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Full Text: Globus, 72.1897

72 Dr. Hubert Jansen: Die Müggelberge, der Müggelsee u. d. Teufelssee b. Friedrichshagen i. d. Mark. 
nimmt, nachdem sie in der Nordwestecke hei Friedrichs 
hagen mit kaum noch bemerkbarer Strömung aus dem 
See herausgetreten ist, von S her — wie ich hier der 
betreffenden Flufs - und Bachnamen wegen bemerke — 
hei Köpenick die Wendische Spree auf, die (von ihrem 
Ursprungsorte hei dem Dorfe Dahme) auch die „Dahme“, 
und zwischen Schmöckwitz und Grünau auch „der Lange 
See“ heifst, dann von N her das hinter Werneuchen 
entspringende und über Neuenhagen kommende Mühlen- 
fliefs, das mit seinem eigentlichen Namen entweder „die 
Erpe“ (plattdeutsch „Arpe“) oder, wie schon bei ihrem 
Ursprung, „die Stienitz“ heifst; etwas hinter Köpenick 
nimmt die Spree die Wühle auf. Nach der „Erpe“ 
heifsen die nordwestlich und nördlich von Friedrichs 
hagen liegenden Wiesen „die Köpenicker Erpwiesen“, 
was auf Karten und in amtlichen Urkunden überall mit 
b statt p, fälschlich „Erbwiesen“ geschrieben wird. 
Die Gestalt des Sees ist eine ziemlich regelmäfsige, 
etwa die eines Eies, dessen eine Seite nach der Spitze 
hin (die Südostecke) nach innen eingedrückt ist. Das 
Nordufer beschreibt einen weiten, nur von flachen 
Buchten unterbrochenen Kreisbogen, während das Süd 
ufer infolge seines Einwärtsragens am Südostrande 
etwas unregelmäfsiger ist, zumal da noch, westlich vor 
diesem einwärtigen Vorsprung, ungefähr in der Mitte 
des Südrandes eine tiefere Bucht gebildet wird. Dieser 
letzteren gerade gegenüber, in der Mitte des Nordrandes, 
mithin an der breitesten Stelle des Sees, liegt die „Bio 
logische und Fischereiversuchsstation Müggelsee“. 
Die Ufer des Müggelsees sind sandig, aufser im 0, 
wo die sumpfigen Spree- und Fliefswiesen ihn abschliefsen 
und die Annäherung erschweren, sowie im NW an der 
kleinen Landzunge vor dem Müggelschlöfschen, endlich 
im SW dort, wo der 100 bis 300 m breite Gürtel der 
am Langen See beginnenden „Neuen Wiesen“ bis dicht 
an den Müggelsee reicht. Dort im 0, wo der Einmün 
dung der Spree einige (ursprünglich drei) niedrige kleine 
Inseln vorgelagert sind, erheben sich die Uferränder 
nur wenig oder kaum über den Seespiegel, desgleichen 
an der erwähnten Landzunge; am höchsten sind sie am 
Nordrande, dort, wo sie, nach 0 bis zur südlichen Bie 
gung des Müggelufers (nahe dem Hause der Unter 
försterei Müggelsee) an Höhe zunehmend, bis zu 5 und 
6 m über den Seespiegel emporsteigen; ebenso auch am 
Müggelschlöfschen und am Bad Bellevue. Durchschnitt 
lich liegen aber die Uferränder nur l 1 /^ m über dem 
Wasserspiegel. Der von den erwähnten Inseln und dem 
betreffenden Teile des südöstlichen Ufers nahezu um 
schlossene Teil des Müggelsees heifst „der Kleine Müggel 
see“. Dieser Kleine Müggelsee wurde ehemals nach 
NW hin durch eine sumpfige, in der SO-Ecke des 
Müggelsees nach Osten vorragende Landzunge oder 
Halbinsel abgeschlossen, an der ein Stromarm der von 
0 her einmündenden Spree sich brach und als sogen. 
„Kelschstrom“ um die gröfste der Inseln wieder nach 
0 zurückflofs, um sich mit dem bei Rahnsdorf vorbei- 
fliefsenden Stromarm wieder zu vereinigen. Zur Er 
leichterung der Schifffahrt an dieser allmählich versan 
denden Stelle haben nun mehrere Durchstiche statt 
gefunden, die auf den bisherigen Karten nicht eingezeichnet 
sind: 
1. an der westlichsten, schmälsten Stelle der erwähnten 
Halbinsel, so dafs diese nunmehr eine Insel wurde; 
2. durch die erste, unmittelbar westlich vor Rahnsdorf 
liegende kleinste Insel, so dafs diese zu zwei Inseln ge 
worden ist; 3. in neuester Zeit durch die Mitte jener 
ehemaligen Halbinsel, so dafs diese nun zu zwei Inseln 
geworden ist. Statt der ehemaligen drei Inseln und 
der einen Halbinsel haben wir vor dem Spreegemünde 
also jetzt sechs Inseln (siehe die Karte oben auf Seite 70). 
