich von 74° nördl. Br. stattfindet, und 
so die unter den Walfängern bekannte „Nordbucht“ entsteht, 
welche verschiedene Male mit Erfolg zum Ausgangspunkt 
für die Forcierung der Durchfahrt nach der grönländischen 
Ostküste gemacht wurde. Südlich davon wird der Eisrand 
dagegen vom Polarstrom wieder vorgeschoben, der auch das 
ganze Jahr hindurch in der Dänemarkstrafse herrscht und 
dort nur eine geringe jahreszeitliche Verschiebung der Eis 
grenze aufkommen läfst. In der Beschaffenheit des Eises 
besteht insofern ein wesentlicher Unterschied, als mit der 
Breite und der Annäherung an das Land (in östlicher Rich 
tung) die Gröfse der Eisfelder bis zu mehreren geographischen 
Quadratmeilen anwächst, zwischen denen sich dann unter 
Umständen offene Stellen — Wacken — von gleicher Gröfse 
befinden. In der Dänemarkstrafse kommt das Eis nur in 
kleinen Stücken vor, denn es hat gröfstenteils schon einen 
weiten Weg hinter sich, auf dem es den zerkleinernden Ein 
wirkungen von Seegang und Lufttemperatur ausgesetzt war. 
Eine regelmäfsige Periodicität der Verhältnisse in den ver 
schiedenen Jahren hat sich noch nicht ergeben, doch scheint 
dafür auch der benutzte Zeitraum von 16 Jahren (1877 bis 
1892) noch etwas kurz zu sein, wie auch noch zu wenig 
reichliche Beobachtungen aus den einzelnen Jahren vor 
liegen , da unter Umständen in ein und demselben Jahre die 
Verhältnisse an den verschiedenen Stellen der besprochenen 
Eisgrenze ganz verschieden sein können. 
— Einen Beitrag zur Kartierung der niederlän 
dischen Sandstrecken veröffentlicht J. L. C. Schroeder 
van der Kolk in den „Verhandelingen der K. Akademie van 
Wetenschappen te Amsterdam“ (2 e S., Deel V, Nr. 7, 1897). 
Schon früher hatte er gefunden, dafs ein gutes Kennzeichen 
verschiedener Sande ihr Gehalt (in Gewichtsprozenten aus- 
gedrückt) an schweren Mineralien sei. 
Zur Ünterscheidung von skandinavischem und südlichem 
Diluvialsand giebt er an, dafs der Gehalt von skandinavischem 
Diluvialsand an schweren Mineralien stets gröfser als 0,5 und 
meistens viel gröfser ist, während der Gehalt von südlichem 
Diluvialsand stets kleiner als 0,5 und meistens viel kleiner ist. 
Ein Unterscheidungsmerkmal des diluvialen Sandes von 
alluvialem ist folgendes: 
Der Gehalt der diluvialen Sande an schweren Mineralien 
ist bei nicht zu weit auseinanderliegenden Fundstellen ziemlich 
konstant, dagegen ist derselbe bei diluvialen Sanden sehr 
stark verschieden. 
— Die Gewinnung des Kupfers durch die Neger 
in Katanga hat der Kommandant Basseur beobachtet und 
berichtet darüber in le Mouvement géographique (25. Juli 
1897). Wenn die Eingeborenen eine Mine anlegen wollen, 
bilden sie zuerst eine Genossenschaft, dann wählen sie einen 
Ort aus , der ihnen reich an Erzen zu sein scheint und er 
richten dort ihren Kamp. Vermittelst leichter Hauen und 
Hacken aus Eisen, die man hauptsächlich in den Ländern 
der Ba-Uchis herstellt, wo Eisen im Überflufs vorkommt, 
stellen sie grob rechteckige Schachte und selbst primitive 
Galerieen her , aus denen sie den Malachit gewinnen. Man 
legt das Erz zunächst in die Sonne und wenn eine hinreichende 
Menge gewonnen ist, in grofse irdene Töpfe, die man weit 
genug von der Niederlassung wegbringt, damit sie vor neu 
gierigen Blicken geschützt sind. Sofort setzt man dort die 
Töpfe auf primitive Schmelzöfen und erhitzt sie vermittelst 
Blasebälgen, bis das Metall schmilzt. Nach einer ersten 
Reinigung wird der Prozefs in kleineren Töpfen wiederholt, und 
wenn die Masse geschmolzen ist, wird sie auf Steine aus 
gegossen, in denen eine kreuzförmige Figur (Andreaskreuz) aus 
gehauen ist. Nach dem Erkalten wird der Stein umgedreht und 
durch einen leichten Schlag das Kreuz vom Stein losgelöst. 
Nur Eingeweihte dürfen beim Schmelzen zugegen sein, denn 
der geringste böse Blick, der in den Topf geworfen würde, 
würde das Schmelzen verhindern. Die Frauen der Bergleute 
dürfen sich nur im Kamp aufhalten. Während des Schmelzens 
und Giefsens darf keiner der Ai-beiter seine Frau berühren, 
sonst würde das kleinste Stückchen Malachit, das in der 
Mine auf ihn niederfällt, ihn töten. Um daher jede An 
näherung zu vermeiden, ist das Lager der Frauen von dem 
der Männer getrennt, auch jede Lustbarkeit ist ihnen unter 
sagt. — Würde ein Fremder die Frau eines Bergmanns, 
während dieser arbeitet, belästigen, so würde ihn in kurzer 
Zeit ein Unglück treffen. 
Verantwortl. Redakteur: Dr. R. Andree, Braunschweig, Fallersleberthor-Promenade 13. 
Druck: Friedr. Vieweg u. Sohn, Braunschweig.
	        
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