Skip to main content
Page Banner

Full Text: Globus, 72.1897

306 
Bücherschau, 
Vertrauen zu dem Buche und zu der durch das Buch ver 
tretenen Wissenschaft. 
So stellt Verf. S. 10 und 33 den Nordosten Ostpreufsens 
in Gegensatz zu der Gesamtheit des übrigen Beiches als 
einen Bezirk, der wohl staatlich, aber nicht pflanzengeo 
graphisch zu Deutschland gehöre; S. 25 meint er bis zur 
Champagne gehen zu müssen , um das Gedeihen der Kiefer 
auf Kalk zu belegen; S. 29 nennt er Acer monspessulanum 
den Merkbaum der rheinischen Flora. 
Thatsächlich steht Memel floristisch Thorn ebenso nahe, 
wie dieses Berlin, und alle drei haben untereinander in der 
Vegetation mehr Ähnlichkeit, als Thorn mit Danzig oder 
Elbing, ausschliefslich der Frischen Nehrung, welche der 
Kurischen gleicht. Die Kiefer ist im badischen Baulande 
charakteristisch für dürre Kalkhügel. Acer monspessulanum j 
wächst weder in Baden noch im Elsafs wild; soll das Rhein 
gebiet durch eine Formation gekennzeichnet werden, wie 
Ostholstein durch die Buche, und Brandenburg durch die 
Kiefer, dann kommt nur Eichenniederwald in Frage. 
Ernst H. L. Krause. 
Gerhard Schott: Die Flaschenposten der Deutschen 
Seewarte. Auf Grund des bis Ende 1896 eingegangenen 
Materiales im Aufträge der Direktion bearbeitet. Mit 
6 Karten und einer autograpbischen Tafel. Hamburg 1897. 
Auf eine kurze historische Skizze über die Anwendung 
und kartographische Darstellung der Flaschenposten (erste 
nachweisbare Anwendung 1802; Urheber des Ausdruckes 
wohl G. Neumayer 1868) folgt eine eingehende Besprechung 
der im Archiv der Seewarte befindlichen Sammlung von 
Flaschenpostzetteln, welche durch Tabellen, 6 Hauptkarten 
und mehrere Nebenkärtchen illustriert wird. Der Stoff ordnet 
sich nach 4 Hauptgruppen (den Oceanen), deren zwei noch 
in Unterabteilungen von im ganzen 9 (Wind-)Gebieten zer 
legt sind. 
Das Ergebnis ist für die Wertschätzung der Flaschen 
posten kein ungünstiges. I. Für die Richtung des fliefsenden 
Wassers sind die Ergebnisse der Flaschenposten meist (von 
den Monsungebieten abgesehen) ziemlich eindeutig verwend 
bar. — Für den Weg der Stromflaschen ist die Richtung 
der Meeresströmung und nicht die zeitweilige Wind 
richtung mafsgebend (S. 19 u. 25). II. Die Ergebnisse für 
die Geschwindigkeit der Strömungen sind von geringerer 
Zuverlässigkeit und geringerem Wert. 
Die wichtigsten Einzelergebnisse sind: 1. Die bisher 
meistens angenommene, sogenannte Renneiströmung in der 
Bay von Biscaya (unter der Westküste Frankreichs in NW- 
Richtung nach Süd-Irland hin) bestätigt sich nicht; statt 
dessen ist der Generalkurs hier fast durchweg 0 und OSO, 
teilweise sogar direkt SO. 2. Die mittlere Lage der Trennungs 
stelle des nordöstlichen Zweiges des Golfstromes von dem nach 
SO zu den Kanarischen Inseln ziehenden Zweige liegt unter 
den Längen der Azoren durchschnittlich auf mindestens 
43 bis 44° nördl. Br. 3. In Westindien ist eine aufser- 
ordentlich grofse Wasserdrängung nachgewiesen; diese die 
Energiequelle für den Golfstrom. 4. Die grofse südhemi 
sphärische Westwindtrift hat deutliche 0 NO-Richtung. 
