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Aus allen Erdteilen.
Stellung der geologischen Karte von Württemberg, an der er
dann lange Jahre hindurch fleifsig mitgearbeitet hat. Eine
1864 bis 1865 unternommene Reise nach Egypten und Palä
stina hot reiche wissenschaftliche Ausbeute und 1875 unter
nahm er eine zweite Oi’ientreise zur geologischen Unter
suchung des Libanon. Aufser an den geologischen Kongressen
nahm F. auch lebhaften Anteil an den anthropologischen
Kongressen (seit 1872), wie er denn auch durch viele Jahre
Vorstandsmitglied der Deutschen "Gesellschaft für Anthropo
logie war. Von seinen Schriften sind hervorzuheben: „Die
nutzbaren Mineralien Württembergs“ (Stuttgart 1860); „Vor
der Sündflut. Eine populäre Geschichte der Urwelt“ (1866,
3. Aufl. 1870); „Aus dem Orient“ (1867); „Das tote Meer“
(1 867); „Drei Monate im Libanon“ (1876). Aufserdem war
F. Mitarbeiter am „Ausland“ und anderen Fachzeitschriften.
W. W.
— Neue dänische Expedition nach der Ostküste
von Grönland. Die Direktion der Karlsbergstiftung hat
der Kommission für geologische und geographische Unter
suchungen in Grönland eine Summe bis zu 150 000 Kronen
zur Verfügung gestellt. Dieselbe soll zur Untersuchung der
Ostküste von Angmagsalik bis zum Scoresbysund verwendet
werden. Der Plan für die Expedition ist in den Hauptzügen
folgender: Im Herbst 1898 landet der Dampfer des kgl. grön
ländischen Handels den für die Leitung der Expedition aus
ersehenen Seeoffizier und zwei Naturforscher in Angmagsalik.
Das Jahr, welches verstreichen wird, bis der Dampfer aber
mals die Station anläuft, soll dazu benutzt werden, um so
weit als möglich nach Norden vorzudringen und sich die
nötige Orientierung über die Küste zu verschaffen; während des
Aufenthaltes in der Nähe der Station soll die in botanischer
Beziehung interessante Gegend möglichst eingehend unter
sucht werden. Auf Grund der 1898/99 beschafften Auf
klärungen wird nach der Rückkehr der Expedition 1899 ein
detaillierter Plan für die Hauptexpedition ausgearbeitet werden,
und im Sommer 1900 geht diese nach Island ab, um nach
dem Ende der Fangzeit nach dem Scoresbysund gebracht zu
werden, welche Gegend zu dieser Jahreszeit wahrscheinlich
zugänglich sein wird. Nach der Landung wird ein Winter
quartier aufgeschlagen. Der Winter wird für lokale Unter
suchungen benutzt, und während des folgenden Sommers
wird die Küste nach Süden bis Angmagsalik untersucht, von
wo die Rückreise mit dem Dampfschiff des kgl. grönlän
dischen Handels angetreten wird.
Zum Leiter der Expedition ist der Premierleutnant der
Flotte Amdrup ausersehen, und die Hauptexpedition soll aus
zwei Offizieren, zwei Naturforschern und der nötigen Hülfs-
mannscliaft bestehen.
— Ugo Ferrandi und die Station Lugh. Vor
kurzem ist der Kapitän Ugo Ferrandi, ein Afrikaforscher
nicht ohne Verdienste, nach vieljähriger Abwesenheit in die
Heimat zurückgekehrt. Seit länger als einem Jahrzehnt hat
er sich die Erkundung der Somaliküste und deren Hinterland
zur Aufgabe gesetzt und der Società geographica italiana
manch wertvollen Bericht geliefert. Sein Traum, die Juba-
quellen und wohl gar den rätselhaften Orno zu erforschen,
sollte sich trotz verschiedener Anläufe nicht erfüllen. So zog
er — diesmal im Aufträge der Società d’esplorazione com
merciale zu Mailand — im November 1893 von Brawa an
der Benadirküste aus zum Juba, um diesen aufwärts mar
schierend über Barderà (wo 1865 der deutsche Forscher
v. d. Decken den Tod fand) nach Lugh und weiter zu ge
langen. Mit Ausnahme des englischen Kapitän Dundas, del
ira August 1892 mit dem Dampfer Kenia bis 40 km oberhalb
Barderà fuhr, war damals noch kein Europäer über diesen
Ort hinaus am Juba vorgedrungen. Die Expedition Fer-
randis scheiterte, wie auch eine ähnliche ein Jahr zuvor
unternommene, an seinen unzulänglichen Mitteln. Er zog,
als einziger Europäer, mit nur 25 bewaffneten Somali aus.
Überfallen und ausgeplündert mufste er zur Küste zurück
kehren. Im selben Jahre trafen dann zwei glücklichere
Landsleute — Prinz Ruspoli und Hauptmann Bottego, beide
von Norden kommend — in Lugh ein und schlossen mit
dessen Sultan Freundschaft.
Weitere Pläne entwerfend zog Ferrandi Ende 1893 die
Benadirküste entlang, deren Hauptplätze Brawa, Merka, War
scheck, Mogadischu kurz nachher vom Sultan von Sansibar an
die Italiener verpachtet worden waren. Ferrandi trat dann in
den Dienst der Gesellschaft Filonardi, welcher von der italie
nischen Regierung auf drei Jahre die Oberhoheit über die
Benadirküste übertragen wurde. In ihrem Interesse schlofs
er sich dann im Spätherbst der zweiten Expedition Bottego
an und blieb als Chef einer neu gegründeten händlerischen
und geographischen Station mit 40 Mann in Lugh. Ein
paar leichte Angriffe abessinischer Horden wehrte er in dem
von der Expedition Bottego erbauten Fort ohne Mühe ab.
