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Full Text: Globus, 72.1897

Aus allen Erdteilen. 
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sisclien Kapitel mit japanischen Zierleisten versehen sind, 
vermögen wir nicht gutzuheifsen. Die beigefügte Übersichts 
karte (von Dr. Fischer herrührend) ist dem Debesschen 
Atlas entnommen. 
Charles Joret: Les plantes dans l’antiquité et au 
moyen âge. Histoire, usages et symbolisme. 
Première partie. Paris, E. Borillon, 1897. 8", XX, 504 n. 
Der vorliegende Teil führt uns in das Pflanzenreich des 
klassischen Orients, uns werden die Gewächse der Ägypter 
wie Semiten vorgeführt. 
Yerf. geht von dem Standpunkte aus, eine Geschichte 
des Menschengeschlechts läfst sich ohne Berücksichtigung 
der Pflanzen nicht gut schreiben; diese sind mit den reli 
giösen Überlieferungen verwebt, sie haben ihr Teil an den 
religiösen wie weltlichen Gewohnheiten und Feiern; in der 
Kunst treffen wir stets auf die Vorbilder der Pflanzenwelt, 
die Dichtkunst entlehnt vielfach ihre Vergleiche dem Ge 
wächsreich und in der Sprache selbst finden wir zahlreiche 
Andeutungen und Hinweise auf die umgebende Pflanzenwelt. 
Die Geschichte der Civilisation ist nur mit einer Darstellung 
der Pflanzen zu verstehen. 
Die Gewächse stehen in einem innigen Zusammenhang j 
mit der jeweiligen Flora eines Landes, die Art zu leben 
hängt vielfach von dem Reichtum oder der Armut der vege- j 
tabilischen Schätze ab. Vielfach resultiert aus dieser Zu- j 
sammensetzung das Wandern ganzer Völkerstämme, wie sich | 
durch die Einführung neuer Nahrung spendender Gewächse 
die Lebensführung ändert. 
In dieser Weise führt uns Joret zunächst die pharao- 
nische Flora vor und bespricht die Cerealien, die Futter 
pflanzen, die Industriegewächse. Die Gartenkultur erstreckt 
sich auf Obstbäume und Sträucher, wie Ziergewächse. Den 
fruchtspendenden Bäumen ist neben den ornamental wirkenden 
Zierpflanzen noch ein besonderes Kapitel gewidmet. Von 
der Kunst kommt Verf. auf die Poesie zu sprechen. Es 
schliefsen sich die Beziehungen der Pflanzenwelt zu den 
göttlichen Legenden, den profanen wie religiösen Hand 
lungen der Ägypter an. Etwas dürftig werden die in der 
Pharmakopoe, der Drogerie und bei den Beisetzungen ver 
wandten Gewächse behandelt. 
In ähnlicher Weise führt uns Joret das Verhältnis der 
Pflanzenwelt zu den Semiten vor, wobei die Bestandteile 
dieser Völkergruppe im einzelnen berücksichtigt werden. 
Litteraturnachweise finden sich zahlreich in Anmerkungen 
wiedergegeben, wobei hervorgehoben sein mag, dafs der 
deutschen Wissenschaft in ausgiebiger Weise ihr Recht wird. 
Man darf auf die Weiterführung des Werkes gespannt 
sein, zumal die Einführung fremder Pflanzen sich mit dem 
Vorrücken der Jahrhunderte bedeutend steigert. Die bahn 
brechenden Arbeiten eines Hehn dürften somit eine wertvolle 
Ergänzung finden. Wir kommen auf das Werk später zurück. 
Halle a. d. S. E. Roth. 
Aus allen Erdteilen. 
Abdruck nur mit Quellenangabe gestattet. 
— Am 2. November d. J. starb zu London in dem 
hohen Alter von 88 Jahren Sir Rutherford Alcock, 
der sich nicht nur als Diplomat, sondern auch als Orientalist 
und Geograph einen Namen erworben hat. Geboren 1809 in 
London, studierte er daselbst Medizin und diente 1833/34 als 
Militärarzt bei dem englischen Hülfscorps in Portugal und 
Spanien. Im Jahre 1844 wurde er britischer Konsul in 
Futschau, später in Shanghai und in Kanton, bis er 1858, 
zum Zwecke der Anknüpfung freundschaftlicher Beziehungen 
mit Japan, zum Generalkonsul in Hakodade, und ein Jahr 
später zum britischen Botschafter in Japan ernannt wurde. 
Er bereiste das Land nach verschiedenen Richtungen, so 
namentlich 1861 mit dem niederländischen Gesandten de Witte 
die Inseln Kiusiu und Nippon. Auch bestieg er von Jedo 
aus den Vulkan Fusi-Jama. In den Jahren 1865 bis 1871 
war Sir R. aufserordentlicher Gesandter in Peking und kehrte 
dann nach England zurück. Durch seinen 25jälirigen Auf 
enthalt in Japan und China hatte sich der Verstorbene eine 
vorzügliche Kenntnis jener beiden Länder und ihrer Be 
wohner erworben und wiederholt lieferte er der Zeitschrift 
der Londoner Geographischen Gesellschaft wertvolle Berichte. 
Er schrieb auch „Elements of Japanese grammar“ (1861) 
und „Familiar dialogues in Japanese with English and 
French translations“ (1863). Eins der besten Werke über 
japanische Zustände war sein Werk „The capital of the 
Tycoon: a narrative of three years residence in Japan“ (1863, 
2 vols). Später veröffentlichte er noch „Art and art indu 
stries in Japan“ (1878). Von 1876 an war Sir R. längere 
Zeit Präsident der Geographischen Gesellschaft in London. 
