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sagt Brant an der betreffenden Stelle, daß mancher sich
so ernsthaft gebärde.
Das man in ouch für witzig halt,
Bis jm die pfif uß dem ermel fält,
d. i. bis man seine Narrheit erkennt. So trug wohl
mancher die Pfeife bei sich, mit der er sich den Weg ver
kürzte oder andern zum Tanze aufblies. Wer nun die
Pfeife stecken lassen oder wieder einziehen mußte, nach
dessen Sinn und Meinung wollte man sich nicht richten
oder, wie eine andere Redensart sagt, nach dessen Pfeife
wollte man nicht tanzen.
Aus der Sitte, allerlei in den Ärmeln bei sich zu
tragen, erklärt sich auch die Redensart: etwas aus den
Ärmeln schütteln können, wenn man dabei nicht
lieber an den Taschenspieler mit seinen Kunststücken
denken will.
150. Zu Pfingsten auf dem Eise.
^?^a es zu Pfingsten kein Eis bei uns mehr gibt, so
bedeutet diese Redensart soviel wie „niemals". Wie
die Römer sagten ad Calendas graecas (an den griechi
schen Kalenden), um nunquam auszudrücken, da es ja
keine griechischen Kalenden gab, so haben die deutschen
Mundarten zahlreiche Umschreibungen für den gleichen
Begriff zur Hand, z. B. auf Maienostern (Ostern fällt
nicht in den Mai), zu Pflaumenpfingsten (zu Pfing
sten sind die Pflaumen noch nicht reif), auf Weih
nachten Ln der Ernte, öfter auch mit zeitlichen Neben
sätzen, z. B. wenn die Böcke lammen, wenn die Weiden
Pflaumen tragen, wenn der schwarze Schnee fällt und