Die gröfseren Schiffe passieren jetzt den zweiten und 
den dritten der genannten Durchstiche. 
Die Ufer des Müggelsees und deren Umgebung, auch 
die Müggelberge, gehören der Diluvialformation an. — 
In der Nähe beginnen aber vielfach die Bodenverände 
rungen, zum Teil auch die Ablagerungen des Alluviums; 
so gehört der westliche "und südliche Teil des Müggel- 
werders, mit der Niederung westlich vom Langen See 
zwischen Köpenick und Zeuthen, zum lehmigen Sand 
boden des Alluviums, und die erwähnten sumpfigen 
Spree- und Fliefswiesen u. s. w. sind teils sandige, teils 
humose alluviale Bildungen. — Am Südufer des Müggel 
sees ist, aufser reinem Sande, auch mit Titaneisen sowie 
mit Hyazinth und Spinell gemischter Sand gefunden 
worden (aufser von Schulz auch vom Grafen Lüt 
tichau, siehe „Beiträge zur Geognosie und Bergbau 
kunde“, S. 31 und vergi. S. 4), und zwar als eine förm 
liche Schicht im gewöhnlichen Sande; Proben von diesem 
Titaneisen- u. s. w. Sande befinden sich im Kgl. Mine 
ralogischen Kabinette. Major Bloss on sagt (siehe 
„Hertha“, Zeitschrift für Erd-, Völker- und Staaten 
kunde, herausgegeben von Berghaus: Bd. 11, S. 287), 
dafs er magnetischen Ostseesand nach heftigen Nord 
winden in ziemlich starken Lagen am südlichen Ufer 
des Müggelsees gefunden habe; nur scheint ihm das 
quantitative Verhältnis an Magneteisenstein geringer zu 
sein, als in den von ihm auf dem Strande bei Kolberg 
gefundenen Arten. Am nördlichen Ufer des Sees hat 
er keinen entdeckt. 
Fast überall ist der Müggelsee von Forsten umgeben, 
die nur an zwei Stellen, bei Friedrichshagen und Rahns 
dorf, zurücktreten. Hier an letzterer Stelle ist teils 
Sumpf, teils Wiese vorgelagert. Das bewaldete Ufer 
steigt fast um den ganzen See herum mehrere Meter 
auf, durch den fast überall sandigen Strand vom Wasser 
getrennt. Im Süden ist der gröfste Teil der Müggel 
berge, wie schon bemerkt, mit Kiefern bestanden (Pinus 
silvestris), desgleichen ein grofser Teil des Müggel- 
werders (der Insel zwischen der Wendischen Spree von 
Schmöckwitz bis Köpenick, der eigentlichen Spree [mit 
dem Müggelsee], dem „Neuen Graben“ [zwischen Däme- 
ritz und Seddinsee] und dem Seddinsee bis Schmöckwitz), 
dessen Boden — aufser in den erwähnten sumpfigen 
„Neuen Wiesen“ und dem zum lehmigen Sandboden 
gehörenden westlichen Rande (von der Krampenbude 
bis Köpenick) ebenso wie die oberen Schichten der 
Müggelberge reiner Sandboden ist. Auch das gröfsten- 
teils zum lehmigen (am Ufer zum reinen) Sandboden 
gehörende Gelände nördlich vom Müggelsee ist (aufser 
in den Fliefs - und Spreeniederungen und auf den be 
bauten bezw. beackerten Bodenflächen der Orte Fried 
richshagen und Rahnsdorf) mit der Kiefer beforstet. 
Die Kiefer ist ja der zum Sandboden gehörende Baum; 
sie reicht überall so weit, wie die Geschiebe und der zu 
diesen gehörende Sand. Für die betreffenden Länder 
und Gegenden ist sie eine grofse Wohlthat, so oft auch 
der Reisende, dessen Weg in heifsen Sommertagen durch 
einen kaum Schatten und keine Kühlung gebenden 
Kiefernwald über mahlenden Sand führt, sie verwünscht. 
Denn erstens trägt sie, wenn auch nur langsam, doch 
sicher zur allmählichen Verbesserung des Bodens durch 
Humus bei, und zweitens sind die Kiefernforsten eins 
der besten Mittel zur Verhütung der Versandung der 
umliegenden Gebiete durch Flugsand. 
Ehe der Oder-Spree-Kanal fertiggestellt war (von 
Fürstenwalde über Spreenhagen bis zum Seddinsee; von 
da geht die Fahrt durch die Dahme in die Spree bei 
Köpenick), fand im Müggelsee eine äufserst lebhafte
	        
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