Skip to main content
Page Banner

Full Text: Globus, 47.1885

G. Rsvoil's Reise im Lande der Benadir, Somali und Vajun 1882 bis 1883. 
339 
er sich dazu, wählte aber vorsichtiger Weise seinen Weg 
über unbebautes Terrain und durch die Hinterpforte von 
Rüvoil's Hause. Dieser geleitete seinen Gast nachher nach 
dessen Wohnung und benutzte die Gelegenheit, von deren 
hohem Dache ans einige photographische Aufnahmen zu 
machen. Dann führte ihn der Jman selbst zu dem 
Thurme Abdul Aziz, welchem gegenüber der Reisende 
bei seiner Ankunft in Mogduschu gelandet war. Als beide 
dorthin sich ausmachten, ließ die Eskorte Rovoil's dies 
sofort dem Gouverneur melden, der alsbald zehn Mann 
Verstärkung sandte, gleich als handelte es sich um eine 
Reise von cinwöchentlicher Dauer. Der Thurm diente 
wohl einer früheren Moschee, auf deren Ruinen später eine 
kleinere, setzt auch ganz verlassene errichtet wurde, als 
Minaret. Durch eine enge, halb vom Sande verschüttete 
Thür betritt man den Thurm, auf welchen eine halb ver 
faulte Wendeltreppe hinaufführt. Die Treppenwände sind 
mit einem sehr harten Cemente überzogen, auf welchem 
indessen keine Inschrift zu finden war. Dagegen lassen 
sich in der benachbarten kleinen Moschee, deren Mauern 
fast ganz von einer dicken Lage grünlichen Schimmels 
bedeckt sind, rings um den Mihrab einige Reste von persi 
schen Inschriften unterscheiden, und im Hintergründe des 
Mihrab selbst steht eine Säule von weißem Marmor mit 
einigen Schriftzügen in Relief, unter denen noch der Name 
von El-Hadschi Jussuf ben Assen und das Datum 667 der 
Hedschra (1250 nach unserer Zeitrechnung) zu erkennen ist. 
Aber ob der Hadschi selbst die Moschee erbaut hat oder 
Der Ajat. (Nach Angaben Revoil's.) 
dieselbe nur zu seinem Gedächtnisse errichtet worden ist, 
wußte Niemand zu sagen. 
Wenn man das Datum 667 der Hedschra auf die Er 
bauung der älteren Moschee und des Thurmes Abdul Aziz 
beziehen dürfte, so stammte letzterer ans derselben Zeit, wie 
das schönste Bauwerk Mogduschus, die'Möschee Fekker-ed- 
Din, über welche weiterhin berichtet werden wird; beide 
Bauten haben überdies die regelmäßigen Quadern und die 
persischen Inschriften gemeinsam. 
Bei der Rückkehr nach der Stadt wanderte Rovoil 
beständig über Reste einstiger Grabmäler und Wohngebäude, 
welche schon bis aus die Oberfläche des Erdbodens ver 
schwunden waren. Auch viele Gräber waren vorhanden, 
welche sämmtlich die Gestalt eines von einer kleinen Kuppel 
überdeckten Rechtecks hatten; auf den vier oberen Ecken 
befanden sich meist kleine, an der Außenseite gezähnte 
Pyramiden. Ihr Inneres besteht gewöhnlich aus zwei 
Räumen; der eine enthält einen kleinen Mihrab, der andere 
das eigentliche Grab. Neben diesen Bauten finden sich 
noch bescheidenere Gräber, die vom Sande und der Zeit, 
diesen beiden langsam zerstörenden Faktoren, verschont ge 
blieben sind; an ihnen kann man noch heute Ornamente 
persischen Stils ans dem 12. Jahrhundert im reinsten 
Geschmacke bewundern. 
Da Rsvoil's Angen von dein langen Verweilen im 
hellen Sonnenlichte ermüdet waren, wünschte er sehr, einige 
Zeit in einer nahen Hütte auszuruhen, was aber dem 
Jman zu mißfallen schien. Denn es entsprach nicht seiner 
43*
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.