Skip to main content
Page Banner

Full Text: Globus, 72.1897

226 
Erforschung des Chonos- und Guaitecas-Archipels." 
er Panee zu, „verstecke dich mit deinen Leuten im 
Marae. Wenn Hurimaavehi kommt, so schlage ihn“, 
befahl er seinem Vater. Der Arii von Vaiari liefs nicht 
lange auf sich warten, die Entfernungen waren nicht 
grofs und die Krieger eines Distrikts konnten schnell 
versammelt werden. Oros Schlachtplan gelang; Huri 
maavehi wurde geschlagen und mufste fliehen. Oro 
folgte ihm, unterwarf Mataeia und Vaiari und zwang 
diese Distrikte, ihm Heeresfolge zu leisten. So wurde 
Papara das Haupt der Teva. 
Hurimaavehi war nach Hitiaa geflohen; auch dahin 
folgte ihm Oro nach, wurde aber von Teriitua, dem 
Arii von Hitiaa, aufgehalten. Bei der Grenzregulierung 
beanspruchte Oro ein Stück Land, von dem Teriitua 
behauptete, dafs es ihm gehöre. Sie kamen überein, die 
Entscheidung den Göttern zu überlassen. Oro war 
ebenso vorsichtig als tapfer; er verbarg seinen Freund 
Aia in einem hohlen Baum nahe der von ihm gefor 
derten Grenzlinie, während Teriitua es versäumte, sein 
Orakel mit einer Stimme zu versehen. Als er daher 
seinen Gott anrief, blieb alles stumm; sobald aber Oro 
fragte: „Ist die Grenze hier?“ tönte dumpf, wie aus der 
Tiefe der Erde kommend, die Antwort: „Hier!“ Die 
Götter hatten geurteilt und die Grenze wurde nach Oros 
Wünschen festgelegt. ■ 
Taurua. 
Um die Mitte des siebzehnten Jahrhunderts war 
Tuiterai Arii der Teva, ein Häuptling, der Wein, 
Weib und Gesang über alles liebte und von keiner 
schönen Frau sprechen hören konnte, ohne nicht so 
gleich für sie zu entbrennen. Zu gleicher Zeit lebte in 
Tautira Tavi, ein ebenso edler wie mächtiger Häupt 
ling; sein Weib Taurua galt für die schönste Frau 
ihrer Zeit. Tuiterai hätte viel um ihren Besitz gegeben, 
doch stand sie als Tavis Frau zu hoch, um sich ihr 
ohne weiteres nahen zu können. Er wählte daher die 
unter Pläuptlingen gebräuchliche höfliche Form und 
sandte einen Boten an Tavi mit dem Ersuchen, ihm 
seine Frau für sieben Tage zu überlassen, nach welcher 
Zeit er sie ihm zurückzusenden versprach. Ein solches 
Verlangen kam unter den Arii zwar selten vor, einmal 
gestellt, war es aber nicht möglich, die Bitte abzu 
schlagen, wollte man Streit und Krieg vermeiden. Tavis 
Wünschen entsprach es durchaus nicht, sein Weib aus 
zuleihen, aber aus politischen Rücksichten liefs er 
Taurua nach Papara ziehen. Diese scheint keinen Ein 
wand erhoben zu haben; die Entscheidung lag bei dem 
Manne; war dieser zufrieden, so war es die Frau ge 
wöhnlich auch. 
Tuiterai empfing Taurua auf das glänzendste, ver 
liebte sich sterblich in sie, nahm, um ihr zu schmeicheln, 
den Kamen Arorua (aro = Brust, rua == zwei) an, 
verweigerte aber am siebenten Tage ihre Zurücksendung. 
Dies war eine Beleidigung der schwersten Art. Tavi 
sammelte sofort seine Krieger und schickte sie nach 
Papara mit dem Befehl, Tuiterai zu töten, das Land zu 
verwüsten und Taurua zurückzubringen. Die Aufgabe 
wurde gelöst bis auf einen Punkt. Tuiterai war ver 
wundet gefangen genommen und gebunden worden; als 
er getötet werden sollte, widersetzte er sich mit dem 
Einwurfe, dafs ein so hochstehender Häuptling wie er 
nur von einem Manne gleichen Ranges, niemals von 
einem niederen den Tod empfangen könne. Der Arii 
von Papara war, ebenso wie Tavi, einer der drei Häupt 
linge Tahitis, die infolge ihres Ranges schon bei Leb 
zeiten heilig waren, die Krieger wagten deshalb trotz 
des direkten Befehls ihres Herrn nicht, Hand an ihn zu 
legen, da sie den Einwurf als stichhaltig anerkennen | 
mufsten. Gebunden brachten sie ihn nach Tautira. 
