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Dr. W. Sievers: Die „Floate,“ des Nicolas de la Rosa.
Mächtige Schichten von rother Erde (torra, rossa) —
der bekannten charakteristischen Ablagerung der Höhlen
unserer Karstgegend — finden sich auch in den meisten
amerikanischen Höhlen, wie denn rother Sand und Lehm
auch als Zersctzungs-
rückstünde des Kalk
steines an der Ober
fläche von Kentucky,
Indiana, Missouri rc.
eine außerordentlich
hervorragende Rolle
spielen. Besonders
mächtig ist die be
treffende Ablagerung
in der Luray-Höhle,
wohl weil sie in
dieser Höhle am
wenigsten der Her-
ausspülung durch die
unterirdischen Ge
wässer unterliegt.
Daß eine arten
reiche blinde Fauna
in den nordameri-
kanischenHöhlenlebt,
und daß man in
ihnen interessante
prähistorische Funde
gemacht hat, erwäh
nen wir an dieser
Stelle nur ganz
nebenbei; ebenso
auch, daß die Eisen
bahngesellschaften,
deren Linien in der
Nähe einer Höhle
vorüberführen, sowie
die privaten Besitzer
derselben, die an dem
Eingänge ein Hotel
unterhalten, eifrig
darauf bedacht sind,
einen starken Tou- - Kanzel und Krystallsee
ristenstrom nach ihr
hinzulenken, und daß den unterirdischen Gewölben in Folge
davon mancherlei Reize angedichtet tverden, die sie nicht be
sitzen. Demselben Bestreben findiger Spekulanten dankt
auch die Benutzung mancher Höhlen als Sanatorien für
Brustkranke, als Trauungskirchen rc. ihren Ursprung. In
der Benennung der einzelnen Höhlenräume und Höhlen-
gebilde hat sich der sprichwörtliche amerikanische Erfindungs
geist und die lebhafte amerikanische Phantasie vortrefflich
bewährt, und die altgriechische Mythologie und der jung
amerikanische Patriotismus spielen dabei bunt in einander.
Was die ameri
kanische Höhlenlite
ratur betrifft, so ist
dieselbe zunächst noch
viel spärlicher, als
man bei der Jntcr-
essantheit des Ge
genstandes glauben
sollte, und wir haben
außer auf die bereits
citirten Schriften
nur noch hinzuweisen
auf die „Reports"
der geologischen Lan
desuntersuchungen
der in Frage kom
menden Staaten, in
denen sich einzelne
zerstreute Angaben
über die Haupthöhlen
finden. Wir nennen
darunter vor allen
Dingen: Halls Re
ports über die Geo
logie des Staates
New Lsvl-'k, Owens
und Shalers Re
ports über Kentucky,
Saffords Reports
über Tennessee,
Whitneys Reports
über Kalifornien und
Worthens Reports
über Illinois. Eine
einigermaßen syste
matische Behandlung
findet das Höhleu-
phänomen aber nur
in der Howe-Höhle. tit den bereits an
gegebenen Reports
von E. T. Cox über Indiana. Ueber die Mammuth-Höhle
existirt ein ziemlich ausführlicher Führer von Horace
C. Hovey. Wir haben in Vorstehendem versucht, unsere
eigenen Beobachtungen an Ort und Stelle durch die vor
handene amerikanische Höhlenliteratur in möglichst umfassen
der Weise zu vervollständigen.
Die „Floresta de la Santa Iglesia Catedral de la Ciudad de Santa
Marta“, des Nicolas de la Rosa, und ihre alten Nachrichteir über die
Judianer der Sierra Nevada de Santa Marta.
Von Dr. W. S i c v c r s.
Bei meinem Aufenthalte in der Sierra Nevada de Santa
Marta und den Küstenstädten Colombias fahndete ich an
dauernd nach einem alten Buche des Don Nicolas de la
Rosa, welches wichtige Nachrichten über die Indianer der
Sierra Nevada de Santa Marta und die allgemeinen Ver
hältnisse dieses Gebirges, sowie die damals vorhandenen
Ortschaften geben sollte, Nachrichten, welche um so werth
voller sind, als sie aus dem Jahre 1740 stammen.
Nachdem ich bereits anderthalb Jahre von meiner Reise
zurückgekehrt war, erhielt ich plötzlich zu Neujahr 1888 durch