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Dr. P. M. Küsters, O. S. B.
Kongobeckens, deren Verbindung durch die Wandervölker, die vom Osthorn
nach Süden und später in umgekehrter Richtung zogen, eine recht mangel
hafte wurde.
Die kleinen Begräbnisarten bilden nur Bausteine, zeigen Einzelzüge der
Verwandtschaft auf, bedürfen aber noch der Stärkung durch anderes Material
aus dem Kulturbesitz, um zu wirklichen Beweisen verwendet werden zu
können. Auffällig ist es sicherlich, daß das Baumgrab einmal in Westafrika
und Kamerun auftaucht, dann in Ostafrika bei Taveta, bei den Wagogo,
Wadschagga und Wapare und auf Madagaskar wieder auftritt. Man denkt an
die Hypothese der Wanderung, die vom Sambesi aus in der Richtung auf
Westafrika gegangen sein soll. Das sporadische Auftauchen des Flußgrabes
in Guinea, Benin, Kamerun, im Kongobecken und in Urua bestärkt die Be
hauptung von der Einheit des Kulturkomplexes Kongo-Kamerun. Auch das
Lebendigbegraben ist ein neuer Beweis dieser Behauptung; von Ashanti an
gefangen geht es über Kamerun dem Kongo entlang bis zu den Bahima-
staaten, und zwar ganz in der gleichen Tendenz, dem Toten Genossen mit
zugeben. Das Lebendigbegraben der Kinder geht vom Nigerdelta, wo es
isoliert Tlasteht, nach Südafrika und Madagaskar. Das Verbrennen ist ebenfalls
in West-, Süd- und Ostafrika vertreten, ohne daß sich eine wesentlich andere
Auffassung für ein Gebiet finden ließe.
Das Mumifizieren geht von Westafrika über Kamerun, das Kongogebiet
zu den Bahimastaaten und kehrt wieder auf Madagaskar. Kamerun und Kongo
bevorzugen das Räuchern zum Zwecke der Erhaltung der Leiche, das Niger
gebiet und Ostafrika verwenden Salben und Aromata, wieder eine Beziehung
des Südostens zum Westen.
Auch das Skelettieren hat in Westafrika das eine Zentrum bei den Ashanti,
Ngoileuten, Ondoambo und am Gaboon, das zweite in Ostafrika im alten Mo-
nomotapa, bei den Latuka und in Taveta.
Das Urnengrab als .Kindergrab kommt in Westafrika, im Kongogebiet,
Südafrika und bei den Nilnegern vor. Für Erwachsene hat nur Westafrika die
Urne und auch da nur für den König. Den Kopf setzt man in einem Topfe
bei den Nuba bis zu den Lobi bei und in Ostafrika bei den Baganda und
in Taveta.
Die Plattform ist in der Hauptsache westafrikanischer Kulturbesitz, doch
taucht sie am Rovuma auf als die Bestattungsform der Gemordeten.
Eine Geheimbestattung der Fürsten kennt man in Westafrika und im
Kongo; aber auch bei den Sulustämmen und bei den Wafipa verbirgt man
das Grab.
Um ein Grab im heimatlichen Boden zu ermöglichen, werden Teile der
Leiche zu Hause begraben bei den Bassari und in Agoue; den gleichen Zug
finden wir wieder bei den Wapare und Wanyamwesi.
Das Heimatgrab bringt bei den Wanika und Madagassen eine Doppel
bestattung hervor, genau so werden die Leichen bei den Hoer doppelt be
graben, wenn sie in Feindesland fielen. Dann trägt man nach erfolgter Ver
wesung wenigstens die Gebeine in die heimatliche Erde. Die Doppelbestattung
wird zum Zweck eines intensiveren Totenkulius sowohl in Dahome wie in