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Full Text: Globus, 48.1885

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Aus allen Erdtheilen. 
Anmerkungen, welche Dr. Petri hinzugefügt hat, werden 
Viele ihm dankbar sein. 
— Am 7. Mürz ist in Madrid von den Vertretern des 
Deutschen Reiches, Großbritanniens und Spaniens ein 
Protokoll betreffend den Sulu-Archipel unterzeichnet 
worden, wodurch Spauiens Oberhoheit über denselben aner 
kannt wird. Und zwar soll der Archipel sämmtliche Inseln 
zwischen der Westspitze von Mindanao, dem Kontinente von 
Borneo und der Insel Paragua (Palawan) umfassen, Ba- 
labac und Cagayan Jolä eingeschlossen, aber Balambangan, 
Banguey, Malawali und alle Eilande innerhalb dreier See 
meilen von der Küste Borneos ausgeschlossen. Letztere ge 
hören zu den Territorien der „British North Borneo Com 
pany", auf welche Spanien sich aller Ansprüche begiebt. Im 
Suln-Archipel wie in dem nördlichen Borneo soll voll 
kommene Freiheit des Handels und der Schiffahrt für Ange 
hörige der drei Staaten herrschen. 
Afrika. 
— Chama, der Häuptling der ö.stlichen Bamang- 
w a t o, deren Gebiet vom Limpopo unter 2372° südl. Br. 
bis an den Zambesi (18° südl. Br.) reicht, hat sich unter 
englisches Protektorat gestellt. Diese Nachricht ist nur dann 
verständlich, wenn man annimmt, daß auch sämmtliche 
Stämme zwischen der englischen Kolonie Griqualand-West 
und den Bamangwatos, nämlich die Batlapinen, Barolongen, 
Banguaketsen und Bakwenas, englische Oberhoheit anerkannt 
haben. England sichert sich damit die Handelsstraße, welche 
von der Kapkolonie nordwärts zum Zambesi führt. 
— Dr. Grcnfell von der Baptistenmissiou am Stan 
ley-Pool hat kürzlich (vergl. „Globus", Bd. 47, S. 366) in 
seinem Dampfer „Peace" eine sehr erfolgreiche Befahrung 
des mittleren Congo und einer Anzahl seiner großen Zu 
flüsse ausgeführt und ist dabei zweimal in den Liboko 
oder Fluß von Ubangi eingedrungen, der, von Norden 
kommend, etwas südlich von der Aequatorstation seine Ge 
wässer mit denen des Congo vereinigt. Das erste Mal, bei 
der Hinfahrt, befuhr er denselben 175 km weit und fand ihn 
dort immer noch 3000 in breit. Der Fluß kommt an dieser 
Stelle von Nordosten und fließt dem Congo parallel, so daß 
zwischen den beiden Strömen eine lange schmale Halbinsel 
entsteht, welche zur Zeit der Ueberschwemniungen von meh 
reren Kanälen durchbrochen wird. Als Grcnfell von den 
Stanley-Fällen zurückkehrte, fuhr er den Liboko wieder hin 
auf und zwar bis 4° 20' nördl. Br. 540 km weit. Das war 
zu Ende Januar, als das Wasser schon seit Monaten im 
Sinken begriffen war; der Strom war an jener Stelle noch 
600 m breit und 6 m tief. Diesen mächtigen Fluß, der 
seine Quellen jedenfalls noch weit östlich von dem äußersten, 
von Grenfell erreichten Punkte haben muß, hält nun 
A. I. Want ers für den Unterlauf des von Schweinfurth 
1870 entdeckten Welle, welchen dieser letztere selbst, ebenso 
wie Junker und Casati, vielmehr mit dem Schari idcntisi- 
ciren. Wauters stützt seine Hypothese (Le Mouvement 
Géographique vom 31. Mai 1885) durch einige ganz 
plausible Betrachtungen über das Bodenrelies, die Schwell 
zeit und Wassermenge des Welle resp. Liboko und die 
Angaben der Eingeborenen und macht zum Schlüsse den 
Vorschlag, daß die unter Dr. O. Lenz demnächst abgehende 
österreichische Congo - Expedition diese Wasserstraße verfolgen 
möchte, welche sie vielleicht am raschesten und bequemsten in 
jene Gebiete führt, wo die von ihr gesuchten Europäer 
(Junker, Emin Bey und Casati) vermuthlich sich befinden. — 
Ob dieser Vorschlag nun befolgt wird oder nicht, so hat es 
doch jedenfalls den Anschein, als ständen wir vor der Lösung 
der vor 15 Jahren aufgeworfenen Welle-Frage. 
