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Aus allen Erdteilen.
4. Das in vielen vorgeschichtlichen Bronzen bis zu 2 Proz.
sich vorfindende Antimon ist nicht absichtlich der Legierung
zugesetzt worden, sondern hat seinen Grund in der Ver
arbeitung antimonhaltiger Kupfererze.' 5. Das hei der Ver
wesung der Leichen entstehende Ammoniak vermag das
Kupfer in den Bronzen mit der Zeit ganz oder bis auf einen
Minimalgehalt zu entfernen, wobei das Zinn sich in Zinn
säure verwandelt, ohne dafs die Objekte selbst ihre Formen
einzubüfsen brauchen.
— Vom besten Erfolge begleitet gewesen ist die südchilenische
Expedition der Herren Dr. Krüger und Dr. B. Stange nach
dem Benihue und Ftaleufeu (oder Staleufu). Das von
der Begierung gesteckte Ziel ist von ihr nach Überwindung
grofser Schwierigkeiten erreicht worden und wie durch die
Aisen-Expedition ein bisher unbekanntes Gebiet erforscht und
der Anschlufs desselben an die durch die bisherigen Expe
ditionen festgestellt worden. Die Ergebnisse der Beise sind
folgende: Die Erforschung des Beiiihuethales mit seinen Seen,
die Entdeckung verschiedener Seen im Stromgebiete des
oberen Laufes des Ftaleufeu, der auf den argentinischen
Karten als Staleufeu angegeben ist, Erforschung des Ober
laufes dieses Flusses, Erreichung der interoceanischen Wasser
scheide.
Im Ganzen wurden drei Seen im Benihuethal, sechs im
Ftaleufugebiet und fünf im Cholilagebiet erforscht. Die An
gaben in dem Beisebuclie des Pater Menendez sind
wenig genau, so dafs es kaum möglich ist, sie mit der
Wirklichkeit in Einklang zu bringen. Demzufolge entspricht
auch die von Herrn Dr. Fonck entworfene Skizze dieser
Gegend nicht der Wirklichkeit.
Der Ftaleufu, dessen Oberlauf erforscht wurde, scheint
nicht zum Palenastromgebiet zu gehören, sondern ein selb
ständiger, in den Stillen Ocean mündender Flufs zu sein,
dessen Erforschung für später Vorbehalten bleiben mufs.
Die kartographische Aufnahme des erforschten Gebietes
füllt eine beträchtliche Lücke des bisher noch unbeschriebenen
Gebiets Patagoniens.
— Belgien. Die Volkszählung für 1895, welche jetzt
abgeschlossen vorliegt, giebt zu einigen sehr belangreichen
Vergleichen Anlafs. Während die Einwohnerzahl der Städte
im Verlaufe des 19. Jahrhunderts sich verdrei- und vervier
fachte, hat die des ganzen Landes sich nur verdoppelt. Seit
1800 ist das heutige Belgien von drei auf sechs Millionen
Einwohner gestiegen, hat sich also um 100 Proz. vermehrt.
Die Stadt Brüssel (ohne die Vororte) stieg in derselben Zeit
von 66000 auf 187 000 (183 Proz.), Antwerpen von 53000 auf
256 000 (383 Proz.); Gent von 55 000 auf 155 000 (181 Proz.);
Lüttich von 46 000 auf 160 000 (248 Proz.). — Der Zuzug
der Fremden nach Belgien hat sich gegen früher auch be
deutend gehoben. Ein belgisches Blatt klagt darüber und
schreibt : On peut constater que les Français et les Allemands
trouvent facilement à se caser chez nous ; den Einheimischen
aber würde es schwer, Stellen zu finden. Seit 1891 ist die Ein
wanderung stärker als die Auswanderung ; seit 1846 hat die
Zahl der Fremden sich von 2,18 auf 2,82 Proz. gehoben. Es
gab 1890 im ganzen Lande 64 800 Franzosen, 47 400 Hol
länder, 38 400 Deutsche, aber nur 4100 Engländer.
Von Belang ist aus der Volkszählung zu ersehen, dafs
eine Erscheinung wie bei den Franzosen sich bei dem roma
nischen Teile der Bevölkerung Belgiens, den Wallonen,
wiederholt: Verminderung der Geburten bei den
Wallonen, Zunahme bei den Vlamingen. Während
die Geburtsziffer in Ostflandern (vlämisch) von 1841 bis
1850 sich auf 28 Proz. belief, stieg sie 1893 auf 32 Proz. In
der Provinz Lüttich (wallonisch) betrug sie 1841 bis 1850
noch 30 Proz., sank aber 1893 auf 26 Proz.
— Subglaciale Biesenkessel in Schweden. In der
Märzsitzung des geologischen Vereins in Stockholm hielt
Högbom einen Vortrag über eigentümliche Biesenkessel in
dem Thale des Indalelfs und am Boden des 1796 geleerten
Bagundasees. Am grofsartigsten sind die Biesenkessel und
die muldenförmigen Bildungen am südlichen Ufer des Elfs,
ein paar hundert Meter oberhalb der Eisenbahnbrücke, wo
ein Felsvorsprung von 80 m Länge in seiner ganzen Aus
dehnung eine grofse Menge Biesenkessel und Binnen von
gewaltigen Dimensionen aufzuweisen hat. In dem untersten
Teile, wo die Felsrinne in den unteren Teil vom Cañón des
Dödafalles einmündet, finden sich grofse Ausfurchungen, und
Spuren von der gewaltigen Erosionsthätigkeit des Wassers
sieht man überall an den Uferfelsen. — Das Vorkommen
dieser Ausfurchungen zeigt, dafs sie älter als der Glacial-
mergel sein müssen. Ihr Aussehen unterscheidet sich in
mehrfacher Beziehung von den fluvialen Biesenkesseln, wie
sie im benachbarten Dödafalle und in dessen Cañón Vor
kommen ; dagegen machen das Fehlen von Schrammen und
andere Eigentümlichkeit es unmöglich, sie als präglaeial zu
deuten. Dagegen können sie sehr wohl subglacial gebildet
sein durch am Boden des Thaies unter dem Eise mit grofser
Kraft dahingetriebenes Schmelzwasser. Die topographischen
Verhältnisse innerhalb des Bagundathales sind hierfür be
sonders günstig gewesen. Die Nunatakbildungen an den
Gipfeln der höchsten Berge in der Gegend von Bagunda
lassen darauf schliefsen, dafs das Eis eine Mächtigkeit bis
etwa 200 m über die damalige marine Grenze erreicht hat,
so dafs der zur Ausbildung der Biesenkessel nötige Druck
wohl vorhanden gewesen sein mag. — Freiherr De Geer
bezeichnete den subglacialen Ursprung der länglichen Biesen
kessel als wahrscheinlich, nahm dagegen für die senkrechten
und kreisrunden die Wirkung frei fallenden Wassers in
Anspruch. A. L.
