G. Rsvoil's Reise im Lande der Benadir, Somali und Vajun 1882 bis 1883.
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er sich dazu, wählte aber vorsichtiger Weise seinen Weg
über unbebautes Terrain und durch die Hinterpforte von
Rüvoil's Hause. Dieser geleitete seinen Gast nachher nach
dessen Wohnung und benutzte die Gelegenheit, von deren
hohem Dache ans einige photographische Aufnahmen zu
machen. Dann führte ihn der Jman selbst zu dem
Thurme Abdul Aziz, welchem gegenüber der Reisende
bei seiner Ankunft in Mogduschu gelandet war. Als beide
dorthin sich ausmachten, ließ die Eskorte Rovoil's dies
sofort dem Gouverneur melden, der alsbald zehn Mann
Verstärkung sandte, gleich als handelte es sich um eine
Reise von cinwöchentlicher Dauer. Der Thurm diente
wohl einer früheren Moschee, auf deren Ruinen später eine
kleinere, setzt auch ganz verlassene errichtet wurde, als
Minaret. Durch eine enge, halb vom Sande verschüttete
Thür betritt man den Thurm, auf welchen eine halb ver
faulte Wendeltreppe hinaufführt. Die Treppenwände sind
mit einem sehr harten Cemente überzogen, auf welchem
indessen keine Inschrift zu finden war. Dagegen lassen
sich in der benachbarten kleinen Moschee, deren Mauern
fast ganz von einer dicken Lage grünlichen Schimmels
bedeckt sind, rings um den Mihrab einige Reste von persi
schen Inschriften unterscheiden, und im Hintergründe des
Mihrab selbst steht eine Säule von weißem Marmor mit
einigen Schriftzügen in Relief, unter denen noch der Name
von El-Hadschi Jussuf ben Assen und das Datum 667 der
Hedschra (1250 nach unserer Zeitrechnung) zu erkennen ist.
Aber ob der Hadschi selbst die Moschee erbaut hat oder
Der Ajat. (Nach Angaben Revoil's.)
dieselbe nur zu seinem Gedächtnisse errichtet worden ist,
wußte Niemand zu sagen.
Wenn man das Datum 667 der Hedschra auf die Er
bauung der älteren Moschee und des Thurmes Abdul Aziz
beziehen dürfte, so stammte letzterer ans derselben Zeit, wie
das schönste Bauwerk Mogduschus, die'Möschee Fekker-ed-
Din, über welche weiterhin berichtet werden wird; beide
Bauten haben überdies die regelmäßigen Quadern und die
persischen Inschriften gemeinsam.
Bei der Rückkehr nach der Stadt wanderte Rovoil
beständig über Reste einstiger Grabmäler und Wohngebäude,
welche schon bis aus die Oberfläche des Erdbodens ver
schwunden waren. Auch viele Gräber waren vorhanden,
welche sämmtlich die Gestalt eines von einer kleinen Kuppel
überdeckten Rechtecks hatten; auf den vier oberen Ecken
befanden sich meist kleine, an der Außenseite gezähnte
Pyramiden. Ihr Inneres besteht gewöhnlich aus zwei
Räumen; der eine enthält einen kleinen Mihrab, der andere
das eigentliche Grab. Neben diesen Bauten finden sich
noch bescheidenere Gräber, die vom Sande und der Zeit,
diesen beiden langsam zerstörenden Faktoren, verschont ge
blieben sind; an ihnen kann man noch heute Ornamente
persischen Stils ans dem 12. Jahrhundert im reinsten
Geschmacke bewundern.
Da Rsvoil's Angen von dein langen Verweilen im
hellen Sonnenlichte ermüdet waren, wünschte er sehr, einige
Zeit in einer nahen Hütte auszuruhen, was aber dem
Jman zu mißfallen schien. Denn es entsprach nicht seiner
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