Aus allen Erdtheilen.
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Kürzere M i
Vulkanische Thätigkeit auf Java.
Seit Monaten schon betrachtete man die Zeichen erhöhter
vulkanischer Thätigkeit, die sich an verschiedenen Stellen
Javas wiederholten, mit ängstlicher Sorge. Der Merapi
wurde wiederholt untersucht; iu dem Krater schob sich ein
sogenannter Pfropfen in die Höhe, der endlich zur Ruhe
kam, worauf, wie die indischen Zeitungen ziemlich malitiös
bemerkten, wissenschaftlich festgestellt wurde, daß nun drei
Hypothesen möglich seien: einmal könne die Spannung im
Inneren unverändert sein, dann könne sie auch zugenommen
haben, jedoch nicht kräftig genug sein, um den Pfropfen weiter
zu heben, nnd endlich könne sie abgenommen haben, der
Pfropfen jedoch irgendwo festsitzen. Während man sich so
mit dem Merapi viel beschäftigte — cs heißt sogar, daß der
Vorschlag gemacht ist, ihn mit Dynamit zu sprengen — wallte
in West-Java am Fuße des Selaks in südwestlicher Rich
tung vom Berge eine heiße Modderguelle auf und zwar in
einer Gegend, wo schon seit langer Zeit nichts von frischer
vulkanischer Thätigkeit zu bemerken war, und fing der Sla-
inat an, heftige Rauchwolken auszustoßen; auch außerhalb
Javas wurde auf einem Berge ans Rotti mit einer starken
Explosion Modder ausgeworfen und eine Flüche von etwa
2 km im Durchmesser von demselben überfluthet.
Jetzt endlich ist es zu einem stärkeren Ausbruch ge
kommen; der Smeru, der Riese unter den Bergen Javas,
der seit etwa dem 10. April Zeichen erhöhter Thätigkeit ge
geben hatte, ist am 16. April zu einem heftigen Ausbruch
gekommen und die Folgen sind viel verderblicher gewesen,
als man es den Telegrammen nach Hütte glauben sollen.
t h e i l u n g e n.
Richt nur sind viele Kaffeepflanzungen verwüstet, ist das
Terrain um den Berg hin verändert, sondern eine Seite der
Kraterwand ist, wie es scheint, so plötzlich zerrissen und der
glühende Strom hat sich mit solcher Macht einen Ausweg
gebahnt, daß der Dirigent einer Plantage vermuthlich mit
seinen Leuten in der Nacht von demselben überrascht worden
ist; über das Schicksal von vier Europäern und etwa dreißig
Eingeborenen hatte man noch keine vollständige Sicherheit;
höchst wahrscheinlich sind alle zu Grunde gegangen.
Noch am 15. April schrieb der Plantagendirektor an
seinen Chef und berichtete über die drohenden Erscheinungen.
U. a. sagte er: „Natürlich sind wir, wie Sie leicht begreifen
können, in keiner heiteren Stimmung, doch Kapitän und
Steuermann bleiben bis zum letzten Augenblick auf dem
ihnen anvertrauten Schiffe." Gegen den 24. April war einige
Ruhe eingetreten, doch am 28., als man noch nach den
Verschwundenen suchte, kam ein neuer, heftiger Ausbruch, so
daß die Arbeiter sich nur mit Mühe retten konnten. Auch
Krakatau läßt wieder von sich hören. Seit Sonntag dem
19. April ließ sich dort unterirdisches Getöse vernehmen
(welches bis Alt-Anjer gehört wurde), jedoch wurde kein
Feuer gesehen; am 22. April will ein Lootse, der etwa eine
Meile südlich von Krakatau vor Anker lag, auf dem west
lichen Abhange deutlich Feuer gesehen und ein starkes Getöse
gehört haben. Auch aus den Lampongs wird während der
ersten Hälfte des April über vulkanische Erscheinungen auf
Krakatau berichtet; der Resident, der am 14. und 16. an
der Insel entlang dampfte, konnte zwar keinen Ranch
bemerken, doch kam es ihm vor, als ob die stehen gebliebene
steile Wand die Spuren von frischem Einsturz zeigte.
Aus allen
A s i e tt.
— Ende März d. I. hat sich der Forschungsrcisende
Eduard Glaser (vergl. „Globus". Bd. 46, S. 351)
wieder nach Arabien begeben, um seine unterbrochenen
Arbeiten wieder aufzunehmen. Diese zweite Reise soll
hauptsächlich geographische, daneben auch archäologische Zwecke
verfolgen. Glaser beabsichtigt außer einem Besuche von Ma
rib und Nedschran eine große Reise durch das Innere von
Hadhramaut bis nach Oman und eine zweite guer durch
Südarabien, Wadi Dauasir, Er-Riadh und Bahrein; daran
soll sich eine Tour durch Asyr gegen die heiligen Städte hin
anschließen.
— Bei H. Costcnoble in Jena ist unlängst eine deutsche
Uebcrsetzung von Dr. J..L. Jaworskij's „Reise der
Russischen Gesandtschaft in Afghanistan und
Buchara in den Jahren 1878/79" (2. Bände mit 3 Bil
dern und 2 Karten. Preis 16 Mark) erschienen, welche außer
für die Geographen namentlich für Politiker und Geschichts
schreiber von hohem Interesse ist. Ethnographisches enthält
das Buch sehr wenig; von Geographischem besonders die
Beschreibung des Weges von Taschkend bis Kabul und eine
dankenswertste Reproduktion der Benderskij'schen Routen-
anfnahme. Leider war es Jaworskij nicht möglich, sich auf
den Stationen umzusehen, Ausflüge zu machen und mit den
Erdtheilen.
Eingeborenen in öftere Berührung zu kommen, da ihm dies
von seinem Chef, General Stoljetow, untersagt wurde. Da
für bespricht er diesen Schachzug der russischen Politik, diese
gegen England gerichtete Gesandtschaftsreise, das zweideutige
Verhalten der russischen Regierung Afghanistan gegenüber
(vergl. II, 134, 217 und sonst) mit einer Offenheit und Rück
sichtslosigkeit, die wir bei einem jungen russischen Militär
ärzte nicht für möglich gehalten hätten; es hat denn auch
nicht viel daran gefehlt, daß das Buch gänzlich unterdrückt
worden wäre. Aus der oft dramatisch bewegten Erzählung
möchten wir als besonders interessant hervorheben das Leben
und die Charakteristik Schir Ali's 11. (S- 206 ff.), den Ja
worskij in seiner letzten Krankheit behandelte, die auf dessen
Tod folgenden blutigen Wirren, die Schilderung von Afgha
nisch-Turkestan (II, 219 ff.), von Bamian mit seinen Götzen
bildern und Höhlenwohnnngen (I, 298) und den Schluß über
die Aussichten der russischen Politik in Afghanistan (II,
387). — Die Uebersetzung, welche der Berner Privatdocent
Dr. E. Petri gemacht hat, läßt sofort den geographischen
Fachmann erkennen und unterscheidet sich Vortheilhaft von
ähnlichen Publikationen neueren Datums, weshalb man auch
einige allzu genaue Anlehnungen an die russische Orthogra
phie (z. B. I, 299 Anketil statt Anqnetil, I, 268 Woker statt
Walker) gern in den Kauf nimmt. Auch für die erläuternden