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Full Text: Globus, 72.1897

Prof. Dr. C. Koller: Die afrikanischen Elemente in der europäischen Haustierwelt. 
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wurden. Nicht immer stehen diese schwarzen Soldaten 
unter der Führung eines Weifsen und ohne solche 
Führung sind sie zu den gröfsten Ausschreitungen ge 
neigt. Der oben er 
wähnte Häuptling Sun- ^ 
gula hatte in dieser Be 
ziehung gegen Glave 
schwer zu klagen. Mit 
ihren guten Flinten be 
waffnet überfallen die 
Soldaten gelegentlich 
die Eingeborenen, lassen 
sie ihre Überlegenheit 
fühlen, rauben und 
plündern.. „Black de- 
lights to kill black, 
wether the victim be 
man, woman or child 
and no matter how de- 
fenseless.“ Der gleich 
falls erwähnte fläupt- 
lingBwanaMsa, welcher 
die Kongoflagge an 
genommen hatte, wurde 
auch grundlos von 
schwarzen Soldaten aus 
Kabambarre, die unter 
einem schwarzen Kor 
poral standen, über 
fallen, sämtliche Vor 
räte wurden ihm ge 
raubt und die Weiber 
entführt u. s. w. Und 
das war ein Verbündeter der Belgier! Die meisten 
Truppen in jener Gegend sind von dem Volke der 
Baluba, Sklaven und Kriegsgefangene. Sie müssen 
sieben Jahre gegen geringen Lohn dienen, werden gut 
gedrillt und sind mit Musikbanden (Fig. 17) versehen. 
Es sind Trommler und Pfeifer mit heimischen Instru 
menten, aber tüchtig eingeübt. „Alles wird nach mili 
Fig. 17. Musikbande der Kongoarmee in Kabambarre. Nach einer Photographie von Glave. 
tärischer Art ausgeführt und die Disciplin (in der 
Station) ist vortrefflich. Die Trommel weckt die Leute, 
sie stellen sich zum Aufruf und exerzieren ausgezeichnet 
bei französischem Kommando.“ 
Die afrikanischen Elemente in der europäischen Haustierwelt. 
Von Prof. Dr. C. Keller. Zürich. 
Bekanntlich werden die allernächstliegenden Dinge 
von der wissenschaftlichen Forschung häufig genug 
stark vernachlässigt. Das galt auch für die Haustiere 
unseres Kontinentes und deren Geschichte; erst die Neu 
zeit hat diesen schwierigen Teil der Zoologie mehr zu 
Ehren gebracht, die Sache hatte an Aktualität gewonnen, 
als man mit dem Dogma der Unveränderlichkeit orga 
nischer Arten zu brechen begann und der Transmuta 
tionslehre zum Durchbruch verhalf. Die Abstammung 
und Verbreitung der Haustiere klarzustellen ist nicht 
so einfach, wie dies bei frei lebenden Arten der Fall ist; 
die Migration wird durch den Menschen beeinflufst; die 
gewaltigen Völkerverschiebungen bedingen die Wande 
rungen der Haustiere, welche als lebendes Inventar dem 
Menschen auf seinen Zügen folgen mufsten, um die wirt 
schaftliche Existenz auf einem neuen Boden zu sichern. 
Anfänglich sah die Naturwissenschaft mit einer ge 
wissen Vornehmheit auf das so merkwürdige Gebiet der 
Haustiergeschichte herab; sie überliefs es der Kultur 
geschichte und der Sprachwissenschaft, die Urheimat 
der tierischen Hausgenossen aufzusuchen. Die lingui 
stische Methode darf als antiquiert angesehen werden 
und wenn, wie dies z. B. noch in der allerjüngsten Zeit 
von Baranski geschieht, diese Methode mit allzu üppiger 
Phantasie ihr Recht behaupten will, so ist das ein ver 
lorener Posten, ‘ein längst überwundener Standpunkt. 
Es ist ohne weiteres klar, dafs man ihr in gewissen 
Fällen nur eine beratende, niemals aber entscheidende 
Stimme einräumen darf. Sie kann wertvolle Winke 
über die Ausbreitungsgeschichte liefern, über die Ur 
heimat läfst sie uns meistens im Stiche. Der Grund 
liegt auf der Hand. Der Erwerb der ältesten und wich 
tigsten Haustiere fällt in die vorgeschichtliche Zeit; erst 
mufste ein Volk sich von den Wechselfällen der Natur 
frei machen und durch geregelte Wirtschaft sich eine 
gesicherte Kulturbasis schaffen, bevor es in die Reihe 
der geschichtlichen Völker eintreten konnte oder gar 
sprachliche Denkmäler von Bedeutung zu erzeugen ver 
mochte. Diese Kulturbasis mufste zum mindesten durch 
Ackerbau oder Viehzucht oder beides zugleich gesichert 
sein. Wie uns aber viele afrikanische Völkerschaften 
belehren, kann die Kulturstufe der Landwirtschaft vor 
handen sein und doch dauert es noch lange, bis eine 
wirklich geschichtliche Bedeutung bemerkbar wird. Die 
linguistische Methode versagt also gerade in den wich 
tigsten Fällen. 
Es ist vorzugsweise das Verdienst von Ludwig 
Rütimeyer, die richtigen Bahnen erschlossen zu 
haben. Durch eine glückliche Kombination der streng 
vergleichend - anatomischen Methode mit der prähisto 
rischen Forschung erzielte er eine sichere Führung auf 
dem schwierigen Gebiete der Haustiergeschichte. Auf
	        
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