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R. Bach: Der Golddistrikt am Yukonflusse in Nordwestamerik’a.
Steigung des Gebirges westwärts fliefsende Gewässer
vorhanden wären. Campbell und seine Gefährten kamen
an den Pellyflufs, fuhren denselben bis zu seiner Ver
einigung mit dem Lewesflufs hinab, mufsten aber hier
umkehren, da sich die ihnen als Führer dienenden
Indianer ganz bestimmt weigerten, noch weiter zu
gehen; sie hatten in Erfahrung bringen wollen, dafs den
Flufs weiter hinunter ein grofser Stamm Indianer wohne,
dessen Hauptliebhaberei der Kannibalismus sei.
Im Jahre 1847 wurde an der Mündung des Por-
cupineflusses das Fort Yukon durch einen Herrn A. H.
Murray, ebenfalls zur Hudsons Bay Company gehörig,
gegründet und 1848 durch Campbell das Fort Selkirk,
am Zusammenflüsse des Lewes und Pelly River, errichtet.
Von letzterem, einstmals der wichtigste Posten der Com
pany westlich der Felsengebirge, existieren heute nur
noch die Ruinen; das Fort selbst wurde im Jahre 1852
von den Indianern nach einer gründlichen Plünderung
vollständig zerstört. Aus Fort Yukon wurden die Eng
länder im Jahre 1859 von den Nordamerikanern artig
hinausgedrängt; die Grenzstreitigkeiten hatten begonnen
und die Regierung in Washington halte durch astro
nomische Berechnungen feststellen lassen, dafs der Platz
sich auf amerikanischem Gebiete befand.
Infolgedessen zogen die Engländer den Porcupineflufs
weiter hinauf bis nach einem Punkte, den sie sicher
für britisches Gebiet betrachteten und gründeten das
Fort Rampart, gewöhnlich RampartHouse genannt; aber
auch hier sollten sie noch nicht warm werden, denn
wieder kamen im Jahre 1890 die Amerikaner in der
Person des Küstenvermessers J. H. Turner nach dem
Posten und machten den Bewohnern klar, dafs sie immer
noch etwa 32 km innerhalb amerikanischen Gebietes
gelegen seien und daher nochmals weiterziehen müfsten.
Infolgedessen wurde Rampart House weitere 32 km
östlich gerückt und jetzt wird man den Posten wohl in
Ruhe lassen.
Aufser den Beamten der Hudsons Bay Company
machen schon seit 1873 die Herren Harper und
Mc Question Geschäfte im Yukondistrikt und errichteten
eine ganze Anzahl kleiner Stationen, die aber zum
gröfsten Teile wieder eingegangen sind.
Im Jahre 1882 kam eine Anzahl von Goldgräbern
nach dem Yukon, sie nahmen ihren Weg über den
Taiyapafs, der auch heute noch von den meisten Zu
wanderern benutzt wird, da die Route, obwohl höher als
andere gehend, doch noch immer die kürzeste ist; den
Taiyapafs überschritt auch der bekannte Leutnant
Schwatka im Jahre 1883, der dann den Lewes- und
Yukonflufs hinab bis zum Ocean fuhr.
1887 beschlofs die kanadische Regierung die Aus
sendung einer gröfseren Expedition unter Führung
des Geologen Dr. Dawson und des Landvermessers
W. Ogilvie; Zweck derselben war, die Region des nord
westlichen , vom Yukon bewässerten Territoriums zu
erforschen, dann aber war die Expedition mit der höchst
wichtigen Aufgabe betraut, die genaue Grenze zwischen
Kanada und Amerika festzustellen, die laut dem Ver
trage von St. Petersburg durch den 141. Meridian ge
bildet werden soll, ausgehend vom Mount Elias, hinauf
nach dem „Demarkation Point“ am Arktischen Ocean.
Ogilvie stellte durch eine Reihe von Mondbeobach
tungen den Punkt fest, an welchem der Yukon vom
141. Meridian durchschnitten wird (Fig. 1 ) und ebenso
auch die Stelle, wo ein Nebenflufs des Yukon, der
Forty Miles Creek (Fig. 2 ), von demselben Meridian
durchkreuzt wird. Letzterer Platz sagte ihm vermöge
seiner günstigen Lage im zukünftigen Goldlande, sowie
wegen seiner Bequemlichkeit mit Rücksicht auf die
Verteilung von Waren an die Camps so zu, dafs er
beschlofs, hier einen Posten zu errichten, der jetzt als
Fort Cudahy bekannt ist.
Die endgültige Fixierung der Grenze wird voraus
sichtlich noch mancherlei Schwierigkeiten, zum mindesten
Fig. 2 . Vereinigung des Forty Miles mit dem Yukon. Nach einer Photographie.