Dr. Karl Neukirch. 
Dr. Hans Witte: Zur Geschichte des Deutschtums 
im Elsafs und im Vogesengebiet. Mit einer Karte. 
(Forschungen zur deutschen Landes- und Volkskunde, X, 
Heft 4.) Stuttgart, Engelhorn, 1897. 
Der gelehrte Verf., dem wir schon verschiedene tüchtige 
Arbeiten über die Nationalitätsverhältnisse Lothringens ver 
danken , wendet sich hier, gestützt auf reichen, von ihm 
gröfstenteils zuerst erschlossenen Quellenstoff, nunmehr dem 
Elsafs zu, dessen Ethnographie im geschichtlichen Aufbau so 
gründlich behandelt wird, wie es bisher nicht geschehen ist, 
wobei die eingehende Betrachtung der Ortsnamen eine 
wichtige Rolle spielt. Nachdem Witte die ursprünglich 
kelto romanischen Bevölkerungsverhältnisse des Oberrheinthals 
gekennzeichnet hat, behandelt er die Germanisierung durch 
die Alemannen nach dem Zusammenbruch des Römerreiches, 
welche mit einer so radikalen Entschiedenheit in der Ebene 
durchgeführt wurde, dafs — was bei Köln, Mainz, Speier u. s. w. 
nicht der Fall — sogar der Name der Hauptstadt Argento 
ratum dem rein deutschen „Strafsburg“ weichen mufste. I 
„Das Land, in welches sich ungehindert der Alemannenstrom 
ergofs, war nicht nur politisch herrenlos geworden, sondern 
auch privatrechtlich. Weite Flächen lagen brach und 
harrten des Bebauers. Und wenn nun der Alemanne als 
neuer Herr von ihnen Besitz ergriff, so bedeutete dies im 
wesentlichen die Neubesiedelung eines menschenleer gewor 
denen Landes.“ Gering sind die Spuren vorgermanischer Be 
wohner in der elsässischen Ebene, selten die kelto-romanisclien 
Flur- und Ortsnamen inderseiben; dagegen treten sie sogleich 
in den Vordergrund, wo die Gebii’gslandschaft beginnt. 
Ausführlich behandelt Witte die im Elsafs so reich ver 
tretenen altdeutschen Ortsnamen auf -heim und mit Recht 
weist er sie, gegenüber Arnold, welcher auf deren frän 
kischem Ursprung besteht, den kolonisierenden Alemannen 
zu, und ebenso ausführlich werden die Orte auf -weiter be 
sprochen, die ursprünglich jedoch nicht deutsch sind, sondern 
die ersten Anfänge einer neuen romanischen Nomenklatur dai - - 
stellen, die sich unter dem Einflüsse der Völkerwanderung 
herausbildete. Über die elsässischen Ortsnamen hinaus wirft 
der Verf. auch Blicke auf jene in den Nachbarländern, die 
vielfach anregend und belehrend wirken. Als Ergebnis der 
Untersuchung stellt sich heraus, dafs im Elsafs drei ethno 
graphisch verschiedene Gebiete vorhanden sind, 1. das 
wesentlich die Ebenen umfassende Gebiet der frühesten ale 
mannischen Besiedelung; 2. dessen Zuwachs an ursprünglich 
kelto-romanischem Gebiet, das von der germanischen Ebene 
aus gewonnen wurde, und 3. das romanisch gebliebene Gebiet 
im Gebirge. Die einzelnen Thäler, wo heute noch die fran 
zösische Sprache gilt und die Spi’achgrenze — welche seit dem 
Jahr 1000 sich kaum verschoben hat— werden behandelt und 
ein Blick auf die zweihundertjährige Fremdherrschaft ge 
worfen: „Die Fremdherrschaft hat keine Umwälzung, ja 
nicht einmal erhebliche Veränderungen in der Abgrenzung 
der beiden Nationalitäten hervorzurufen vermocht. Ihre Be 
deutung liegt vielmehr auf dem geistigen Gebiete; wie schwere 
Wunden sie dem einst so blühenden Geistesleben des Elsafs 
geschlagen hat, das kann man noch heute mit Händen greifen. 
