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Auf der anderen Seite dient ein offener Anbau als Ar
beitsraum zum Ausbessern, Schnitzen, Flicken des Ge
schirrs u. s. w.
E. Badestube (duoba, pirtis). Die Badestube liegt
gegenüber dem Rauchhaus, in preufsisch Litauen ist sie
selten, Donalitius erwähnt sie gar nicht, wohl aber
schieden. Die beiden Gelasse dienen zur Aufbewahrung
der Spreu (Spreuraum = peludis) und der geringen
Abfallähren (Kaffraum = trakine). Das Dörrhaus hat
auf der Mitte seines Fufsbodens eine Vertiefung mit
einem grofsen Kachelofen nnd heifst deshalb duoba.
Neben dem Ofen, der keinen Schornstein besitzt, stehen
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Fig. 7. Preufsisch-litauisches Wohnhaus mit Klete. Nach einer Skizze des Verfassers.
Lepner. Ihr alter Name (pirtis) ist jetzt auf einen
Teil der Scheune (duoba) übertragen worden, in dem nie
gebadet worden ist. Das Baden war ehedem gegen
allerlei Krankheit in ständigem Gebrauch. Leider ist
dieser diesseits der Grenze mehr und mehr abge
kommen. In der Nähe der Badestube liegt ein Teich.
F. Flachstrockengestell ( z ardine). Ein leichtes
Häuschen, blofses Gestell oder Gerüst mit oder ohne
Dach zum Trocknen des Flachses, der Erbsen, des Klees,
steht zwischen Rauchhaus und Scheune.
G. Scheune (H. jaujas, S.jauja, jauje). Die schamei
tische Scheune unterscheidet sich von der südlitauischen
wesentlich durch das Fehlen des Dörr
hauses (pirtis, duoba), weshalb der Aus
druck jauje nur für solche Dörrbaus
scheunen gebraucht wird. Neben der
Tenne (klonas, kluonas) befinden sich
rechts und links eine Banse (galas), die
nur durch einen Längsbalken in der
Höhe der Wand abgeschieden wird. Die
Ähren sind nach der Wand zugekehrt.
Als Unterlage dient Stroh, nicht das
sogenannte „Bollwerk“, wie in Mittel
deutschland. Zwischen der Tenne und
der einen Banse aber steht, ein Haus
im Hause, ein eigenes kleines Gebäude,
das Dörrhaus. Das Dörrhaus reicht ent
weder bis an die Vorderseite der Scheune
und hat ein besonderes Fensterchen,
oder es ist durch zwei kleine Gelasse
von der Vorder- und Hinterwand ge-
Stangenschragen, woselbst man die Garben aufschichtet
und 24 Stunden von der Wärme und dem Ofenrauch
dörren läfst, bis sie zum Dreschen brauchbar werden.
Spielt in den Dainos die Klete den romantischen Ort des
Hauses, so in den Pasakos (Erzählungen) und im Aber
glauben die Pirte. Die besten Erzeugnisse der modernen
litauischen Belletristik, so des Wileischis „Hans und
Ännchen“ und des Ketorakis „Amerika im Dörrhaus“
lassen einen Teil des häuslichen Lebens in der duoba
vor sich gehen. Jedes grofse Fest der Knechte und
Mägde findet hier statt, besonders die Flachsbrech-Talka.
Hier denkt man sich den Sitz der Geister, des Teufels.
Fig. 8. Russisch-litauisches Wohnhaus. Nach einer Skizze des Verfassers.