— Die „London Gazette" macht bekannt, daß unter 
englisches Protektorat gestellt worden sind die Niger 
distrikte an der Küste zwischen dein britischen Protektorats 
gebiete von Lagos und dem rechten oder westlichen Ufer der 
Mündung des Rio bei Ney, die Gebiete an beiden 
Nigerufern vom Zusammenflüsse des Niger mit dem Benue 
bei Lokodscha bis zum Meere, sowie die Gebiete auf beiden 
Benue-Ufern von Lokodscha an bis und einschließlich Jbi 
(nordwestlich von Wnkari und circa 375 km östlich von 
Lokodscha). — Es ist ein gewaltiges Gebiet, welches England 
da mit einem Federstriche annektirt; aber fraglich bleibt es 
immer noch, wie die mohammedanischen Haussastaaten am 
Benue sich zu diesem Vorgehen stellen werden, falls Eng 
land seine dortigen Besitzrechte in die That übertragen sollte. 
Dem Flegel'schen Unternehmen („Globus", Bd. 47, S. 867) 
südlich des Benue wird dadurch in keiner Weise vorgegriffen, 
da Artikel I. der Niger-Schiffahrtsakte ausdrücklich die Schiff 
fahrt auf dem Niger und seinen sämmtlichen Abzweigungen 
und Mündungen für die Handelsschiffe aller Nationen für- 
völlig frei erklärt. 
Nordamerika. 
— Der Niagarafall ist nun vor der schmählichen 
Ausbeutung, welche sich in der letzten Zeit geltend machte 
und jeden einigermaßen eine Aussicht bietenden Punkt ab 
sperrte, um, wie in der Schweiz, Entree erheben zu können, ge 
schützt- Die Niagara-Falls-Association hat nach mehrjähriger 
scharfer Agitation eine Bill in der gesetzgebenden Versamm 
lung von New Jork durchgebracht, nach welcher die Lände 
reien längs des amerikanischen Ufers auf ungefähr eine eng 
lische Meile Länge und 100 bis 800 Fuß Breite zu Staat's- 
eigenthum erklärt werden; eine Summe von anderthalb 
Millionen Dollars ist verwilligt worden, um die bereits in 
Privathänden befindlichen Theile zurückzukaufen, die verun 
zierenden Gebäude wieder zu entfernen, Bäume anzupflanzen 
und den Zugang zu jedem Punkte des Ufers frei zu machen. 
Die ganze Niagara-Falls-Reservation wird allmählich zu 
einem großartigen Parke nmgeschasfen werden, Goats Island 
eingeschlossen, und ähnliche Maßregeln stehen auf der kana 
dischen Seite in Aussicht. 
— Die mexikanische gesetzgebende Körperschaft hat 
kürzlich, wie die „Allgem. Zeitung" mittheilt, den Beschluß 
gefaßt, eine aus Bergingenieuren bestehende wissenschaftliche 
Kommission einzusetzen, um die geologischen Forma 
tionen, ans denen der Boden des Landes zusammengesetzt 
ist, distriktweise im Einzelnen zu untersuchen und eine geo 
logische Specialkarte zu entwerfen. Zu diesem Zwecke sind 
10 000 Dollars in das Budget aufgenommen worden. 
Inhalt: Auf der Suche nach den ReWi.der Crevaux'schen Expedition. Nach A. Thouar. II. (Mit vier Abbil 
dungen.) — Paul Reichard's Bericht üböAzieMeise nach Urua und Katanga. (Mit einer Karte.) — Prfhewalski's 
vierter Brief von seiner Reise in Nordost-TibW—' Der Schlangentanz der Moqui in Arizona. — Kürzere Mittheilungen: 
Vulkanische Thätigkeit ans Java. — Aus allîn.-E^theileu: Asien. — Afrika. — Nordamerika. (Schluß der Redaktion: 
11. Juni 1885.) . I> 
Redakteur: Dr. N. Kiepert in Berlin, S. W. Lindenstraße 11, III Tr. 
Druck und Verlag ron Friedrich Vicweg und Sohn in Vraunschweig.
	        
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