Aus allen Erdteilen.
307
sisclien Kapitel mit japanischen Zierleisten versehen sind,
vermögen wir nicht gutzuheifsen. Die beigefügte Übersichts
karte (von Dr. Fischer herrührend) ist dem Debesschen
Atlas entnommen.
Charles Joret: Les plantes dans l’antiquité et au
moyen âge. Histoire, usages et symbolisme.
Première partie. Paris, E. Borillon, 1897. 8", XX, 504 n.
Der vorliegende Teil führt uns in das Pflanzenreich des
klassischen Orients, uns werden die Gewächse der Ägypter
wie Semiten vorgeführt.
Yerf. geht von dem Standpunkte aus, eine Geschichte
des Menschengeschlechts läfst sich ohne Berücksichtigung
der Pflanzen nicht gut schreiben; diese sind mit den reli
giösen Überlieferungen verwebt, sie haben ihr Teil an den
religiösen wie weltlichen Gewohnheiten und Feiern; in der
Kunst treffen wir stets auf die Vorbilder der Pflanzenwelt,
die Dichtkunst entlehnt vielfach ihre Vergleiche dem Ge
wächsreich und in der Sprache selbst finden wir zahlreiche
Andeutungen und Hinweise auf die umgebende Pflanzenwelt.
Die Geschichte der Civilisation ist nur mit einer Darstellung
der Pflanzen zu verstehen.
Die Gewächse stehen in einem innigen Zusammenhang j
mit der jeweiligen Flora eines Landes, die Art zu leben
hängt vielfach von dem Reichtum oder der Armut der vege- j
tabilischen Schätze ab. Vielfach resultiert aus dieser Zu- j
sammensetzung das Wandern ganzer Völkerstämme, wie sich |
durch die Einführung neuer Nahrung spendender Gewächse
die Lebensführung ändert.
In dieser Weise führt uns Joret zunächst die pharao-
nische Flora vor und bespricht die Cerealien, die Futter
pflanzen, die Industriegewächse. Die Gartenkultur erstreckt
sich auf Obstbäume und Sträucher, wie Ziergewächse. Den
fruchtspendenden Bäumen ist neben den ornamental wirkenden
Zierpflanzen noch ein besonderes Kapitel gewidmet. Von
der Kunst kommt Verf. auf die Poesie zu sprechen. Es
schliefsen sich die Beziehungen der Pflanzenwelt zu den
göttlichen Legenden, den profanen wie religiösen Hand
lungen der Ägypter an. Etwas dürftig werden die in der
Pharmakopoe, der Drogerie und bei den Beisetzungen ver
wandten Gewächse behandelt.
In ähnlicher Weise führt uns Joret das Verhältnis der
Pflanzenwelt zu den Semiten vor, wobei die Bestandteile
dieser Völkergruppe im einzelnen berücksichtigt werden.
Litteraturnachweise finden sich zahlreich in Anmerkungen
wiedergegeben, wobei hervorgehoben sein mag, dafs der
deutschen Wissenschaft in ausgiebiger Weise ihr Recht wird.
Man darf auf die Weiterführung des Werkes gespannt
sein, zumal die Einführung fremder Pflanzen sich mit dem
Vorrücken der Jahrhunderte bedeutend steigert. Die bahn
brechenden Arbeiten eines Hehn dürften somit eine wertvolle
Ergänzung finden. Wir kommen auf das Werk später zurück.
Halle a. d. S. E. Roth.
Aus allen Erdteilen.
Abdruck nur mit Quellenangabe gestattet.
— Am 2. November d. J. starb zu London in dem
hohen Alter von 88 Jahren Sir Rutherford Alcock,
der sich nicht nur als Diplomat, sondern auch als Orientalist
und Geograph einen Namen erworben hat. Geboren 1809 in
London, studierte er daselbst Medizin und diente 1833/34 als
Militärarzt bei dem englischen Hülfscorps in Portugal und
Spanien. Im Jahre 1844 wurde er britischer Konsul in
Futschau, später in Shanghai und in Kanton, bis er 1858,
zum Zwecke der Anknüpfung freundschaftlicher Beziehungen
mit Japan, zum Generalkonsul in Hakodade, und ein Jahr
später zum britischen Botschafter in Japan ernannt wurde.
Er bereiste das Land nach verschiedenen Richtungen, so
namentlich 1861 mit dem niederländischen Gesandten de Witte
die Inseln Kiusiu und Nippon. Auch bestieg er von Jedo
aus den Vulkan Fusi-Jama. In den Jahren 1865 bis 1871
war Sir R. aufserordentlicher Gesandter in Peking und kehrte
dann nach England zurück. Durch seinen 25jälirigen Auf
enthalt in Japan und China hatte sich der Verstorbene eine
vorzügliche Kenntnis jener beiden Länder und ihrer Be
wohner erworben und wiederholt lieferte er der Zeitschrift
der Londoner Geographischen Gesellschaft wertvolle Berichte.
Er schrieb auch „Elements of Japanese grammar“ (1861)
und „Familiar dialogues in Japanese with English and
French translations“ (1863). Eins der besten Werke über
japanische Zustände war sein Werk „The capital of the
Tycoon: a narrative of three years residence in Japan“ (1863,
2 vols). Später veröffentlichte er noch „Art and art indu
stries in Japan“ (1878). Von 1876 an war Sir R. längere
Zeit Präsident der Geographischen Gesellschaft in London.