— Ueber die englischen Kohlenlager und ihren
Inhalt am Ende des 19. Jahrhunderts hat Edward Hüll,
der sich viel mit diesem Gegenstände befafst hat, eine belang
reiche Studie geschrieben. Die jährliche Kohlenausbeute,
die in England im Jahre 1871 hundert Millionen Tonnen
betrug, ist heute auf das doppelte Quantum gestiegen und
nimmt noch ständig zu. Er berechnet nun, dafs am Ende
des Jahrhunderts die innerhalb einer Tiefe von 1200 m befind
liche Kohle in Grofsbritannien sich auf 81683000 000 Tonnen
beziffert, während Irland nur noch 155 Millionen Tonnen
besitzt, weshalb die Kohlenproduktion dort nur von lokalem
Interesse sei. Ungeachtet der Entwickelung der Kohlen
felder auf dem Kontinent und in anderen Erdteilen glaubt
Hüll, der ein grofser Optimist ist, dafs die englische Kohle,
vermöge ihrer besseren Qualität, immer den Vorrang be
haupten werde. Er vergifst dabei, dafs, während Grofs
britannien im Jahre 1840 noch 75 Proz. der in der Welt
gebrauchten Kohle lieferte, es jetzt sich bereits mit 34 Proz.
begnügen mufs. Die transatlantischen Dampfer nehmen ihre
Kohlen, die sie zur Bückfahrt brauchen, nicht mehr von
England mit, sondern gebrauchen jährlich bereits l 1 /^ Mill.
Tonnen amerikanischer Kohlen dazu; auch Eisen wird
bereits von Amerika nach England importiert. Deutschland
hat noch ohne die Braunkohlen 109 000 Millionen Tonnen
Kohlen in einer Tiefe bis 900 m im Vorrat; an Braunkohlen
werden jährlich 25 Millionen Tonnen in Deutschland gewonnen.
— Neuere Anschauungen über die Entstehung
der Arten im Pflanzenreich trug B. v. Wettstein (Schrift,
zur Verbreit, naturw. Kenntnisse in Wien, Bd. 37, 1896/97)
vor. Nach seinen Ausführungen müssen wir mit dem Ge
danken brechen, dafs es für die Entstehung neuer Arten nur
ein Gesetz giebt, wir müssen annehmen, dafs die Neubil
dung von Formen im Pflanzen- und Tierreich auf verschie
denem Wege möglich ist. Diese Erkenntnis steht mit allen
sonstigen Erfahrungen, welche wir bezüglich der Welt der
Organismen gemacht haben, vollständig im Einklang. Überall
sehen wir, dafs richtige Aufgaben im Leben der Pflanze und
des Tieres nicht nur in einer Art und Weise erfüllt werden,
sondern dafs verschiedene Einrichtungen dazu da sind, um,
sich gegenseitig ergänzend, dieses Ziel zu erreichen. Es wäre
geradezu befremdend, wenn die wichtigste Lebensaufgabe,
nämlich die Erhaltung des Stammes unter allen Verhält
nissen — und eine solche bewirkt ja die Neubildung von
Arten — nur in einer einzigen Art und W eise erfüllt werden
könnte. Dem Darwinismus kommt eine allgemeine Gültigkeit
nicht zu, wohl aber mufs in einzelnen Fällen eine Formen
bildung im Darwinschen Sinne angenommen werden. Die
von Nägeli und Anderen angenommene direkte Anpassung
trifft ebenfalls in vielen Fällen zu, aber sie reicht nicht aus,
um alle Fälle zu erklären. Die Kerner-Weismannsche Theorie
hellt ferner eines der wesentlichsten Momente, welches bei
der Entstehung neuer Arten mitspielt, auf, kann aber doch
nicht auf alle Fälle angewendet werden.
— Längs der belgischen Küste sind seit dem Jahre
1875 schon mehrere neolithische Feuersteingeräte ge
funden worden. Sie lagen zwischen Ostende und Middelkerke
und fallen durch ihre verhältnismäfsig geringe Grofse auf.
Im Mouvement géographique (5. September 1897) führt
Dr. Baeymaekers die einzelnen Fundstellen an und beschreibt
die einzelnen Gegenstände näher. Er glaubt, dafs die Feuer
steinknollen , die das Material lieferten, aus den Kreide
schichten von Spiennes herstammen. Meistens sind es Messer,
die gefunden wurden, während geschliffene Steingeräte bisher
nicht entdeckt sind.
Verantwortl. Redakteur: Dr. R. Andree, Braunschweig, Fallersleberthor-Promenade 13. — Druck: Friedr. Vieweg u. Sohn, Braunschweig.