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Full Text: Globus, 72.1897

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Die afrikanischen Elemente in der europäischen Haustierwelt. 
Prof. Dr. C. Keller: 
kennen ; der Windhund begleitet einzeln oder rudelweise 
den Altägypter bei der Jagd auf flüchtige Antilopen. 
Aus den bildlichen Darstellungen erfahren wir ferner, 
dafs Windhunde mit aufrecht stehenden Ohren aus dem 
Süden des Reiches, aus Äthiopien, bezogen wurden. Ver 
mutlich ist die eigentliche Heimat am oberen Nil zu 
suchen; noch heute laufen in den Strafsen von Chartum 
und in den Dörfern des Sudan grofse, glatthaarige Wind 
hunde herum, welche uns auf den ersten Blick die Über 
einstimmung mit dem durch kecke Umrifslinien dar 
gestellten altägyptischen Hunde erkennen lassen. 
Frühzeitig treten im Pharaonenlande auch Jagd 
hunde mit Hängeohren auf; sie sind zum Teil noch 
recht windhundartig, also ist der älteste Jagdhund 
ebenfalls ein Südländer. Vielleicht stammen diese hänge- 
ohrigen Jagdhunde aus der Nähe des Äquators. Wenig 
stens erhielt ich durch die Freundlichkeit von Prof. 
Naville eine Abbildung aus der 18. Dynastie, auf 
welcher ein grofser, hängeohriger Jagdhund, noch halb 
Windhund, dargestellt wird. Er wurde aus dem Somali 
lande durch eine altägyptische Expedition geholt. 
Die Windhundrasse ist somit afrikanischer Herkunft 
und auch unsere Jagdhunde besitzen, selbst wo sie mit 
nordischen Hunden gekreuzt wurden, noch eine starke 
Dosis afrikanischen Blutes. 
Von pferdeartigen Haustieren besitzt Europa das 
Hauspferd und den Esel. 
Nach N ehring, dem wir eingehende Untersuchungen 
über die diluvialen Wildpferde verdanken, müssen wir 
zweifellos gewisse Rassen, unter diesen namentlich das 
schwere deutsche Karrenpferd, als direkte Nachkommen 
des europäischen Wildpferdes betrachten. Eine Ein 
wanderung von aufsen her ist in diesem Falle ausge 
schlossen. Ein starkes Kontingent der europäischen 
Hauspferde stammt jedoch aus Asien und die Einwan 
derung geschah direkt aus dem Osten. Innerasien ist 
augenscheinlich die Heimat der orientalischen (brachy- 
cephalen) Pferde. Wie uns die Reste aus den west 
schweizerischen Pfahlbauten lehren, sind solche bereits 
schon zur Bronzezeit häufig eingewandert. 
Nach Afrika gelangte das Pferd verhältnismäfsig 
spät, hat aber allgemeinere Verbreitung nur da gefunden, 
wo hamitische Volkselemente ansässig waren. Auf dem 
Umweg über Nordafrika hat Europa nur in beschränkter 
Zahl Pferde erhalten. Die maurische Invasion hatte 
solche im Gefolge und noch gegenwärtig bezieht Spanien 
vorwiegend Berberrassen. 
Anders liegen die Dinge beim Esel, in welchem wir 
offenbar ein durchaus afrikanisches Geschenk erhalten 
haben. Zwar kennen wir heute verschiedene Lokali 
täten in Europa, wo ein Wildesel Spuren hinterlassen 
hat. Es ist der asiatische Steppenesel (Equus hemionus), 
welcher über Deutschland hinaus bis nach der Schweiz 
reichte, wo er zur paläolithischen Kulturperiode Reste 
hinterliefs. In den Stationen Schweizersbild und Pha- 
yingen wurden sogar recht kenntliche Zeichnungen 
aufgefunden, welche von den dortigen Iroglodyten hei- 
rühren. Es bleibt aber durchaus ausgeschlossen, dafs 
dieser Steppenesel Hochasiens, welcher zur postdiluvialen 
Zeit sein Wohngebiet auch auf Mitteleuropa ausdehnte, 
irgendwie Anteil an der Bildung unseres zahmen Esels 
gehabt hat. 
Es sprechen verschiedene Gründe gegen eine dei- 
artige Herleitung, vorab die*geographische Thatsache, 
dafs das Verbreitungsgebiet des zahmen Esels weit süd 
licher liegt und vorwiegend Afrika, Westasien sowie 
Südeuropa umfafst, in Mittel- und Nordeuropa ist dieses 
Haustier zu keiner Zeit von erheblicher wirtschaftlicher 
Bedeutung geworden. Körperlich weicht der Kiang 
vom Hausesel erheblich ab und läfst sich bekanntlich 
nur schwer zähmen. 
