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Full Text: Globus, 72.1897

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August Gebhardt: Isländische Münchha'usiaden. 
rudern, und unterwegs spaltete und entgrätete er den 
Schellfisch und legte ihn hinten in den Stern. Als sie 
noch eine Seemeile ans Land hatten, kam ihnen ein 
solches Gestöber von Dorschköpfen entgegen, dafs sie 
beinahe das Leben verloren. Berghohe Haufen Dorsch 
köpfe stoben in der Luft herum wie lockerer Schnee. 
Nun ruderten sie so rasch sie konnten, beugten sich 
weit zurück, rückten auf den Bänken vor und rückten 
hinter, bis sie endlich mit Mühe und Not das Land 
erreichten. Dabei hatte Bjarni rechte Efslust bekommen 
und verschlang soviel, dafs man sich darob verwunderte; 
doch war seine G efräfsigkeit von schlimmen Folgen, 
denn er bekam so viele Winde, dafs er das Steuer vor 
sein Hinterteil hielt. Doch waren seine Winde so stark, 
dafs das Steuer davon bis an die Eyjafjöll getrieben 
wurde. Der Schellfisch, den er im Schiffe liegen hatte, 
konnte nun unter den Klopfhammer genommen werden 
und ergab ein Gewicht von 15 Pfund. 
Ein paar Tage darauf befand sich Bjarni in Keflavik 
und begegnete auf dem Hölmsberg einem Manne, mit 
dem er Neuigkeiten austauschte und von dem er erfuhr, 
dafs im HafnarfjörcS sehr reicher Fang zu machen sei. 
Da entschlofs er sich, es dort einmal zu probieren. Er 
rüstet sich zur Ausfahrt und geht zunächst nach Garäar 
auf ATptanes. Von hier aus rudern sie nun früh am 
Morgen ab, können aber da, wo sie zuerst die Leine 
auswerfen, gar nichts entdecken, so dafs Bjarni ein Segel 
setzen und bei Südostwind westwärts nach dem „Sviä“ 
genannten Platze zu segeln läfst, wo sie auch wirklich 
genug Fische finden, und Bjarni unter anderem auch 
eine Flunder von solcher Gröfse fängt, dafs sie sie nicht 
an Bord nehmen konnten, sondern schleppen mufsten. 
Nun zog ein Sturm auf, der von solchem Getöse begleitet 
war, dafs ihn alle für ein Zauberwetter hielten, so dafs 
sie so rasch wie möglich die Küste zu erreichen trach 
teten. Kurz vor ihrer Landung erblickte Bjarni einen 
schwarzen zerfetzten Gegenstand in der Luft, und als 
das Boot nahe genug daran war, erhob er sich und 
ergriff ihn. Da war es die Kirche zu Garäar, die der 
Sturm emporgerissen hatte. Auch diese nahm er ins 
Schlepptau. Als sie nun mit heiler Haut an Land ge 
kommen waren und ihren Fang ausluden, getraute sich 
Bjarni nicht, seine Flunder noch am selben Abend zu 
spalten und zu entgräten. Am folgenden Morgen kam der 
Stallbursche von Mosfell und forschte nach den Kühen des 
Hofes, die abends vorher, vier an der Zahl, mit dem Ochsen 
in die Büsche hinausgetrieben worden waren. Bjarni 
ging nun an den Strand, um die Flunder zu zerschneiden, 
wobei ihn der Stallbursche begleitete, der gern den 
grofsen Fisch gesehen hätte. Als sie nun hinabkamen, 
da griffen sämtliche Kühe die Flunder unterhalb des 
zweiten Flossenringes wie rasend an, der Ochse aber 
stand oben darauf. Nun führte der Stallbursche seine 
Rinder heim, Bjarni aber machte sich daran, die Flunder 
zu zerlegen, und das in Streifen geschnittene Fleisch 
konnte, hart geworden, kaum auf den Rücken von fünf 
Pferden verladen werden. Das Vorderstück dünkte 
Bjarni etwas grofs, und als er es auseinanderrifs, kamen 
zwölf Seehunde heraus. Die liefs er auf die Holtavöräu- 
heide treiben, damit sie fetter würden, bis man sie im 
Herbste schlachtete. 
Bjarni macht sich nun nach Norden auf den Weg, 
reitet nach Reykjavik und verbringt daselbst die 
Nacht. Tags darauf ist er schon zeitig auf den Beinen 
und beschlägt seine Braune mit Eisen mit sechs Nägeln 
und mit Stollen und Griffen. Als er eben damit fertig 
und bereits aufgesessen ist, kommt das Mädchen mit 
dem Kaffee für ihn, da er aber reiselustig war, kümmerte
	        
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