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fullscreen: Jahrbuch für Europäische Ethnologie, 8.2013

Balázs Balogh 240 
beitskräfte ins Land strömten. Dabei war das Leben der Einwohner von „Hunkeyville“ 
keinen Pfifferling wert. So ist es kein Wunder, dass die Carnegie Steel Corporation 
und die aus ihr gebildete U. S. Steel Corporation die erste Fabrik des 20. Jahrhunderts 
in Amerika war, die mit einem Budget von Milliarden Dollar 
wirtschaftete.28 
In den gigantischen Fabriken waren Arbeitsunfälle an der Tagesordnung. Besonders 
aber zeugen die noch mehr Opfer fordernden Grubenunglücke vom niedrigen Niveau 
der Arbeitsschutzregeln und von der Verachtung des Menschenlebens, von denen auch 
viele Osteuropäer betroffen waren. In den Gruben von Pennsylvania sind von 1870 an 
51.483 Bergmänner, darunter mehrere Tausend ungarische Bergmänner, 
gestorben.29 
Die schwersten Grubenunglücke, die auch ungarische Opfer forderten, ereigneten sich 
in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts gerade in den Gruben der Kohlebergwerksge- 
sellschaft Pittsburgh. Allein im Dezember 1907 forderten die Grubenexplosionen in 
Naomi mine (Fayette City PA) und in der Darr mine (Jacobs Creek/Van Meter PA) 
134 ungarische 
Opfer.30 
Für die Witwen und Waisen bedeutete die Geldspende der Ös- 
terreichisch-Ungarischen Monarchie zur Errichtung eines Denkmals für die im Mas- 
sengrab beerdigten Opfer kaum 
Trost.31 
Der erste Pfarrer der 1899 gegründeten (heute 
nicht mehr existierenden) römisch-katholischen SZENT ISTVÁN (ST. STEPHAN) Ge- 
meinde in Mckeesport zeichnete Folgendes auf. Als vierzehn ungarische Arbeiter unter 
einem zusammengebrochenen Baugerüst den Tod fanden und die Kollegen der Opfer 
bei dem erneuten Aufbau desselben Gerüstes die Sicherheit der Bühne in Frage stell- 
ten, meinte der Polier: „Es soll sie nicht kümmern! Es existieren noch genug Ungarn, 
die an ihre Stelle 
treten!”32 
Da die ohne Einkommen gebliebenen Familienmitglieder keine amerikanischen 
Staatsbürger waren, waren sie zu keinerlei Schadensersatz oder Unterstützung berech- 
tigt. So ist es kein Zufall, dass der Vorläufer der bedeutendsten ungarischen Hilfsorga- 
                  
(18. 7. 2013). 
 „Since 1870, Pennsylvania's Annual Report on Mining Activities has recorded 51,483 deaths 
from mining accidents 31,113 deaths in anthracite mines and 20,370 deaths in bituminous 
mines.” http://patheoldminer.rootsweb.com/camvinton11.html (18. 7. 2013). 
30 
CHAMBERLIN, ROLLIN THOMAS: Notes on explosive mine gases and dusts, with special ref- 
erence to explosions in the Monongah, Darr, and Naomi coal mines. Washington 1909, S. 67. 
Weitere Daten: http://www.gendisasters.com/data1/pa/mines/jacobscreek-mineexp-dec1907. 
htm (18. 7. 2013).   
31 
Der Großvater väterlicherseits von ANN TOTH arbeitete in der Grube Darr. Ann Toth erklärt 
wieso das Wort Märtyrer auf das Denkmal kam: „Man benutzte das Wort Märtyrer, weil den 
Kohlebaronen das Menschleben überhaupt nichts bedeutete, es gab immer eine andere Emig- 
rantengruppe, die an die Stelle der anderen trat. Aber wenn jemand von den Bergmännern ei- 
nem Förderwagen ziehenden Pony oder einem Ochsen was antat, wurde er sofort entlassen 
und manchmal sogar auf die schwarze Liste gesetzt. Der Text wurde übersetzt von B. B., Ori- 
ginaltext siehe: http://www.gendisasters.com/data1/pa/mines/jacobscreek-mineexp-dec1907. 
htm (18. 7. 2013). 
32 
Über KOVÁCS KÁLMÁN r.kat. Oberpfarrer, den legendären Gründer der Gemeinde McKee- 
sport, siehe: TÖRÖK, ISTVÁN: Katolikus magyarok Észak-Amerikában. Youngstown 1978, S. 
208-211. Das Zitat aus den englisch sprachigen Aufzeichnungen von KOVÁCS KÁLMÁN wur- 
de übersetzt von B. B., englisch veröffentlicht von: BDY, 
PAUL/ BOROS-KAZAI, MARY: 
Hungarian Immigrants in Greater Pittsburgh, 1880-1980. Hungarian Ethnic Heritage Study of 
Pittsburgh, Pennsylvania. Pittsburgh 1981, S. 8.
	        
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