W. W.
— Koralleninsel Laysan. Die Reiseergebnisse des
Bremer Museumsdirektors Prof. Schauinsland, welcher von
seiner Fahrt um die Erde heimgekehrt ist, werden von
Dr. Häpke in der Weserzeitung vom 22. Oktober geschildert.
Prof. Schauinsland war von seiner Gattin begleitet, die ihn
im Sammeln und Präpariren unterstützte und die vielen Müh
seligkeiten der Reise gleich ihrem Manne trug. Uber San
Francisco gelangte das Ehepaar Ende Mai 1896 nach den
Sandwichsinseln, von wo es mit einem Bremer Segelschiff in
sieben Tagen nach seinem Hauptziele, der 1500 km entfernten
Insel Laysan, gelangte. „Sie liegt nordwestlich von Honolulu
unter 25° 46' nördl. Br. und 177° 49' westl. Länge und ist
3 englische Meilen lang und 2% Meilen breit. Dort landeten
die Reisenden am 24. Juni und fanden bei der Guanogesell
schaft gastliche Aufnahme. Die Insel ist ein wahres Vogel
paradies, das der wissenschaftlichen Welt erst durch das
Prachtwerk des Barons Walter Rothschild in London „The
avifauna of Laysan and the neighbouring Islands“ 1893 be
kannt wurde und zwar nach dem Berichte von Henry Palmer,
einem naturkundigen Sammler. Unter den ungezählten
Scharen der dort brütenden Wasservögel finden sich fünf
Arten Landvögel, die sonst nirgends auf der Erde Vorkommen,
darunter der Honigesser, Himatione Frethii, mit prächtig
schimmerndem, rotem Gefieder. Von diesen endemischen
Vögeln wurden manche Stadien der Entwickelung sowie die
Nester und Skelette aufs Sorgfältigste gesammelt. Neben den
sämtlichen Species der Landpflanzen sind auch die Algen des
tropischen Meeres gesammelt, darunter die kolossalen Makro-
cystisarten , Laminax-ien und Fucoideen, deren Farben sich
sogar prächtig erhalten haben. Ein auf der Insel gefundenes
Basaltstück beweist, dafs auch dieser Atoll zwar von Korallen
auferbaut ist, aber auf vulkanischer Grundlage ruht. Wenn
das tagelange Verweilen im Wasser zum Fischen und Tauchen
in dem heifsen Klima mit grofser Ansti-engung verbunden
war, so habexx wir doch jetzt durch die vorliegeixde Gäa,
Flox'a und Fauna ein vollständiges Bild von Laysan erhalten,
das um so wex-tvoller ist, als nach dem baldigen Erschöpfen
des Guanolagex - s die Insel unbewohnt sein wix-d.“
Prof. Schauinsland besuchte noch vex’schiedene Inselgruppen
der Südsee, darunter die östlich von Neuseeland gelegenen
Chatham-Insein. Die eingebox-enen Maoxüs sind bis auf
14 Köpfe ausgestorben. Schauinsland sicherte sich noch ein
vollständiges Skelett und ein Dutzend Schädel dex-selben.
— Der gröfste Markt, der gegenwärtig im nubischen
Sudan am Nil abgehaltexx wird, ist jener von Tankasi.
Es ist ein Ox’t, den man noch vergeblich auf den Kai-ten
sucht; er liegt etwa 10km unterhalb Merawi, da, wo der
32. Grad östl. L. den Nil schneidet, also innerhalb der Region,
die erst seit kurzem von den Ägyptern den Mahdisten wieder
entrissen wurde. Ein Berichterstatter, welcher unter dem
Schutze der ägyptisch - englischen Stx-eitmacht den Max-kt,
welcher an jedexn Dienstag abgehalten wird, besuchte,
bezeichnet ihn als den gegenwärtig wichtigsten Austausch
punkt zwischen europäischen und sudanesischen Erzeug
nissen in jener Gegend. Er liegt hart am Rande der Wüste,
wo der Kultux-saum des Nils zu Ende ist, unter einem
Akazienhain. Aber xxiclxt als eine feststehende Ortschaft
darf man sich diesen Markt vorstellen, sondern als eine
Reihe voxx Gassen aus Hütten uxxd Ständen, zu denen
das Haifagras den Stoff liefert. In diesen Hütten liegen die
Waren zum Verkaufe aus, während die zu Markt gebrachten
Herden von Rindvieh, Schafen, Ziegen, Kamelen und Eseln
aufserlialb des Hüttenortes iix der offenen Wüste zu Verkauf
stehen. Bis vor einem Jahre war Tankasi auch ein bedeu
tender Sklavenxnarkt; doch das ist natürlich mit der Herx - -
schaft der Mahdisten in dieser Gegend vorbei.
Die Leute kommen trotz des Kriegszustandes aus grofser
Entfex-nung nach Tankasi und man kann alle Rassen des
Nilthaies hier vex-treten sehen, die zwischen den Ägyptern
und den Schwax-zen des Blauen und Weifsen Nils wohnen.
Das europäische Element ist durch die Griechen vertreten,
welche dem ägyptischen Heex-e folgen und sogleich, wenn