Mit besonderer Herurbsichtigung der Anthropologie und Ethnologie.
Begründet von Karl Andrer.
- In Verbindung mit Fachmännern herausgegeben von
Dr. Richard Kiepert.
Braunschweig
Jährlich 2 Bände ä 24 Nummern- Durch alle Buchhandlungen und Postanstalten
zum Preise von 12 Mark pro Band zu beziehen.
1885 .
Auf der Suche nach den Resten der Crevaux'schen Expedition.
(Nach dem Französischen von A. Thouar.)
III.
(Die Abbildungen nach Skizzen des Reisenden.)
Am Abend desselben Tages kam Crevaux m Ärua an,
von wo er an P. Doroteo schrieb: „Wir haben Frieden
mit den Tobas; ohne Zwischenfall legten wir acht Lreues
zurück." Am 20. April gelangte man nach Belle-E(pe-
ran za und am 22. nach Teyo, während unterwegs die
Tobas zu beiden Seiten des Flusses das Geleite gaben.
Das Einvernehmen mit ihnen war setzt sogar em so gutes,
daß Crevaux einmal allein mitten unter ihnen schües. Am
25. April wurde Cavahu-Repoti glücklich erreicht, nach
dem ein etwa 3 / 4 m hoher Fall mitten im Fluß mit den
Booten durchfahren war. Den anderen Tag brachte man
in Gemeinschaft mit den Indianern zu. Am 27. April
IO Uhr Morgens kam die Expedition an eine flache san
dige Uferstelle, wo sie von den Indianern, wie sie dies öfter
zu thun Pflegten, eingeladen wurde, mit ihnen Fisch und
Hammelfleisch zu genießen.
Crevaux, Billet und Ringel stiegen zuerst ans Land;
im letzten Boote befanden sich Haurat und der snnge Ze-
ballos. Kaum waren jene einige Schritte gegangen, als
sich der Jndianerhaufen auf sie stürzte und sie mittels ihrer
Makanas (Keulen) und Messer niedermachte. Haurat, Ze-
ballos und ein dritter hatten noch Zeit, sich ins Wasser zu
stürzen, wurden aber verfolgt und nachdem Zcballos noch
seinen eigenen Vater im Flusse hatte sterben sehen, wurde
er selbst mit feinen beiden Gefährten, die schon das ent
gegengesetzte Ufer erreicht hatten, zu Gefangenen gemacht.
Globus XLV1H. Nr. 3.
Zeballos blieb sechs Monate lang in Gefangenschaft, und
dankte endlich den Bemühungen des P. Doroteo und der
Missionare seine Befreiung. Die Leichname der Gemor
deten wurden von den Indianern in Stücke zerhackt und
diese als Siegestrophäen in die Ranchos heimgebracht; die
Gegenstände der Reisenden nahmen sie als Beute mit und
verbrannten die Boote.
Die Theilnehmer der unglücklichen Expedition waren
Doktor Crevaux, Doktor Billet, Ringel, Haurat, Dumigron,
14 Bolivianer und zwei indianische Dolmetscher.
Als Ueberbleibsel derselben fand Thouar auf: ein von
Crevaux entworfenes und von Billet erläutertes Croquis
des Pilcomayo; einige von Crevaux mit Bleistift auf Pa
pier geschriebene Worte an P. Doroteo; ein Stück der
Schiffsverkleidung; ein Barometer mit zerbrochener Kugel.
Später wurden noch vier Zwanzigfrankenstücke von den
Missionaren von San Francisco nach Tarija zurückge
schickt, welche von Noctstnes- Indianern auf der Mission
zur Einwechselung gegen Mais und Tabak angeboten wor
den waren. Ferner wurde konstatirt, daß eine Indianerin
einen nach Art eines Amulets um den Hals gehängten
Chronometer Crevaux' trug und ein Billet gehöriger Rock
wurde auf dem Leibe eines Indianers gesehen. In späterer
Zeit fanden sich noch folgende Gegenstände der Expedition
wieder: das goldene Augenglas Crevaux', sein chirur
gisches Besteck, ein Kompaß, Papiere und etwas Geld.
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