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Full Text: Globus, 72.1897

Dr. A. Baefsler: Tahitische Legenden. 
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angefertigt, und zwar nach einer Überlieferung, deren 
Anschauung der ausdrücklichen Angabe des Verfassers 
zufolge 50 Jahre zurückliegt und mithin nicht anders 
als verblafst und abgestumpft sein kann. Aber auch 
wenn sie nach der genauesten Beschreibung gefertigt 
wären, ist es kaum möglich, ohne den Anhalt einer 
Zeichnung eine brauchbare Grundlage für eine derartige 
Nachbildung zu gewinnen. Wie viel mithin bei diesen 
Figuren der Wirklichkeit, wie viel der nachhelfenden 
Phantasie des Bildners angehört, mufs dahingestellt 
bleiben. 
Dafs dem Ganzen jedoch eine sichere Überlieferung 
zu Grunde liegt, ist nicht zu bezweifeln. Besonders die 
Bemerkung, dafs die Hausgötter genau die Gewandung 
des bezüglichen Stammes trugen, ist hierfür bedeut 
sam 3 ). 
Von den alten Tschechen bezeugt Kosmas, dafs sie 
Hausgötter (penates) verehrten, die ihr Vorfahr „Tschech“ 
3 ) Die Namen ded, did, dziad, deduska für den Schutzgott 
des Hauses sind so ziemlich über alle slavischen Stämme 
verbreitet, mit Ausnahme der Südslaven. Am bekanntesten 
ist der russische deduska domovoj, auch schlechthin domovoj, 
der auch wohl den Namen chozjain („Hausherr, Hauswirt“) 
auf seinen Schultern nach ihrer neuen Heimat hinüber 
trug. (Font. rer. boh. I, 5.) Dasselbe bezeugt Dalimil, 
wobei er des Kosmas „penates“ mit dem Worte „dedky“ 
verdolmetscht; er sagt wörtlich: „Er hub sich (Tschech) 
mit allem aus dem Lande, dessen Name Kroatien (Weifs 
kroatien , d. V.) war, und schlug sich von Wald zu 
Wald, indem er seine Ahndein auf der Schulter trug.“ 
Mit der russischen Benennung „chozjain“ hängt der 
tschechische hospodäricek zusammen, der Geld, Efswaren 
bringt, Schaden anzeigt, der dem Hauswirt eben zustöfst 
und dergleichen. Einen hospodäricek kann man sich 
aus der Zaunrübe (Bryonia dioica) anfertigen, aber auf 
welche Weise, ist nicht bekannt. Bis zu sieben Jahren 
kann sich jeder von ihm befreien, hernach gar nicht 
mehr; nach dem Tode nimmt sich der hospodäricek die 
Seele seines Herrn. (Sobotka, Rostlinstvo o nar. podani 
slovansk., Prag 1878.) Die Anfertigung aus der Zaun 
rübe zeigt Zusammenhang des hospodäricek mit den 
deutschen Abraunen. 
führt, gleich dem hospodäricek. Die Erinnerung an den 
tschechischen Hausgeist ist schon sehr verblafst, wie aus den 
dürftigen Nachrichten bei Machal (S. 98), die ich Anmerkung 2 
wiedergab, hervorgeht. 
Tahitische Legenden. 
Gesammelt von Dr. A. Baefsler. (Papeete, Juni 1897.) 
Teva. 
