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August Gebhardt: Isländische Münchha'usiaden.
rudern, und unterwegs spaltete und entgrätete er den
Schellfisch und legte ihn hinten in den Stern. Als sie
noch eine Seemeile ans Land hatten, kam ihnen ein
solches Gestöber von Dorschköpfen entgegen, dafs sie
beinahe das Leben verloren. Berghohe Haufen Dorsch
köpfe stoben in der Luft herum wie lockerer Schnee.
Nun ruderten sie so rasch sie konnten, beugten sich
weit zurück, rückten auf den Bänken vor und rückten
hinter, bis sie endlich mit Mühe und Not das Land
erreichten. Dabei hatte Bjarni rechte Efslust bekommen
und verschlang soviel, dafs man sich darob verwunderte;
doch war seine G efräfsigkeit von schlimmen Folgen,
denn er bekam so viele Winde, dafs er das Steuer vor
sein Hinterteil hielt. Doch waren seine Winde so stark,
dafs das Steuer davon bis an die Eyjafjöll getrieben
wurde. Der Schellfisch, den er im Schiffe liegen hatte,
konnte nun unter den Klopfhammer genommen werden
und ergab ein Gewicht von 15 Pfund.
Ein paar Tage darauf befand sich Bjarni in Keflavik
und begegnete auf dem Hölmsberg einem Manne, mit
dem er Neuigkeiten austauschte und von dem er erfuhr,
dafs im HafnarfjörcS sehr reicher Fang zu machen sei.
Da entschlofs er sich, es dort einmal zu probieren. Er
rüstet sich zur Ausfahrt und geht zunächst nach Garäar
auf ATptanes. Von hier aus rudern sie nun früh am
Morgen ab, können aber da, wo sie zuerst die Leine
auswerfen, gar nichts entdecken, so dafs Bjarni ein Segel
setzen und bei Südostwind westwärts nach dem „Sviä“
genannten Platze zu segeln läfst, wo sie auch wirklich
genug Fische finden, und Bjarni unter anderem auch
eine Flunder von solcher Gröfse fängt, dafs sie sie nicht
an Bord nehmen konnten, sondern schleppen mufsten.
Nun zog ein Sturm auf, der von solchem Getöse begleitet
war, dafs ihn alle für ein Zauberwetter hielten, so dafs
sie so rasch wie möglich die Küste zu erreichen trach
teten. Kurz vor ihrer Landung erblickte Bjarni einen
schwarzen zerfetzten Gegenstand in der Luft, und als
das Boot nahe genug daran war, erhob er sich und
ergriff ihn. Da war es die Kirche zu Garäar, die der
Sturm emporgerissen hatte. Auch diese nahm er ins
Schlepptau. Als sie nun mit heiler Haut an Land ge
kommen waren und ihren Fang ausluden, getraute sich
Bjarni nicht, seine Flunder noch am selben Abend zu
spalten und zu entgräten. Am folgenden Morgen kam der
Stallbursche von Mosfell und forschte nach den Kühen des
Hofes, die abends vorher, vier an der Zahl, mit dem Ochsen
in die Büsche hinausgetrieben worden waren. Bjarni
ging nun an den Strand, um die Flunder zu zerschneiden,
wobei ihn der Stallbursche begleitete, der gern den
grofsen Fisch gesehen hätte. Als sie nun hinabkamen,
da griffen sämtliche Kühe die Flunder unterhalb des
zweiten Flossenringes wie rasend an, der Ochse aber
stand oben darauf. Nun führte der Stallbursche seine
Rinder heim, Bjarni aber machte sich daran, die Flunder
zu zerlegen, und das in Streifen geschnittene Fleisch
konnte, hart geworden, kaum auf den Rücken von fünf
Pferden verladen werden. Das Vorderstück dünkte
Bjarni etwas grofs, und als er es auseinanderrifs, kamen
zwölf Seehunde heraus. Die liefs er auf die Holtavöräu-
heide treiben, damit sie fetter würden, bis man sie im
Herbste schlachtete.
Bjarni macht sich nun nach Norden auf den Weg,
reitet nach Reykjavik und verbringt daselbst die
Nacht. Tags darauf ist er schon zeitig auf den Beinen
und beschlägt seine Braune mit Eisen mit sechs Nägeln
und mit Stollen und Griffen. Als er eben damit fertig
und bereits aufgesessen ist, kommt das Mädchen mit
dem Kaffee für ihn, da er aber reiselustig war, kümmerte