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Volltext: Globus, 52.1887

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Dssirs Charnay's jüngste Expedition nach Jucatan. 
in Gestalt einer Grotte, liefern den Bewohnern Wasser in 
reichlicher FUlle. 
Früher, ehe noch der Anbau des Henequen seine große 
Verbreitung gewann, baute diese Hacienda, wie viele andere, 
nur Mais für die Indianer und züchtete Vieh; daher 
stammen ihre geräumigen oorrales, ummauerte und mit 
Bäumen bepflanzte Höfe, in denen lange Tröge aufgestellt 
sind, die durch Norias stets mit Wasser gefüllt erhalten 
werden und durstigen Thieren zu jeder Zeit einen 
frischen Trunk bieten. Unser zweites, nach einer Augenblicks 
photographie gefertigtes Bild giebt eine gute Vorstellung 
von solchem Corral mit seinen friedlich wiederkäuenden 
Rindern, den schattenspendendcn Bäumen und den um 
gebenden Jndianerhütten. Schlimmer ist es mit dem 
Futter bestellt; da das Land keine Weiden besitzt, müssen 
Maulthiere, Pferde und Rinder sich selbst dasselbe im 
Walde suchen, und der Ueberfluß, welcher in der Regen 
zeit herrscht, verwandelt sich in der Trockenzeit und nament 
lich, wenn, wie in den letzten Jahren, die Heuschrecken 
erscheinen, oft in Mangel, so daß zahlreiche Thiere zu 
Grunde gehen. Die Beaufsichtigung der Rinder ist leicht; 
ein Manu genügt, um etwa neugeborene Kälber im Walde 
aufzusuchen oder die jungen Thiere gegen die Nachstellungen 
des Jaguars zu schützen. Die ausgewachsenen kehren stets 
von selbst wieder zu ihrer Hacienda zurück, mögen sie sich 
auch noch so weit von derselben entfernt haben. Früher 
hielt man in den Wasserbehältern Ochsenfrösche, weil man 
glaubte, daß deren weithin hörbares Geschrei verirrte Rin 
der zurückriefe, während dieselben doch nur ihrem Durste 
folgten. Diese Sitte ist jetzt abgekommen; denn auch 
Aucatan schreitet vorwärts: an Stelle der brüllenden 
Ochsenfrösche hört man schon das Pfeifen der Lokomotive, 
in das träge Dahinleben der Indianer hat die Henequen- 
Fabrik Rührigkeit gebracht, und statt der langsamen Ochsen- 
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Die Hacienda Mucuiche. 
karren, welche die Pflanzen von den Feldern hereinführten, 
verwendet man jetzt leichte, von Maulthieren gezogene 
Wagen, die auf Schienen rasch dahinrollen. 
Der nächste Tag brachte den Reisenden nach Tic ul, 
wo er seine alten Freunde Fajardo und Dr. Palma wieder 
begrüßte; letzterer hatte für ihn einige kostbare Vasen ge 
sammelt, darunter eine sehr seltene, welche mit Reliefs und 
Inschriften bedeckt war, und jener schenkte ihm die Bild 
säule eines unbekannten Gottes, die aus den Ruinen von 
Nohpat stammte. Es ist ein scheußliches und dabei 
wunderliches Idol, wie alle amerikanischen Götzenbilder, 
hat aber den Vorzug, daß es ganz erhalten und mit einem 
Zapfen versehen ist, woraus man die Art und Weise ersieht, 
wie die indianischen Baumeister die Fahnden ihrer Gebäude 
mit Figuren bedeckten. Es erinnert übrigens etwas an 
den Gott Besä der alten Aegypter, der gleichfalls in zwerg- 
hafter, verkrüppelter und grotesker Gestalt abgebildet wurde. 
Außerdem fand Charnay bei einem Liebhaber eine prächtige 
Sammlung yncatekischer Steinbeile, die zum größten Theile 
von der Insel Co zumel (östlich von der Halbinsel 
Nucatan) stammten. Es waren im Ganzen 80 Stück, für 
welche der Besitzer einen hohen Preis forderte, den Charnay 
in Anbetracht sowohl des archäologischen als auch des 
mineralogischen Werthes der Beile zu zahlen keinen An 
stand nahm. Die Insel Cozumel war zur Zeit der 
Conquista sehr bewohnt, sehr civilisirt und mit Denkmälern 
bedeckt; denn sie war einer der berühmtesten Wallfahrtsorte, 
und die Leute kamen von weit her, um in den dortigen 
Heiligthümern Geschenke und Opfer darzubringen. Ob die 
Beile Weihgeschenke der gläubigen Pilger sind, wofür die 
Verschiedenheit ihrer Formen und des verwendeten Materials 
spräche, oder ob sie den Bewohnern der Insel als Werk 
zeuge und Waffen gedient haben, ist schwer zu entscheiden. 
Jedenfalls aber kamen sie von weit her, da die ganz aus 
reinem Kalkstein bestehende Insel ihren Bewohnern kein zu 
Werkzeugen passendes Gestein geliefert haben kann; sie
	        
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