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Full Text: Globus, 48.1885

Aus allen Erdtheilen. 
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Kürzere M i 
Vulkanische Thätigkeit auf Java. 
Seit Monaten schon betrachtete man die Zeichen erhöhter 
vulkanischer Thätigkeit, die sich an verschiedenen Stellen 
Javas wiederholten, mit ängstlicher Sorge. Der Merapi 
wurde wiederholt untersucht; iu dem Krater schob sich ein 
sogenannter Pfropfen in die Höhe, der endlich zur Ruhe 
kam, worauf, wie die indischen Zeitungen ziemlich malitiös 
bemerkten, wissenschaftlich festgestellt wurde, daß nun drei 
Hypothesen möglich seien: einmal könne die Spannung im 
Inneren unverändert sein, dann könne sie auch zugenommen 
haben, jedoch nicht kräftig genug sein, um den Pfropfen weiter 
zu heben, nnd endlich könne sie abgenommen haben, der 
Pfropfen jedoch irgendwo festsitzen. Während man sich so 
mit dem Merapi viel beschäftigte — cs heißt sogar, daß der 
Vorschlag gemacht ist, ihn mit Dynamit zu sprengen — wallte 
in West-Java am Fuße des Selaks in südwestlicher Rich 
tung vom Berge eine heiße Modderguelle auf und zwar in 
einer Gegend, wo schon seit langer Zeit nichts von frischer 
vulkanischer Thätigkeit zu bemerken war, und fing der Sla- 
inat an, heftige Rauchwolken auszustoßen; auch außerhalb 
Javas wurde auf einem Berge ans Rotti mit einer starken 
Explosion Modder ausgeworfen und eine Flüche von etwa 
2 km im Durchmesser von demselben überfluthet. 
Jetzt endlich ist es zu einem stärkeren Ausbruch ge 
kommen; der Smeru, der Riese unter den Bergen Javas, 
der seit etwa dem 10. April Zeichen erhöhter Thätigkeit ge 
geben hatte, ist am 16. April zu einem heftigen Ausbruch 
gekommen und die Folgen sind viel verderblicher gewesen, 
als man es den Telegrammen nach Hütte glauben sollen. 
t h e i l u n g e n. 
Richt nur sind viele Kaffeepflanzungen verwüstet, ist das 
Terrain um den Berg hin verändert, sondern eine Seite der 
Kraterwand ist, wie es scheint, so plötzlich zerrissen und der 
glühende Strom hat sich mit solcher Macht einen Ausweg 
gebahnt, daß der Dirigent einer Plantage vermuthlich mit 
seinen Leuten in der Nacht von demselben überrascht worden 
ist; über das Schicksal von vier Europäern und etwa dreißig 
Eingeborenen hatte man noch keine vollständige Sicherheit; 
höchst wahrscheinlich sind alle zu Grunde gegangen. 
Noch am 15. April schrieb der Plantagendirektor an 
seinen Chef und berichtete über die drohenden Erscheinungen. 
U. a. sagte er: „Natürlich sind wir, wie Sie leicht begreifen 
können, in keiner heiteren Stimmung, doch Kapitän und 
Steuermann bleiben bis zum letzten Augenblick auf dem 
ihnen anvertrauten Schiffe." Gegen den 24. April war einige 
Ruhe eingetreten, doch am 28., als man noch nach den 
Verschwundenen suchte, kam ein neuer, heftiger Ausbruch, so 
daß die Arbeiter sich nur mit Mühe retten konnten. Auch 
Krakatau läßt wieder von sich hören. Seit Sonntag dem 
19. April ließ sich dort unterirdisches Getöse vernehmen 
(welches bis Alt-Anjer gehört wurde), jedoch wurde kein 
Feuer gesehen; am 22. April will ein Lootse, der etwa eine 
Meile südlich von Krakatau vor Anker lag, auf dem west 
lichen Abhange deutlich Feuer gesehen und ein starkes Getöse 
gehört haben. Auch aus den Lampongs wird während der 
ersten Hälfte des April über vulkanische Erscheinungen auf 
Krakatau berichtet; der Resident, der am 14. und 16. an 
der Insel entlang dampfte, konnte zwar keinen Ranch 
bemerken, doch kam es ihm vor, als ob die stehen gebliebene 
steile Wand die Spuren von frischem Einsturz zeigte. 
Aus allen 
A s i e tt. 
— Ende März d. I. hat sich der Forschungsrcisende 
Eduard Glaser (vergl. „Globus". Bd. 46, S. 351) 
wieder nach Arabien begeben, um seine unterbrochenen 
Arbeiten wieder aufzunehmen. Diese zweite Reise soll 
hauptsächlich geographische, daneben auch archäologische Zwecke 
verfolgen. Glaser beabsichtigt außer einem Besuche von Ma 
rib und Nedschran eine große Reise durch das Innere von 
Hadhramaut bis nach Oman und eine zweite guer durch 
Südarabien, Wadi Dauasir, Er-Riadh und Bahrein; daran 
soll sich eine Tour durch Asyr gegen die heiligen Städte hin 
anschließen. 
— Bei H. Costcnoble in Jena ist unlängst eine deutsche 
Uebcrsetzung von Dr. J..L. Jaworskij's „Reise der 
Russischen Gesandtschaft in Afghanistan und 
Buchara in den Jahren 1878/79" (2. Bände mit 3 Bil 
dern und 2 Karten. Preis 16 Mark) erschienen, welche außer 
für die Geographen namentlich für Politiker und Geschichts 
schreiber von hohem Interesse ist. Ethnographisches enthält 
das Buch sehr wenig; von Geographischem besonders die 
Beschreibung des Weges von Taschkend bis Kabul und eine 
dankenswertste Reproduktion der Benderskij'schen Routen- 
anfnahme. Leider war es Jaworskij nicht möglich, sich auf 
den Stationen umzusehen, Ausflüge zu machen und mit den 
Erdtheilen. 
Eingeborenen in öftere Berührung zu kommen, da ihm dies 
von seinem Chef, General Stoljetow, untersagt wurde. Da 
für bespricht er diesen Schachzug der russischen Politik, diese 
gegen England gerichtete Gesandtschaftsreise, das zweideutige 
Verhalten der russischen Regierung Afghanistan gegenüber 
(vergl. II, 134, 217 und sonst) mit einer Offenheit und Rück 
sichtslosigkeit, die wir bei einem jungen russischen Militär 
ärzte nicht für möglich gehalten hätten; es hat denn auch 
nicht viel daran gefehlt, daß das Buch gänzlich unterdrückt 
worden wäre. Aus der oft dramatisch bewegten Erzählung 
möchten wir als besonders interessant hervorheben das Leben 
und die Charakteristik Schir Ali's 11. (S- 206 ff.), den Ja 
worskij in seiner letzten Krankheit behandelte, die auf dessen 
Tod folgenden blutigen Wirren, die Schilderung von Afgha 
nisch-Turkestan (II, 219 ff.), von Bamian mit seinen Götzen 
bildern und Höhlenwohnnngen (I, 298) und den Schluß über 
die Aussichten der russischen Politik in Afghanistan (II, 
387). — Die Uebersetzung, welche der Berner Privatdocent 
Dr. E. Petri gemacht hat, läßt sofort den geographischen 
Fachmann erkennen und unterscheidet sich Vortheilhaft von 
ähnlichen Publikationen neueren Datums, weshalb man auch 
einige allzu genaue Anlehnungen an die russische Orthogra 
phie (z. B. I, 299 Anketil statt Anqnetil, I, 268 Woker statt 
Walker) gern in den Kauf nimmt. Auch für die erläuternden
	        
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