Kleine Nachrichten.
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Brühe wieder aufgerührt hat, nicht zu wissen. Er handelte
im guten Glauben, und die Wünschelrute zeigte ihm sogar
im D-Zuge an, wenn er über eine Wasserader dahinsauste.
„Laßt die Hoffnung draußen“, die ihr an die Perfektibilität
der Menge glaubt. Richard Andree.
Fridtjof Nansen: Eskimoleben. Aus dem Norwegischen
übersetzt von M. Langfeldt. VIII u. 304 Seiten. Leip
zig und Berlin, Georg Heinrich Meyer. Preis 4 Mk.
Als Nansen nach seiner Durchquerung Grönlands an der
Westküste anlangte, war es für ihn zur Heimkehr noch im
selben Jahre bereits zu spät; er brachte den Winter also in
den dänischen Ansiedelungen zu und richtete seine Beobach
tungen vornehmlich auf die Eskimo. Das Ergebnis dieser
Beobachtungen, mit denen früherer Forscher vereinigt, füllt
einen großen Teil des zweiten Bandes von Nansens „Auf
Schneeschuhen durch Grönland“. Noch ausführlicher hat er
dann die Eskimo in einem besonderen, vor 11 Jahren erschienenen
Werke behandelt, von dem jetzt unter dem Titel „Eskimo
leben“ eine deutsche Ausgabe erschienen ist. Nansens frische
interessante Schreibweise gibt sich auch in diesem Buche zu
erkennen, das trotz seines wissenschaftlichen Kerns eine über
aus anziehende Lektüre auch für den Laien bildet. Das Bild,
das Nansen von dem grönländischen Eskimo entwirft, ist im
allgemeinen ein freundliches, wenn auch Schattenseiten darin
kaum fehlen. Was die letzteren anlangt, so deckt sich Nan
sens Urteil mit den jüngsten Mitteilungen Sverdrups, über
die sich gewisse dänische Kreise aufregen zu müssen glaubten.
Wie auf alle Naturvölker, so ist auch auf die Eskimo der
europäische Einfluß nicht günstig gewesen und von dem Er
gebnis der Mission weiß Nansen ebensowenig Rühmenswertes
mitzuteilen wie Sverdrup. „Wir haben“ — sagt Nansen zum
Schluß — „ein von der Natur hochbegabtes Volk gefunden,
das gut lebte und trotz seiner Fehler auf einer hohen Stufe
der Moral stand. Aber dui'ch unsere Kulturarbeit, unsere
Produkte und unsere Mission sind seine irdischen Lebens
verhältnisse sowohl wie seine Moral und seine Gesellschafts
ordnung in betrübender Weise in Verfall geraten, und heute
scheint das ganze Volk dem Untergange geweiht.“ Nansen
ist der Ansicht, daß die grönländischen Eskimo über den
Smithsund aus dem polaren Amerika eingewandert sind, und
gegen diese Ansicht läßt sich kaum etwas Ernstliches ein
wenden. Die Übersetzung ist gut. Einige Abbildungen sind
beigegeben. r.
Kleine Nachrichten.
Abdruck nur mit Quellenangabe gestattet.
— Neuer Moorleichenf und in Hannover. Im
Brammer- oder Hingstmoor, nordöstlich von Verden, ist
wieder eine Moorleiche gefunden und zunächst von einer ge
richtlichen Kommission besichtigt worden. Es ist die fünfte
auf hannoverschem Boden, die vierzehnte deutscher Her
kunft, die drei- oder vierundzwanzigste derartiger Funde
überhaupt. Die neue Moorleiche gibt einen wichtigen Auf
schluß, der eine bisher noch in Zweifel gehaltene Frage löst.
Es ist die Leiche eines männlichen Verbrechers, dessen Arme
gebunden waren, und dessen Fußstellung auf die Fesselung
der Beine schließen läßt. Diejenige der Arme ist deshalb
erhalten geblieben, weil sie aus belaubten, also frischen
Eichen- und Birkenruten bestand, die bei der Vertorfung ihre
Form kenntlicher bewahrten als flächserne Stricke. Bei der
Fesselung war das Rutenseil um Arme und Hals zugleich
geschlungen. Meiner aus der Lage der Dammdorfer Moor
leiche entnommenen Annahme, daß auch deren Arme und
Beine gefesselt waren, in Übereinstimmung mit der grau
samen Art solcher Hinrichtungen, ist aus dem neuen Funde
eine wertvolle Bestätigung erwachsen. Wilhelm Krebs.
— „Typus Grimaldi“. Herr Prof. E. Schmidt tut in
seinem Beitrag zu Nr. 23 des Globus, Bd. 83, „Ein neuer
diluvialer Schädeltypus?“ Herrn Verneau Unrecht, wenn er
in der Bezeichnung der an der Grenze der französischen und
italienischen Riviera gefundenen diluvialen Schädel als
„Typus Grimaldi“ eine nicht ganz taktvolle und in der An
thropologie bisher nicht übliche Schmeichelei sieht. Die
Bezeichnung ist nach dem nächstgelegenen italienischen
Städtchen Grimaldi offenbar in ganz derselben Weise ge
bildet, wie die für ähnliche Funde gebräuchlichen Bezeich
nungen Cro-Magnon, Typus Cannstatt, Neandertal u. dergl.,
wenn auch vielleicht — Verneaus Aufsatz liegt mir selbst
nicht vor — unter Hinzufügung einer höflichen Wendung
an die Persönlichkeit des um landes- und meereskundliche
Forschungen verdienstvollen Fürsten von Monaco.
