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Full Text: Globus, 48.1885

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Auf der Suche nach den Resten der Crevaux'schen Expedition. 
und Wehklagen. Die Leiche wird dann in hockender Stel 
lung in der Mitte des Raumes aufgestellt., umgeben von 
den Verwandten, die mehrere Tage und Nächte lang sich 
jeglicher Speise enthalten und ihrem Schmerze in lauten 
Klagen und Weinen Luft machen. Nun gräbt der nächste 
männliche Angehörige ein 4 bis 6 in tiefes, 1 m im Durch 
messer haltendes Loch in einem Winkel an der Wand der 
Hütte, während die Frau ein großes, irdenes, zur Bereitung 
von Chicha dienendes Gefäß in der Mitte spaltet; dessen 
untere Hälfte kommt dann auf den Boden der Grube, daraus 
wird unter vermehrtem Wehklagen der Leichnam hinein 
gesenkt, dann der obere Theil des Gesäßes darüber gestülpt 
und die Grube mit Erde zugeschüttet. Nachdem sich hierauf 
alle, Männer, Frauen und Kinder, im nächsten Flusse so 
rasch wie möglich gewaschen und gebadet haben, eilen sie 
wieder zu der Hütte hin und streuen die der Wittwe voll 
ständig abgeschnittenen Haare über das Grab. Letztere 
lebt noch ein Jahr lang in Trauer und darf dann erst 
wieder heirathen. Ihre Knaben überläßt sie den Ver 
wandten; hat sie Töchter, so heirathet der neue Be 
werber die Mutter oft nur in der Hoffnung, jene später 
auch heirathen zu können, und oft genug führt er alle, 
die Mutter und die Töchter, noch an demselben Tage 
heim. 
Ihre Nahrung besteht in der Hauptsache aus Mais, 
der entweder in Körnern oder als Mehl gekocht, oder geröstet 
oder auch als Brod genossen wird; außerdem essen sie eine 
Kürbisart, Bohnen und andere Vegetabilien. Von ani 
malischer Nahrung lieben sie vorzugsweise Fische, essen aber 
auch zuweilen Jagdwild, Reh, Wildschwein, Papageien; 
als ganz besondere Leckerbissen betrachten sie geröstete Heu 
schrecken, Grillen und die Larven von Bienen. Das Lieb- 
lingsgctränk ist das schon mehrmals erwähnte Bier aus 
Mais, Chicha genannt, eine trübe und säuerlich schmeckende, 
aber erfrischende und nahrhafte Flüssigkeit. In der Be 
reitung derselben besteht fast die ganze Thätigkeit der Mäd 
chen: der Mais wird gemahlen, mehrere Tage und Nächte 
gekocht, hierauf im Munde gekauter, mit Speichel vermischter 
Kolonie Crevaux zu Sauta Barbara. 
Mais zugefügt und dann mehrere Tage lang in hermetisch 
geschlossenen Krügen der Gährung ausgesetzt. Jetzt ist das 
dem Chiriguano unentbehrliche Getränk fertig, es ist sein 
Genuß und sein Labsal, es geht ihm über Alles. Von 
Zeit zu Zeit werden mehrtägige Bacchanalien mit Chicha 
gefeiert, die schließlich zu schändlichen Scenen der Trunken 
heit und Ausschweifung führen. Die Frauen haben für 
jede Sekunde Arbeit: außer der Sorge für das Haus 
wesen liegt ihnen die Bereitung des Chicha, der Maisbau, 
die Gewinnung und Bearbeitung der Baumwolle, die An 
fertigung der Thongefäße ob, und in müssigen Augenblicken 
gehen sie in dem dichten Haupthaare ihrer Männer auf 
die Suche und gewähren.dadurch diesen eine große Wohl 
that, sich selbst aber einen genußreichen Schmaus. 
Die Mataguayos-Indianer, welche im Inneren 
des Gran Chaco zwischen den Flüssen Bermejo und Pilco- 
mayo wohnen, heißen in den argentinischen Grenzgebieten 
Matacos, in Bolivia Noctönes oder korrumpirt Octenay; 
letzteres klang ähnlich dem Worte Huänneyei, wie sie sich 
selbst nennen. Sie unterscheiden sich Physisch wenig von 
den Chiriguanos, doch ist ihre Sprache und Sitte eine 
durchaus andere. 
Männer wie Weiber tragen das Haar kurz geschoren; 
sic schneiden dasselbe mittels eines scharfen Kiefers eines 
Fisches. Häufig gehen sie ganz nackt, die Männer tragen 
zuweilen einen ärmellosen Rock und über die Schulter 
gehängt einen Sack mit der Tabakspfeife, den zur Feuer- 
erzeugung nöthigen Requisiten und anderen Kleinigkeiten 
darin. Ihre Hauptnahrung ist Fisch und in Ermangelung 
dessen Früchte, Wurzeln, Eidechsen, Heuschrecken, Ratten. 
Sie sind furchtsam und feige, aber sehr rachsüchtig, und 
üben für zugefügte Kränkungen stets Wiedervergeltung. 
Wenn sie auch dem Kampfe gerne aus dem Wege gehen, 
so vertheidigen sie sich doch mit Energie; ihre gewöhnliche 
Waffe ist Bogen und Pfeil. 
Es giebt bei ihnen weder Gesetz noch Recht, kaum kind 
licher Gehorsam den Eltern gegenüber; dennoch beobachten 
sie im Allgemeinen eine Art Ehrfurcht dem Alter oder 
Schwachen gegenüber. Ihre Hauptbeschäftigung ist der 
Fischfang und nebenbei etwas Ackerbau. Auch bei ihnen
	        
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