Der Fluch der geistigen Unfruchtbarkeit, dem ein Stamm 
verfallen mufs, dessen führende Kreise den Zusammenhang 
mit der Nation, deren Blut auch in ihren Adern rollt, zer- 
reifsen und verleugnen, um dafür in einem künstlich aner 
zogenen fremden Wesen eine lebenslängliche Stümperrolle 
zu spielen, ist noch nicht von unserm Lande genommen.“ 
Richard And ree. 
E. Becker: Der Walchensee und die Jachenau. Eine 
Studie mit einer Karte. Innsbruck, A. Edlingers Ver 
lag, 1897. 
Die Schilderung und Erforschung des Walchensees ist 
hier nicht im Sinne der heutigen Limnologie zu verstehen, 
wiewohl der Verfasser die Ergebnisse derselben, namentlich 
Geistbecks, keineswegs vernachlässigt hat. Die Heranziehung 
aller Litteratur über den See und seine alpine Nachbarschaft 
in der sachkundigsten Weise und deren Zusammenarbeitung 
zu einem Gesamtbilde zeichnen das Werkchen aus. Hervor 
gegangen ist es aber aus der Liebe zu dieser landschaft 
lichen Perle des bayerischen Hochgebirges, die dem Verf. 
so recht ans Herz gewachsen ist. Und er will die dortigen 
Schönheiten auch möglichst vielen anderen Menschen 
gönnen, weshalb er touristische Winke beifügt. Das Buch 
ist eine recht vollständige Monographie, welche die Ent 
stehung, Temperatur, Farbe und Eisverhältnisse des Sees, 
seine Schiffahrt und Winde, Fauna und Flora, seine Sagen 
und Geschichte zur Darstellung bringt. Daran schliefst sich 
die Volkskunde seiner Bewohner und ein Anhang über die 
Jachenau. Können wir bis hierher nur loben, so bildet die 
am Schlüsse angeheftete Karte, eine sehr urtümliche Feder 
zeichnung, den wenig lobenswerten Abschlufs der Schrift. 
C. N. 
E. V. Hesse-Wartegg: China und Japan. Erlebnisse, 
Studien, Beobachtungen auf einer Reise um die Welt. 
Mit 44 Vollbildern, 132 in den Text gedruckten Abbil 
dungen und einer Generalkarte von Ostasien. Leipzig, 
J. J. Weber, 1897. 
Der Verf. ist als ein gern gelesener Feuilletonist und ge 
wandter Reiseschriftsteller bekannt, der auf zahlreichen 
Fahrten einen grofsen Teil der an den Hauptwegen gelegenen 
Alten und Neuen Welt kennen lernte und seine Erfahrungen 
in sehr unterhaltender Weise zu Papier zu bringen weifs. Es 
sind so recht Werke, die für das grölsere Publikum bestimmt 
sind, während der Fachmann an ihnen vorübergehen kann. 
Aber für die breite, wifsbegierige Menge ist „China und 
Japan“ sehr zu empfehlen; verdienstvoll sind die Kapitel, 
welche die neuen Umwälzungen in Ostasien zusammen 
fassend schildern, die Konkurrenz, welche Europa von dort 
droht, die Christenverfolgungen. Eine „wenig bekannte 
Welt“, wie der Verf. meint, schildert er uns jedoch nicht 
und die Bevorzugung der französischen und englischen Lit 
teratur, gegenüber den nicht im Quellenverzeichnis genannten 
j deutschen Standwerken von v. Siebold, Rein, Naumann, v. Richt- 
j hofen, v. Brandt, Hirth — selbst Exner — u. s. w. läfst sich 
j kaum rechtfertigen. Vortrefflich ist die Ausstattung des Werkes 
| mit vorzüglich gedruckten Autotypien; nur dafs die chine-
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.