Wilhelm Krebs.
— Den geologischen Bau des Inselzuges Morter,
Vergada, Pas man und der sie begleitenden Scoglien auf
Blatt 30 , Zone XIII (Dalmatien) erörtert H. J. Schbert
in den Verhandl. der kaiserl. königl. geolog. Reichsanstalt
1902. Man muß diese küstennahen Inseln und Scoglien als
Reste dreier Falten auffassen. Die nordöstlichste umfaßt die
Nordostküste der Insel Pasman, die Scoglien im Canale di
Pasman, bei Pakoscane, der Artagruppe, die zwei Vorsprünge
der Insel Morter mit St. Maria und Betina, die Küstenstrecke
Vodice und zum Teil die Scoglien im Canale di Morter.
Dieses Gewölbe ist durchweg ins Niveau des Dolomits auf
gebrochen, gegen Südwesten geneigt und vielfach gestört.
Gegen Südwesten setzt der Dolomitaufbruch abermals auf
Inseln über. Der zweite Sattel umfaßt das Innere, sowie
die Südküste der Insel Pasman, zum Teil die Scoglien süd
lich davon und um Vergada, dieses nebst dem größten Teil
der Insel Morter und einen Teil der Scoglien nordwestlich
von Morter wie der im Canale di Morter vorhandenen. Auch
in der Achse dieses Sattels tritt größtenteils Dolomit zu Tage.
Im größten Teile von Pasman, über das Tertiär der süd-
westwärts folgenden Muldenzone überschoben, richtet er sich
im südlichsten Teile von Pasman etwas auf, bildet auf Ver
gada eine Antiklinale, erscheint jedoch auf Morter abermals
gegen Südwesten geneigt. Dem Nordostflügel der dritten
Falte gehört ein Teil der Südwestküste von Pasman und
eine Anzahl von Scoglien südlich Pasman und Vei'gada an,
dem Südwestflügel möglicherweise die Scogliengruppe Ku-
kuljari südlich Morter. Wenn das südwestliche Einfallen
dieser Scoglien in der Weise gedeutet werden muß, daß
diese Kalkbänke aus dem Südwestschenkel derjenigen Auf
wölbung stammen, welcher die Höhen Rasovica und Zaglava
auf Pasman sowie die Scoglien Kosara, Ganzaro angehören,
dann gehört wohl Scoglio Gangarol nicht zur gleichen Falte,
sondei'n bereits einer weiteren an, dann wäre in dem z wisch eh
Scoglio Gangarol und der Insel Pasman befindlichen Teile
des Canale di Mezzo nebst einem Teile des Noi-dostflügels
auch der Südwestflügel der di'itten Inselfalte niedergesunken.
— Geheimrat Dr. Wohltmann hat, wie im Globus,
Bd. 83, S.339 mitgeteilt, im Aufträge des Kolonialwirtschaft-
lichen Komitees eine Studienreise nach Samoa zAvecks
landwirtschaftlicher Erkundung der Inselgruppe unternommen
und ist vor einigen Wochen von dort wieder zurückgekehrt.
Einem Bericht, den er dem Komitee erstattet hat, entnehmen
wir folgendes: Das Klima Samoas verleugnet seinen echt
tropischen Charakter zwar nicht, doch ist es hier möglich,
daß der Weiße in den Morgen- und in den weniger sonnigen
Nachmittagsstuixden ohne Nachteil für sein Befinden selbst
tüchtig Hand mit an die Feldarbeit legen kann. Ein Übei*-
treiben körperlicher Ai-beit rächt sich jedoch auch hiei\ Es
ist geboten, daß der Deutsche, der hier eine Reihe von Jahren
angestrengt geai'beitet hat, seine Gesundheit in kühlerem
Klima wieder auffrischt. Eine Auswanderungskolonie
für den deutschen Landwirt ist d aher Samoa keines
wegs. Alle derartigen Behauptungen entspringen vorlauten
und uni-eifen Anschauungen. Upolu scheint — sehr vei--
schieden an den verschiedenen Orten und in den verschiedenen
Jahren — 2500 bis 4500 mm Regenhöhe aufzuweisen. Diese
Regenmenge und auch der Boden gestattet, daß sich ein
ki-äftiger Urwald entwickeln kann. Wenn er gleichwohl
vielfach vermißt wird, so liegt das darin, daß die Insel früher
im Innern außerordentlich stax-k, weit mehr als jetzt, be
völkert und angebaut gewesen ist. Dafür liegen in der
Unzahl von Steinmauern, die als Grenze oder Verteidigungs
wälle dienten, sowie in den vei'ödeten Dorfplätzen inmitten
der Wälder die sichersten Beweise vor. Diese Steinmauei-n
findet man an der ganzen Nordseite der Insel Upolu nicht
nur in den niederen Lagen der Küste und auf den unteren
flachen Basaltplateaus, sondern auch hoch hinauf bis etwa
zu 300 m Ei’hebung über dem Meere. Und überall, wo sie
vorhanden sind, ist der Ui-wald noch jung und schwach.
In den höheren Lagen der Insel nimmt dagegen der Wald
an Mächtigkeit und Höhe der Stämme zu. Der Umstand
nun, daß die ganze Insel mit alten Kulturstätten übersäet