Als im November 1896 ein stärkerer Anprall der Abessinier
drohte, sandte der italienische Generalkonsul Cecchi den
Leutnant Mamini mit 100 Askari nach Lugh; 70 verblieben
dort; mit 26 kehrte Mamini zur Küste zurück. Die Ver
bindung Lughs mit der Küste ist übrigens niemals unter
brochen worden. Im Juli 1897 verliefs Ferrandi Lugh und
übergab die Station, sowie das Kommando über die inzwischen
auf 150 Köpfe angewachsenen Askari dem Araber Mohamed
bin Said, einem Bruder des Wali von Brawa, der inzwischen
bereits mehrere Berichte, so einen über das mutmafsliche
Ende des Dr. Sacchi (von der Expedition Bottego) zur Küste
gesandt hat.
Ferrandi wird über die Station Lugh ausfühx-lich Bericht
erstatten, und der Regierung die Grundlagen zu dem Ent
schlüsse liefern, ob die Station erhalten bleiben oder auf
gegeben werden soll. Bekanntlich fällt sie nach dem
neuesten (freilich noch nicht vollzogenen) Grenzabkommen
mit Abessinien in den Bereich dieses Staates.
C. v. Bruchhausen.
— August Froriep veröffentlicht ein Werk über die
Lagebeziehungen zwischen Grofshirn und Schädeldach bei
Menschen verschiedener Kopfform und fügt zugleich einen
Beitrag zur Vergleichung des Schädels mit der
Totenmaske hinzu. Verf. kommt für letztere zu dem
Schlüsse, dafs die Abformung im Gypsabgufs die für das Bild
der Leiche charakteristischen Züge verschärft. Es handelt
sich um eine einfache Leichenerscheinung, nämlich das
unter der Wirkung der Schwere erfolgende Herabsinken der
schlaffen Bedeckungen, welches in der Rückenlage der Leiche
dazu führt, dafs die betreffenden Oberflächenpartieen schein
bar nach hinten gezogen werden. Es wird also in der
Totenmaske ein in gewissen Punkten gefälschtes Dokument
überliefert, dessen richtige Lesung grofse Vorsicht und fach
männische Kritik erfordert. Dafs dasselbe bei Anwendung
der gebotenen Kautelen ein wertvolles, ja unersetzliches
Untersuchungsmaterial darstellt, hat bereits Welcker durch
seine berühmte Schrift über Schillers Schädel bewiesen. Die
weit verbreitete Vorstellung, als ob die Totenmaske das
treueste Abbild des Verstorbenen und die beste Unterlage
zur Schaffung einer Porträtbüste wäre, ist ein Irrtum. Eine
diesbezügliche Warnung, namentlich auch mit Rücksicht auf
die dem Tode etwa vorausgegangene Abmagerung, ist für
den bildenden Künstler wichtig, und auf Grund der kritischen
Vergleichung der Totenmaske mit der Leiche ergeben sich
oft genug Verschiedenheiten, die später störend wirken.
E. R.
— Die pflanzengeographische Verbreitung der
Pomaceen betrachtet Folgner in seiner Breslauer Diss. 1897.
Die Pomaceen sind ihrer überwiegenden Zahl nach Bewohner
von Gebirgen und hügeligen Gegenden, keine Gattung gehört
ausschliefslich der Ebene an, manche sind auf erstere be
schränkt. Sämtliche Genera sind bis auf die im nördlichen
Teile der südamerikanischen Anden heimische Hesperomeies
Bewohner der nördlichen Halbkugel; nur zwei Arten greifen
aufser Ilesperomeles auf die südliche Hemisphäre hinüber.
Etwa ein Drittel der Gattungen, und zwar meist die arten
reichsten (Crataegus, Osteomeies, Photinia, Sorbus, Amelan-
chier, Malus) sind gemeinsames Besitztum der beiden Halb
kugeln. Ausschliefslich der westlichen gehören nur an Pera-
phyllum, Aronia und Hesperomeies. Mehr als die Hälfte
der Gattungen entfallen auf die Alte Welt. Dort ist das
Hauptareal der Pomaceen. — Das australische wie afrika
nische Festland besitzt keine endemische Gattung, der schwarze
Erdteil wenigstens in seinem mediterranen Anteil eine Anzahl
Arten und eine endemische Species. Von der pflanzlich
einen ziemlich selbständigen Charakter bewahrenden Insel
Madeira ist die monotypische Chamaemeles bekannt. Die
australische Inselwelt besitzt eine Art, welche aber bis nach
Japan verbreitet ist. In Amerika konzentriert sich der Reich
tum an Pomaceen wesentlich auf die Nordhälfte dieses Erd
teils. Hier hausen auch die ihm eigentümlichen Gattungen
Aronia und Peraphyllum, während Hesperomeies auf das
nordwestliche Südamerika und südliche Centralamerika be
schränkt ist. Europa besitzt keine endemische Gattung,
sondern teilt sich mit Asien und dem mediterranen Afrika
in den Besitz mehrerer Genera. Auf Asien entfallen aufser
dem noch fünf endemische Gattungen (Eriobotrya, Micro-
meles, Rhaphiolepis, Docynia und Chaenomeles).
Verant worth Redakteur: Dr. R. Andree, Braunschweig, Fallerslebertlior-Promenade 13.— Druck: Friedr. Vieweg u. Sohn, Braunschweig.