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Es erübrigt noch, den Salpeter in seiner Wirkung auf den Stoffwechsel mit den
Erfahrungen über andere Salze zu vergleichen.
Aus der grossen Zahl Stoffwechseluntersuchungen mit Kochsalz sei zunächst
auf die Straub’s1 *) verwiesen, die in den beiden Hauptpunkten mit vorliegenden
Ergebnissen übereinstimmen: Einwandsfrei haben seine Versuche gezeigt, dass in
grossen Gaben (0,7 g und 1,15 g auf die Gewichtseinheit, 12 g und 20 g insgesammt)
Kochsalz eine Salzwirkung, Steigerung des Eiweisszerfalls infolge theilweiser Ent
wässerung des Körpers, besitzt. Leider sind diese Versuche nicht in Stickstoff
Gleichgewicht, sondern in einem Stadium angestellt, in dem der Hund sich erst
stufenweise dem Beharrungszustand näherte. Seine zweite Behauptung, dass die
^eigentliche Kochsalz Wirkung in einer Verminderung des Eiweissumsatzes be
ruhe , kann aus seinen Versuchen mit Sicherheit nicht geschlossen werden. Es
stellte sich wohl jedesmal am 1. Kochsalztag ohne gesteigerte Wasserzufuhr ein
geringes Heruntergehen der Stickstoff-Zahl in Harn und Ivoth ein, indessen das Thier
War noch nicht im Gleichgewicht; es trat wohl in dem 3tägigen Gegenversuch, in
dem der Hund 20 g Kochsalz mit 700 ccm Extra-Wasser erhielt, eine Stickstoff-Weniger
ausscheidung von 2 % ein, allein dieser Ausschlag ist zu gering, um ohne be
stätigenden Versuch sicher in dem erwähnten Sinne gedeutet weiden zu können.
Diese Bestätigung darf wohl in dem Ausfall der Salpeterveisuche eiblickt weiden.
Der Umstand, dass in dem Versuch mit Darreichung von 20 g Kochsalz ohne Wasser
das Maximum der StickstoffMehrausscheidung in die Nachperiode fällt, wird von
Straub in der Weise gedeutet, dass während der Salzperiode, wo der Harn an
Menge die Flüssigkeit in der Nahrung übertraf, das zur Ausscheidung gelangende
Kochsalz das Wasser für sich beanspruchte, so dass der Organismus gezwungen war,
die in grösserer Menge vorhandenen N-haltigen Endprodukte theilweise zurückzuhalten,
bis in dem Nachversuch Wasser genügend zur Ausfuhr dieser Produkte vorhanden
War- (S. hierzu S. 83).
Die übrigen Kochsalz-Versuche von C. Voita), Feder3), Dubelir4) und
Eugliese5) decken sich zum Theil nicht mit den obenerwähnten Straub’s, auch
Unter einander widersprechen sie sich, wofür eine befriedigende Erklärung nicht ge
geben werden kann, zumal da C. Voit, unter Anwendung allerdings kleineiei
Dosen (0,1 bis 0,6 g pro Kilo) sowohl bei Wasser Vorenthaltung als bei Wasser
darreichung den Stoffwechsel gesteigert fand. Dubelir will hierfür die Giösse dei
Salzzufuhr verantwortlich machen, indem grössere Dosen die „Zersetzungsfähigkeit der
Zellen“ herabsetzen.
l) Straub lieber den Einfluss des Kochsalzes auf die Eiweisszersetzung. Zeitschr. f.
Bi°t. Bd. 37. (1899) S. 527.
a) C. Voit, Untersuchungen über den Einfluss des Kochsalzes u. s. w. München 1860.
3) Feder, Ueber die Ausscheidung des Salmiaks im Harn des Hundes. Zeitschr. f. Biol.
Bd- 14. (1878). S. 161.
4) Dubelir Noch einige Versuche über den Einfluss des Wassers und des Kochsalzes
auf die N-Ausgabe vom Thierkörper. Zeischr. f. Biol. Bd. 28. (1892). S. 236.
5) Pugliese, Action du chlorure de sodium et du chlorure de potassium sur f behänge
materiel. Arch. ita’l. de Biol. Bd. 25 (1896). S. 17.
a. (1. Kaiserlichen Gesundheitsamt«. Bd. XVIIL 7