Die meisten Autoren betrachten den ostafrikanischen 
Wildesel (Equus taeniopus) als die einzige Stammform 
des Hausesels. Ich kann dieser Annahme nicht unbe 
dingt beistimmen, denn nach meinen in Ägypten ge 
machten Beobachtungen kommt neben dem kleinen Esel 
noch eine gröfsere und weit edlere Rasse vor, welche 
ich vom westasiatischen Onager herleiten mufs; dazu 
gehören beispielsweise die isabellfarbenen oder weifsen 
Tiere, die sich durch ihre Lenksamkeit auszeichnen und 
in Kairo sehr häufig als Reittiere von vornehmen Frauen 
benutzt werden; auch die persischen Esel, sowie die 
jenigen der altjüdischen Patriarchen dürften der Onager 
rasse zugerechnet werden. 
Die kleinere Täniopusrasse, deren Zucht sehr alt ist, 
mufs als ausschliefslich afrikanischer Erwerb angesehen 
werden. Im Pharaonenlande taucht das Geschöpf weit 
früher als das Pferd auf und ich glaube nicht fehl zu 
gehen, mit der Annahme, dafs hamitische Völker in 
Nubien oder in den Gallaländern den afrikanischen 
Wildesel, der dort heute noch bis zum Kap Guardafui 
häufig vorkommt, zuerst in den Hausstand übergeführt 
haben, stehen doch die Hamiten in der Kunst der Haus 
tierzucht höher als alle übrigen Stämme Afrikas. Eine 
richtige Würdigung hat das etwas wenig lenksame, aber 
mit einer Reihe vorzüglicher Eigenschaften ausgestattete 
Haustier eigentlich nur im semitischen und hamitischen 
Kulturkreise erfahren ; in Ostafrika drang es nicht erheb 
lich über die Gebiete der Galla und Massai hinaus, da 
die Neger wenig Lust zeigen, es zu übernehmen. Nil- 
abwärts verbreitete es sich frühzeitig bis zur Mittel 
meerküste, bürgerte sich auch bei den romanischen 
Völkern Südeuropas zahlreich ein , erscheint aber hier 
infolge schlechter Behandlung stark degeneriert. 
Völlig unbestritten ist die afrikanische Herkunft 
eines anderen Haustieres, das zwar keine sehr erhebliche 
wirtschaftliche Bedeutung erlangt hat, seiner seltsamen 
Geschichte wegen aber dennoch Erwähnung verdient — 
es ist die Hauskatze. 
Ursprünglich fehlte diese Form dem europäischen 
Haustierbestande; während der älteren und jüngeren 
Steinzeit konnte man nirgends mit Sicherheit Reste von 
zahmen Katzen auffinden. Ihre Ableitung von der euro 
päischen Wildkatze bleibt ausgeschlossen, denn abge 
sehen von der Schwierigkeit der Zähmung sprechen 
anatomische Gründe dagegen. 
Zweifellos ist das Nilthal die Wiege des bei der 
Frauenwelt so beliebten Hausgenossen und zwar liegt 
hier das merkwürdige Beispiel vor, dafs die Katze aus 
religiösen Motiven ins menschliche Haus gelangte, erst 
durch die Kulturstufe hindurchgehen mufste, bevor sie 
aus wirtschaftlichen Gründen gehalten wurde. 
Altägypten war bekanntlich ein eigentliches Centrum 
der Tierverehrung, aber unter allen Kulttieren nahm 
mit Ausnahme des Apis keines den hohen Rang ein wie 
die Katze. Das begabte und kluge Tier übte auf den 
feinsinnigen Bewohner des Pharaonenlandes eine unge 
wöhnlich starke suggestive Wirkung aus, es waltete als 
guter Geist im Hause, war so Zusagen Fetisch, den man 
als heilig betrachtete; Herodot und Diodor berichten 
als Augenzeugen über den seltsamen ägyptischen 
Katzenkult. Dafs diese Schriftsteller wahr berichtet 
haben, geht aus der fabelhaften Menge von Katzen 
mumien hervor, welche bei den Ausgrabungen in 
Bubastis und Beni Hassan zu Tage gefördert wurden. 
Es waren dort förmliche Katzenkirchhöfe vorhanden, 
und man kann sich einer Anwandlung von Rührung
	        
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