Den ersten Rang unter den Arii, den Edlen von 
Tahiti, beanspruchen die von Vaiari, als ältestes Ge 
schlecht der Insel. Ihnen zunächst standen die Arii 
von Punaauia, nachdem Te manutunuu sich mit 
Hototu, einer Arii von Vaiari, verheiratet und eine 
Reise nach den Paumotuinseln unternommen hatte, 
um für seinen Sohn Terii te moanarau die wertvolle 
rote Feder zu holen, die als Gürtel getragen dem Be 
sitzer das höchste Ansehen verliehen. Während seiner 
Abwesenheit erhielt sein Ehegemahl einen eigentüm 
lichen Besuch. Ein Wesen, halb Mensch halb Fisch, 
kam vom Ocean her, schwamm über das Riff in den 
Vaihiriaflufs, stieg an Land und führte sich als 
Vari mataauhoe ein. Tahitische Sitte verlangte, dafs 
jeder angesehene Gast in Abwesenheit des Arii von 
der Frau desselben empfangen wurde. Hototu nahm 
deshalb den Halbgott auf das freundlichste auf und 
Beide lebten eine Zeitlang glücklich zusammen. Eines 
Tages kam Hototus Hund ins Haus, sprang freudig an 
seiner Herrin empor und leckte ihr das Gesicht. Als 
Vari mataauhoe dies sah, ging er mit sich zu Rate, und 
nachdem er die Sache lange hin und her erwogen, kam 
er zu dem Schlufs, dafs das Vergehen ein so schweres 
sei, dafs er Hototu verlassen müsse. „Du bist deinem 
Manne untreu gewesen mit mir, du könntest mir untreu 
werden mit dem Hunde“, sagte er zu ihr, schritt zum 
Flufs, nahm seine Fischgestalt wieder an und schwamm 
von dannen. Unterwegs traf er den zurückkehrenden 
Te manutunuu; als dieser von seinem Besuch hörte, bat 
er ihn, wieder mit zurück zu kommen. Der Fischgott 
lehnte aber die Einladung mit der Bemerkung ab, dafs 
Hototu die Hunde zu sehr liebe. Nach Vari mataauhoes 
Weggang gebar ihm Hototu einen Sohn Teva, der 
der Stammvater eines der mächtigsten Geschlechter auf 
Tahiti wurde. 
Oro. 
Schöne Mädchen haben auf den Gesellschaftsinseln 
stets grofses Interesse erregt; bei Festlichkeiten schwam 
men sie in der Brandung, um sich bewundern zu lassen; 
vor ihren Häusern erbauten ihnen ihre Väter Paepae, 
Steinterrassen, damit sie darauf sitzend von den Vorüber 
gehenden gesehen werden konnten, die stehen bleibend 
laut ihre Vorzüge priesen. Eine solche Schönheit war 
die Tochter von Panee, eines Freundes von Tiaau, 
des Vaters von Oro, Arii der Teva von Papara. Ihr 
Ruf drang bis zu den Ohren des Nachbarhäuptlings 
Hurimaavehi, Arii von Mataeia und Vaiari, der 
für schöne Mädchen schwärmte und nicht zögerte, Panees 
Tochter aus ihrem väterlichen Hause zu entführen. Da 
der Vater trotz eifrigen Suchens sein Kind nicht finden 
konnte, so setzte er sich an die Landstrafse, um die 
Vorübergehenden auszufragen. 
Eines Tages kamen zwei Leute von Vaiari, an die 
er im Laufe des Gespräches die Frage richtete: „Was 
für neue Schönheiten habt ihr in Vaiari?“ 
„Sprich du von Schönheiten“, antworteten sie ihm, 
„die Schönste der Schönen ist kürzlich dorthin ge 
kommen und gehört Hurimaavehi.“ 
„Wird sie gut behandelt?“ 
„Nein, er hat sie jetzt seinen Dienern überwiesen 
und den Hunden und Schweinen und den Fischen im 
Meer.“ 
Wutentbrannt eilte Panee, der in Hurimaavehis 
Schönen seine Tochter erkannt hatte, nach Mataeia, 
stürzte sich auf jeden, dem er begegnete, tötete fünf 
Männer und sandte die beiden Leute von Vaiari mit 
einer Botschaft an ihren Häuptling, die einer Kriegs 
erklärung gleichkam. Dann eilte er zu seinem Freund 
Tiaau und setzte ihn von dem Geschehenen in Kenntnis. 
Beide suchten sogleich Oro auf, um ihn auf Hurimaa 
vehis Ankunft vorzubereiten. Oro hatte sich gerade 
schlafen gelegt, nachdem er vorher viel Kawa getrunken. 
Nur ein bedeutender Kriegshäuptling hatte soviel Ge 
walt über sich, dafs er mit eins den Kawarausch ab 
schütteln und in den Kampf ziehen konnte. Was für 
ein grofser Krieger Oro war, zeigen die Befehle, die er 
sofort, nachdem man ihn geweckt, erteilte. „Erklettere 
den höchsten Kokosnufsbaum und halte Wache“, rief
	        
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