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Full Text: Globus, 72.1897

Glaves Reise vom Tanganjikasee znm Kongo. 
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Fig. 6. Einheimisches Kanoe auf dem Tanganjikasee. 
schwarzen Weibe Yanese aus Itawa lebte (Fig. 7), 
welches ihm von den Missionaren in Mpala angetraut 
war und von dem er ein Töchterchen besafs. Joubert 
war seit,, fünf J ahren verheiratet und stand zuerst in 
Diensten der Mission, ehe~er zum Kongostaate überging. 
Oberhalb St. Louis liegt Balduin stadt oder 
Baudoinville, eine Station der Weifsen Brüder, zu 
welcher Glave auf einem Esel hinaufritt. Einige steile 
Stellen abgerechnet ist der Weg gut. Die Mission 
liegt herrlich auf der Hochebene, lVj Stunden vom 
Ufer des Tanganjika entfernt. Zahlreiche einfache Erd 
gebäude dienten damals noch zur Aufnahme der Euro 
päer, bis ein grofses, im Bau begriffenes Gebäude vollendet 
war. Auch ein solide gebautes Hospital von künst 
lerischer Vollendung war vorhanden. Die Felder trugen 
Reis, Kartoffeln, Zwiebeln, Bohnen und Erdnüsse, die 
Gärten brachten gutes Gemüse, Mango, Feigen, Melonen 
und Ananas hervor. In den Kaffeepflanzungen arbeiteten 
500 bis 600 befreite Sklaven. Die Schule war gut 
besucht. Der ganze Ort war in blühendem Zustande 
und drei Patres und drei Fratres 
teilten sich in das Werk der 
Mission. Alle lebten friedlich bei 
sammen, waren beim Volke sehr 
beliebt und sämtlich intelligente 
Leute. An ihrer Spitze stand 
Pater Iloehlens, der schon 11 Jahre 
damals in Afrika zugebracht 
hatte; ein anderer war schon 18 
Jahre, ohne heimgekehrt zu sein, 
dort, wieder andere 9 und 6 Jahre. 
Glave photographierte die opfer 
mutigen Weifsen Brüder und 
dereu Missionshaus (Fig. 8 und 9). 
Mit dem Missionsboot „Bwana 
Edward“ fuhr am 8. November 
früh Glave weiter nach Norden 
nach Mpala, das um Mitternacht 
erreicht wurde. Das Ufer des Sees 
zeigte vielfach Buchten und war 
mehr oder weniger dicht bewaldet 
(Fig. 10), Bäche rauschten herab, 
aber keinerlei Ansiedelungen 
waren zu sehen. In Mpala, wo 
seit 1885 schon die Weifsen Brü 
der ansässig sind, war Glave über 
rascht von dem lebhaften Treiben, 
den zahlreichen Bauten und den 
(swerken (Fig. 11, 12 
ity. 
Neger hat sich um die Station herum versammelt, 
welche augenscheinlich unter der tüchtigen Leitung 
der Weifsen Brüder einen guten Fortgang nimmt. 
„Wenn ihre Erziehungsmethode keine gute Er 
gebnisse zeitigen sollte, dann halte ich die Sache 
der Afrikaner für hoffnungslos“, ruft Glave aus. 
Die Gebäude, welche aus den Abbildungen zu er 
sehen sind, machten, hier im Herzen Afrikas, auf 
Glave einen vorzüglichen Eindruck. Vorstand war 
Pater Guillemet, welcher sich eingehenden Bericht 
Glaves über seine Reise erstatten liefs und be- 
... sonderes Interesse für einen von diesem in der 
Gegend Mpalas aufgefundenen Palmbaum (Fig. 14) 
zeigte, der von den Eingeborenen um deswillen 
geschont wurde, weil Livingstone unter ihm bei 
g§§ seinem Besuche am Tanganjika gerastet hatte. 
Weiter am Westufer des Sees gen Norden steuernd 
gelangte Glave am 15. November nach Mtoa, einer 
Station, die wenige Wochen vorher ganz vom Feuer 
zerstört worden war. Mtoa war einst eine Hauptstation 
der Sklavenjäger, die von hier aus ihre Beute nach 
Udjidji am Ostufer übersetzten. Tausende der Unglück 
lichen sind hier umgekommen, und bei einem Spazier 
gange in der Umgegend fand Glave nicht weniger als 
zehn Skelette im Busche an einer Stelle liegen. Dafs 
den Sklavenjägern ihr schändliches Handwerk jetzt 
gelegt ist, verdankt man hauptsächlich den schonungs 
losen Kriegen des Belgiers Dhanis gegen dieselben. 
„To-day from Tanganyika to the Congo it is as safe 
as in the streets of Brussels“, schrieb damals Glave in 
sein Tagebuch. 
Nachdem Glave auch in Mtoa wieder am Fieber 
gelitten hatte, konnte er am 1. Dezember seine Absicht 
ausführen, vom See nach Westen ziehend über Kabam- 
barré an den Kongo zu reisen. Von den Belgiern 
erhielt er 30 tüchtige Wanjamwesiträger gestellt, die 
früher im Dienste der Antisklavereigesellschaft gestanden 
hatten. Wir wollen hier zunächst seine Reisei’oute bis 
Nyangwe verfolgen und dann die Beobachtungen, welche 
Eine grofse Menge 
Fig. 7. 
Kapitän Joubert in der Station St. Louis mit seiner schwarzen Frau Yanese 
und Töchterchen Louise. Photographiert von Glave. 
Globus LXXII. Nr. 18. 
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