W. W. 
— Koralleninsel Laysan. Die Reiseergebnisse des 
Bremer Museumsdirektors Prof. Schauinsland, welcher von 
seiner Fahrt um die Erde heimgekehrt ist, werden von 
Dr. Häpke in der Weserzeitung vom 22. Oktober geschildert. 
Prof. Schauinsland war von seiner Gattin begleitet, die ihn 
im Sammeln und Präpariren unterstützte und die vielen Müh 
seligkeiten der Reise gleich ihrem Manne trug. Uber San 
Francisco gelangte das Ehepaar Ende Mai 1896 nach den 
Sandwichsinseln, von wo es mit einem Bremer Segelschiff in 
sieben Tagen nach seinem Hauptziele, der 1500 km entfernten 
Insel Laysan, gelangte. „Sie liegt nordwestlich von Honolulu 
unter 25° 46' nördl. Br. und 177° 49' westl. Länge und ist 
3 englische Meilen lang und 2% Meilen breit. Dort landeten 
die Reisenden am 24. Juni und fanden bei der Guanogesell 
schaft gastliche Aufnahme. Die Insel ist ein wahres Vogel 
paradies, das der wissenschaftlichen Welt erst durch das 
Prachtwerk des Barons Walter Rothschild in London „The 
avifauna of Laysan and the neighbouring Islands“ 1893 be 
kannt wurde und zwar nach dem Berichte von Henry Palmer, 
einem naturkundigen Sammler. Unter den ungezählten 
Scharen der dort brütenden Wasservögel finden sich fünf 
Arten Landvögel, die sonst nirgends auf der Erde Vorkommen, 
darunter der Honigesser, Himatione Frethii, mit prächtig 
schimmerndem, rotem Gefieder. Von diesen endemischen 
Vögeln wurden manche Stadien der Entwickelung sowie die 
Nester und Skelette aufs Sorgfältigste gesammelt. Neben den 
sämtlichen Species der Landpflanzen sind auch die Algen des 
tropischen Meeres gesammelt, darunter die kolossalen Makro- 
cystisarten , Laminax-ien und Fucoideen, deren Farben sich 
sogar prächtig erhalten haben. Ein auf der Insel gefundenes 
Basaltstück beweist, dafs auch dieser Atoll zwar von Korallen 
auferbaut ist, aber auf vulkanischer Grundlage ruht. Wenn 
das tagelange Verweilen im Wasser zum Fischen und Tauchen 
in dem heifsen Klima mit grofser Ansti-engung verbunden 
war, so habexx wir doch jetzt durch die vorliegeixde Gäa, 
Flox'a und Fauna ein vollständiges Bild von Laysan erhalten, 
das um so wex-tvoller ist, als nach dem baldigen Erschöpfen 
des Guanolagex - s die Insel unbewohnt sein wix-d.“ 
Prof. Schauinsland besuchte noch vex’schiedene Inselgruppen 
der Südsee, darunter die östlich von Neuseeland gelegenen 
Chatham-Insein. Die eingebox-enen Maoxüs sind bis auf 
14 Köpfe ausgestorben. Schauinsland sicherte sich noch ein 
vollständiges Skelett und ein Dutzend Schädel dex-selben. 
— Der gröfste Markt, der gegenwärtig im nubischen 
Sudan am Nil abgehaltexx wird, ist jener von Tankasi. 
Es ist ein Ox’t, den man noch vergeblich auf den Kai-ten 
sucht; er liegt etwa 10km unterhalb Merawi, da, wo der 
32. Grad östl. L. den Nil schneidet, also innerhalb der Region, 
die erst seit kurzem von den Ägyptern den Mahdisten wieder 
entrissen wurde. Ein Berichterstatter, welcher unter dem 
Schutze der ägyptisch - englischen Stx-eitmacht den Max-kt, 
welcher an jedexn Dienstag abgehalten wird, besuchte, 
bezeichnet ihn als den gegenwärtig wichtigsten Austausch 
punkt zwischen europäischen und sudanesischen Erzeug 
nissen in jener Gegend. Er liegt hart am Rande der Wüste, 
wo der Kultux-saum des Nils zu Ende ist, unter einem 
Akazienhain. Aber xxiclxt als eine feststehende Ortschaft 
darf man sich diesen Markt vorstellen, sondern als eine 
Reihe voxx Gassen aus Hütten uxxd Ständen, zu denen 
das Haifagras den Stoff liefert. In diesen Hütten liegen die 
Waren zum Verkaufe aus, während die zu Markt gebrachten 
Herden von Rindvieh, Schafen, Ziegen, Kamelen und Eseln 
aufserlialb des Hüttenortes iix der offenen Wüste zu Verkauf 
stehen. Bis vor einem Jahre war Tankasi auch ein bedeu 
tender Sklavenxnarkt; doch das ist natürlich mit der Herx - - 
schaft der Mahdisten in dieser Gegend vorbei. 
Die Leute kommen trotz des Kriegszustandes aus grofser 
Entfex-nung nach Tankasi und man kann alle Rassen des 
Nilthaies hier vex-treten sehen, die zwischen den Ägyptern 
und den Schwax-zen des Blauen und Weifsen Nils wohnen. 
Das europäische Element ist durch die Griechen vertreten, 
welche dem ägyptischen Heex-e folgen und sogleich, wenn
	        
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