Tavi war sehr ungehalten. Zwar hatte er das Recht, 
Tuiterai zu töten, aber es widersprach tahitischer Sitte, 
jemand in seinem eigenen Hause mit seinen eigenen 
Händen umzubringen; er sah sich daher gezwungen, 
das Leben seines Nebenbuhlers zu schonen. Noch mehr; 
da er nur zwischen zwei Dingen wählen konnte, ent 
weder gründlich Rache zu nehmen oder gänzlich zu 
verzeihen, so mufste er, wenn er sich zu letzterem ent- 
schlofs, Tuiterai als Gast und als seinesgleichen be 
handeln. Der Häuptling war kein Mann, der etwas 
nur halb that: er schenkte Tuiterai das Leben, die 
Freiheit und aufserdem noch Taurua. 
Die Worte, mit denen Tavi sich von dieser trennte, 
sind in einem Gesänge aufbewahrt, den man heute noch 
auf Tahiti hören kann: 
A mau ra i te vahine ia Taurua. 
Tou hoa ite ee e matatarai maua e. 
Taurua horo poipoi oe iau nei. 
To aiai na pohe mai nei au ite ono. 
Nau hoi oe i teie nei ra. 
A mau ra ia Taurua tou hoa ite ee. 
Matatarai mauai maua e. 
„Nimm sie denn hin, Dein Weib Taurua, mein 
Freund! wir sind getrennt, sie und ich! o Taurua, Stern 
des Morgens für mich! Für ihre Schönheit möchte ich 
mein Leben geben. Du warst mein, aber nun — nimm 
denn Taurua, mein Freund! wir sind getrennt, sie 
und ich!“ 
Erforschung des Chonos- und Guaitecas-Archipels. 
Dieser zerrissene, der Südwestküste Chiles zwischen 47 und 
46° südl. Er. vorgelagerte Archipel ist von dem schwedischen 
Naturforscher Düsen in der ersten Hälfte des laufenden 
Jahres erforscht worden. Die Chiloten, welche Melinca, den 
einzigen dauernd bewohnten Ort auf den vielen Inseln be 
suchen, teilen das ganze aus mehreren 1000 Eilanden bestehende 
Heer von Inseln in zwei ziemlich gleiche Teile, von denen 
sie den nördlichen die Gruppe der Guaitecasinseln, den süd 
lichen die der Clionosinseln nennen. Die bisherige Geographie 
wandte den Namen Guaitecas nur auf die verhältnismäfsig 
geringeren Eilande in der Nähe und hauptsächlich westlich 
von Melinca an, fafste dagegen alle die vielen grofsen und 
kleinen Inseln zwischen dem Kanäle Tuamapu und der Halb 
insel Taitao als Chonosarchipel zusammen. Alle diese vielen 
südwärts von Chiloe aufragenden Eilande und Klippen sind 
sehr gebirgig, aber auf der Guaitecasgruppe erreicht kein 
Gipfel die Höhe von 400 Metern. Sie sind nicht vulkanisch, 
wie die Anden, bilden auch selten deutliche Kegel, sondern 
meistens langgeschwungene Rücken. Sie bestehen alle wesent 
lich aus Glimmerschiefer, ebenso wie das Küstengebirge von 
Chiloe, Llanquihue und Yaldivia. In diesen Schiefern finden 
sich viele Einlagerungen von Quarzit. 
An einzelnen Stellen finden sich tertiäre, also bedeutend 
neuere Bildungen von Sandsteinen und Konglomeraten. Ver 
steinerungen wurden nicht gefunden. An vielen Abhängen 
und Stufenbildungen hat sich Torf gebildet, an der Südseite 
von Puerto Lou ein gröfseres Torfmoor. 
Sehr deutlich waren die Spuren einer früheren Eiszeit. 
Wahrscheinlich waren die Inseln, der jetzige Golf und das 
Gebirgslabyrinth im Osten bis zu dem Kamme der dort sich 
ausdehnenden Andencordillere, einst von einer ungeheuren 
Eisdecke überlagert. Dieses Eisdach, welches in eine Anzahl 
Gletscher zerfiel, schob allsommerlich, wenn das Schmeiz- 
wasser sich unter ihm sammelte, seine gewaltigen Eismassen 
gegen die Guaitecasinseln und zwischen ihnen hindurch nach 
dem wahrscheinlich schon in entlegener Vorzeit vorhandenen 
pacifischen Oceane. Diese Annahme wird bestätigt durch 
die an vielen Stellen, besonders nahe am Strande, vorhan 
denen Ritzspuren und ausgeschliffenen Eelsahhänge. Die 
Ostseite der Felsen, welche, jener Erklärung entsprechend, 
den Anstofs und Hauptdruck der Eismassen auszuhalten 
hatte, zeigte besonders deutlich diese Spuren des Druckes 
und der Reibung; sie bildete eben die Stofsseite jenes Inland 
eises, während die Westseite von diesem Anstürme der Eis 
massen viel weniger, stellenweise gar nichts, zu leiden hatte,
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.