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Full Text: Anthropos, 16/17.1921/22

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Dr. P. M. Küsters, O. S. B. 
Kongobeckens, deren Verbindung durch die Wandervölker, die vom Osthorn 
nach Süden und später in umgekehrter Richtung zogen, eine recht mangel 
hafte wurde. 
Die kleinen Begräbnisarten bilden nur Bausteine, zeigen Einzelzüge der 
Verwandtschaft auf, bedürfen aber noch der Stärkung durch anderes Material 
aus dem Kulturbesitz, um zu wirklichen Beweisen verwendet werden zu 
können. Auffällig ist es sicherlich, daß das Baumgrab einmal in Westafrika 
und Kamerun auftaucht, dann in Ostafrika bei Taveta, bei den Wagogo, 
Wadschagga und Wapare und auf Madagaskar wieder auftritt. Man denkt an 
die Hypothese der Wanderung, die vom Sambesi aus in der Richtung auf 
Westafrika gegangen sein soll. Das sporadische Auftauchen des Flußgrabes 
in Guinea, Benin, Kamerun, im Kongobecken und in Urua bestärkt die Be 
hauptung von der Einheit des Kulturkomplexes Kongo-Kamerun. Auch das 
Lebendigbegraben ist ein neuer Beweis dieser Behauptung; von Ashanti an 
gefangen geht es über Kamerun dem Kongo entlang bis zu den Bahima- 
staaten, und zwar ganz in der gleichen Tendenz, dem Toten Genossen mit 
zugeben. Das Lebendigbegraben der Kinder geht vom Nigerdelta, wo es 
isoliert Tlasteht, nach Südafrika und Madagaskar. Das Verbrennen ist ebenfalls 
in West-, Süd- und Ostafrika vertreten, ohne daß sich eine wesentlich andere 
Auffassung für ein Gebiet finden ließe. 
Das Mumifizieren geht von Westafrika über Kamerun, das Kongogebiet 
zu den Bahimastaaten und kehrt wieder auf Madagaskar. Kamerun und Kongo 
bevorzugen das Räuchern zum Zwecke der Erhaltung der Leiche, das Niger 
gebiet und Ostafrika verwenden Salben und Aromata, wieder eine Beziehung 
des Südostens zum Westen. 
Auch das Skelettieren hat in Westafrika das eine Zentrum bei den Ashanti, 
Ngoileuten, Ondoambo und am Gaboon, das zweite in Ostafrika im alten Mo- 
nomotapa, bei den Latuka und in Taveta. 
Das Urnengrab als .Kindergrab kommt in Westafrika, im Kongogebiet, 
Südafrika und bei den Nilnegern vor. Für Erwachsene hat nur Westafrika die 
Urne und auch da nur für den König. Den Kopf setzt man in einem Topfe 
bei den Nuba bis zu den Lobi bei und in Ostafrika bei den Baganda und 
in Taveta. 
Die Plattform ist in der Hauptsache westafrikanischer Kulturbesitz, doch 
taucht sie am Rovuma auf als die Bestattungsform der Gemordeten. 
Eine Geheimbestattung der Fürsten kennt man in Westafrika und im 
Kongo; aber auch bei den Sulustämmen und bei den Wafipa verbirgt man 
das Grab. 
Um ein Grab im heimatlichen Boden zu ermöglichen, werden Teile der 
Leiche zu Hause begraben bei den Bassari und in Agoue; den gleichen Zug 
finden wir wieder bei den Wapare und Wanyamwesi. 
Das Heimatgrab bringt bei den Wanika und Madagassen eine Doppel 
bestattung hervor, genau so werden die Leichen bei den Hoer doppelt be 
graben, wenn sie in Feindesland fielen. Dann trägt man nach erfolgter Ver 
wesung wenigstens die Gebeine in die heimatliche Erde. Die Doppelbestattung 
wird zum Zweck eines intensiveren Totenkulius sowohl in Dahome wie in
	        
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