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Auf der Suche nach den Resten der Crevaux'schen Expedition.
und Wehklagen. Die Leiche wird dann in hockender Stel
lung in der Mitte des Raumes aufgestellt., umgeben von
den Verwandten, die mehrere Tage und Nächte lang sich
jeglicher Speise enthalten und ihrem Schmerze in lauten
Klagen und Weinen Luft machen. Nun gräbt der nächste
männliche Angehörige ein 4 bis 6 in tiefes, 1 m im Durch
messer haltendes Loch in einem Winkel an der Wand der
Hütte, während die Frau ein großes, irdenes, zur Bereitung
von Chicha dienendes Gefäß in der Mitte spaltet; dessen
untere Hälfte kommt dann auf den Boden der Grube, daraus
wird unter vermehrtem Wehklagen der Leichnam hinein
gesenkt, dann der obere Theil des Gesäßes darüber gestülpt
und die Grube mit Erde zugeschüttet. Nachdem sich hierauf
alle, Männer, Frauen und Kinder, im nächsten Flusse so
rasch wie möglich gewaschen und gebadet haben, eilen sie
wieder zu der Hütte hin und streuen die der Wittwe voll
ständig abgeschnittenen Haare über das Grab. Letztere
lebt noch ein Jahr lang in Trauer und darf dann erst
wieder heirathen. Ihre Knaben überläßt sie den Ver
wandten; hat sie Töchter, so heirathet der neue Be
werber die Mutter oft nur in der Hoffnung, jene später
auch heirathen zu können, und oft genug führt er alle,
die Mutter und die Töchter, noch an demselben Tage
heim.
Ihre Nahrung besteht in der Hauptsache aus Mais,
der entweder in Körnern oder als Mehl gekocht, oder geröstet
oder auch als Brod genossen wird; außerdem essen sie eine
Kürbisart, Bohnen und andere Vegetabilien. Von ani
malischer Nahrung lieben sie vorzugsweise Fische, essen aber
auch zuweilen Jagdwild, Reh, Wildschwein, Papageien;
als ganz besondere Leckerbissen betrachten sie geröstete Heu
schrecken, Grillen und die Larven von Bienen. Das Lieb-
lingsgctränk ist das schon mehrmals erwähnte Bier aus
Mais, Chicha genannt, eine trübe und säuerlich schmeckende,
aber erfrischende und nahrhafte Flüssigkeit. In der Be
reitung derselben besteht fast die ganze Thätigkeit der Mäd
chen: der Mais wird gemahlen, mehrere Tage und Nächte
gekocht, hierauf im Munde gekauter, mit Speichel vermischter
Kolonie Crevaux zu Sauta Barbara.
Mais zugefügt und dann mehrere Tage lang in hermetisch
geschlossenen Krügen der Gährung ausgesetzt. Jetzt ist das
dem Chiriguano unentbehrliche Getränk fertig, es ist sein
Genuß und sein Labsal, es geht ihm über Alles. Von
Zeit zu Zeit werden mehrtägige Bacchanalien mit Chicha
gefeiert, die schließlich zu schändlichen Scenen der Trunken
heit und Ausschweifung führen. Die Frauen haben für
jede Sekunde Arbeit: außer der Sorge für das Haus
wesen liegt ihnen die Bereitung des Chicha, der Maisbau,
die Gewinnung und Bearbeitung der Baumwolle, die An
fertigung der Thongefäße ob, und in müssigen Augenblicken
gehen sie in dem dichten Haupthaare ihrer Männer auf
die Suche und gewähren.dadurch diesen eine große Wohl
that, sich selbst aber einen genußreichen Schmaus.
Die Mataguayos-Indianer, welche im Inneren
des Gran Chaco zwischen den Flüssen Bermejo und Pilco-
mayo wohnen, heißen in den argentinischen Grenzgebieten
Matacos, in Bolivia Noctönes oder korrumpirt Octenay;
letzteres klang ähnlich dem Worte Huänneyei, wie sie sich
selbst nennen. Sie unterscheiden sich Physisch wenig von
den Chiriguanos, doch ist ihre Sprache und Sitte eine
durchaus andere.
Männer wie Weiber tragen das Haar kurz geschoren;
sic schneiden dasselbe mittels eines scharfen Kiefers eines
Fisches. Häufig gehen sie ganz nackt, die Männer tragen
zuweilen einen ärmellosen Rock und über die Schulter
gehängt einen Sack mit der Tabakspfeife, den zur Feuer-
erzeugung nöthigen Requisiten und anderen Kleinigkeiten
darin. Ihre Hauptnahrung ist Fisch und in Ermangelung
dessen Früchte, Wurzeln, Eidechsen, Heuschrecken, Ratten.
Sie sind furchtsam und feige, aber sehr rachsüchtig, und
üben für zugefügte Kränkungen stets Wiedervergeltung.
Wenn sie auch dem Kampfe gerne aus dem Wege gehen,
so vertheidigen sie sich doch mit Energie; ihre gewöhnliche
Waffe ist Bogen und Pfeil.
Es giebt bei ihnen weder Gesetz noch Recht, kaum kind
licher Gehorsam den Eltern gegenüber; dennoch beobachten
sie im Allgemeinen eine Art Ehrfurcht dem Alter oder
Schwachen gegenüber. Ihre Hauptbeschäftigung ist der
Fischfang und nebenbei etwas Ackerbau. Auch bei ihnen