Buchbesprechungen
257
nachzufragen auch nach den Entstehungs- und Verwendungszusammenhängen der uns
präsentierten Bilder von diesen Ereignissen.
Münster Christiane Cantauw
Antje Sander/Egbert Koolmann (Hrsg.): Ferne Fürsten - Das Jeverland in Anhalt-
Zerbster Zeit. Bd. 1: Bibliophile Kostbarkeiten. Die Bibliothek der Fürsten von Anhalt-
Zerbst im Schloss zu Jever. Oldenburg: Isensee 2003, 569 S., Färb- und Schwarzweiß-
abb. (Kataloge und Schriften des Schlossmuseums Jever, 24).
Antje Sander (Hrsg.): Ferne Fürsten — Das Jeverland in Anhalt-Zerbster Zeit. Bd. 2:
Der Hof, die Stadt, das Land. Oldenburg: Isensee 2004, 288 S., Färb- und Schwarz-
weißabb. (Kataloge und Schriften des Schlossmuseums Jever, 25).
Die Anhalt-Zerbster Landesherren, die von 1667-1793 die Herrschaft Jever regier
ten, waren selten persönlich in Jever. Nur hin und wieder, zumeist zu den Erbhuldigun
gen bei Thronwechseln, reisten sie für einige Sommerwochen nach Jever. Verwaltet
wurde die Herrschaft von einem Statthalter, dem Oberlanddrosten. Dennoch haben die
Fürsten, die aus der Ferne das Jeverland regierten, in vielerlei Hinsicht Spuren hinterlas
sen, zum Beispiel eine umfangreiche Bibliothek. Sie umfasste einst rund 2500 Werke in
etwa 1900 Bänden und entsprach einer wahrhaft fürstlichen Büchersammlung. Die
Ausstattung mit Büchern und dem gelehrten Wissen der Zeit gehörte in der Frühen
Neuzeit zu den wichtigsten Repräsentationselementen des Adels. Ein breites Spektrum
von Themen- und Fachgebieten, von der Natur über neue technische Entwicklungen,
der Historie und Juristerei bis hin zu den theologisch-philosophischen Diskursen der
Zeit - eingefasst in riesige Folianten und winzige Oktavbände mit kostbaren Einbänden
aus Leder, Samt und Seide - fand seinen Weg in die Bibliothek im Schloss zu Jever.
Diesen „bibliophilen Kostbarkeiten“ widmet sich der erste der beiden Begleitbände des
Ausstellungszyklus „Ferne Fürsten - das Jeverland in Anhalt-Zerbster Zeit“, dessen ers
ter Teil vom 26.10.2003 bis zum 28.03.2004 im Schlossmuseum Jever gezeigt wurde.
Der Band enthält eine von der Bibliothekarin des Schlossmuseums, Sybille Heinen, er
arbeitete vollständige Titelaufnahme der fürstlichen Bibliothek, die systematisch jedes
Werk mit dem Namen des Verfassers, der beteiligten und sonstigen Personen und der
Widmungsempfänger, dem vollständigen Titel, Verlags- und Druckorten sowie den jet
zigen Standorten nennt. Die Bibliothek wurde Anfang des 19. Jahrhunderts geteilt, ein
Teil gelangte in die Landesbibliothek Oldenburg, der Rest verblieb in der Bibliothek
des Mariengymnasiums in Jever. Das Verzeichnis der Bücher ist von kulturgeschichtlich
größtem Interesse, gibt es doch einen Einblick in das Bildungsinteresse und die Reprä
sentationsbestrebungen der Fürsten von Anhalt-Zerbst in Jever. Der Katalog wird er
gänzt durch zwei Beiträge, die sich zum einen mit der Geschichte dieser Büchersamm
lung befassen, zum anderen mit den prachtvollen Papiereinbänden, die etwa ein Viertel
der Bücher zieren. Egbert Koolmann hat sich auf die Spuren der Bücher begeben und
akribisch die erhaltenen Bibliothekskataloge und Besitzvermerke analysiert und konnte
so für zahlreiche Werke detailliert nachweisen, wie und auf welchen Wegen sie in die
Bibliothek gekommen sind. Seinen Berichten über manche Bücherreise und die Eintra
gungen in einzelnen Büchern ist die Faszination des Bücherfreundes und langjährigen
Leiters der Landesbibliothek Oldenburg gut anzumerken, und dieser Funke springt auf
den Leser über. Gleiches gilt für die Ausführungen von Elke Weinrich über das „Kleid
der Bücher“ und die erstaunliche Vielfalt und Farbenpracht der Überzeugs- und Vor