Aus allen Erdtheilen.
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selbst wenn es sich dabei um Völker handelt, die einer anderen
Rasse zuzählen. Sie hat schon in Aegypten, in Chaldäa und
in Assyrien die leitenden Klassen gebildet, und ebenso in
Persien und Indien, ja vielleicht sogar in China. In der
griechisch-römischen Welt und iit der Gegenwart ist das aber
nicht anders geworden. In unserer Epoche entspricht der
Rang der Völker fast genau der Quantität, welche sie von
dem blonden dolichocephalen Element besitzen. Das gallische
und fränkische Element, das Frankreich groß gemacht hat, war
von dieser Art, und ebenso spielte dasselbe seine Rolle in Deutsch
land, sowie in England und Amerika. Man kann die Rasse
wohl auch die europäische oder arische nennen.
Ihr nahe stehen bezüglich der in Frage stehenden Quali
täten die semitische, die mediterraneische und die knschitische
Rasse. Die letztere hatte es bereits zu einer hohen Ent
wickelung menschlicher Wissenschaft gebracht, als die blonden
Dolichocephalen noch Wilde waren.
Der Rest der Menschheit ist zu den passiven Rassen zu
rechnen. Voran die Brachycephalen Europas. Die Celto-Slawen
würden vielleicht einen Anspruch darauf haben, daß man ihnen
die höchste kulturelle Snperiorität zuerkennt, wenn man dabei
bloß ans die Intelligenz zu sehen hätte. Die Intelligenz ist bei
> ihnen in gewissen Individuen mindestens ebenso hoch, wie bei den
- blonden Dolichocephalen, und sie ist vielleicht zugleich breiteren
! Schichten eigen. Aber in dem Mangel an Differenzirung
und in der Neigung zur Uniformität, die bei ihnen zu beobachten
ist, liegt eben bereits eine große Schwäche. Es genügt nicht,
daß der Durchschnitt einer Rasse sich über die Mittelmäßigkeit
erhebt, sondern es muß eine gewaltige Elite von Geistern
vorhanden sein. Jeder Körper braucht einen Kopf, ein Ge
hirn, das fehlt hier. Der erste intellectuelle Typus ist
sehr selten bei den Brachycephalen. Dadurch, daß diese
Rasse durch die soziale Hebung der unteren Stände auch in
Frankreich mehr und mehr in den Vordergrund getreten ist,
und noch weiter in den Vordergrund zu treten im Begriff
scheint, droht der französischen Nation die Gefahr fort
schreitender Deterioration. Aehnliches droht der gesammten
arischen Menschheit durch die Amalgamation mit der brachy
cephalen schwarzen Rasse, auf die die ganze moderne Bewegung
gerichtet ist.
Daß wir die geistreichen Ausführungen von M. G. de
Lapouge nicht nach allen Richtungen in dem Detail als fest
fnndirt ansehen, wollen wir nicht verhehlen; nichtsdestoweniger
halten wir sie für beachtenswerth. E. I).
A us allen
A s i c ».
— Der indische Oberst Sartorius hat eine Reise
durch die südlichen Shan-Staaten sowie durch das
Gebiet der Kareni gemacht und darüber einen vorläufigen
Bericht erstattet. Demnach soll die ganze Gegend vor allen
Dillgen sehr reich an nutzbaren Mineralien sein. Bei Saga
sollen sich Eisenerze finden, in Unter - Karenia Zinn, am
Lowelon-Berge Kohlen, und anderen Orten Silber, Schwefel,
Salpeter rc. Bezüglich der Naturschönheiten des gebirgigen
Landes rühmt der Reisende namentlich den Rosambhe-See
sowie den Wasserfall von Kazor. Das Land bietet also
mancherlei Verlockungen für die Engländer, ihr Interessen
gebiet von Birmah aus über dasselbe auszudehnen.
— Einem Aufsatze von Dr. Hjalmar Sjögren über
den vorjährigen Ausbruch des Schlammvulkan es Lok-
B otan (im „Jahrbuch der geologischen Reichsanstalt", Bd. 37,
S. 233 ff.) entnehmen wir Folgendes: In der kaspischen
Schlammvulkan-Region finden jedes Jahr Eruptionen statt.
Diejenige des Lok-Botan konnte von Hunderten von Menschen
beobachtet werden, weil die Lokalität nur 12 km von Baku
entfernt ist. Der Berg erhebt sich in seiner höchsten Spitze
120 in über den Seespiegel, besteht durchgängig aus erup
tivem Material und soll bereits im Jahre 1864 eine
gewaltige Eruption gehabt haben. Da der ausgeworfene
Schlamm sehr salzig ist, so bedeckt sich derselbe erst nach
längerer Zeit — wenn er genügend ausgelaugt ist — mit Vege-
trttion (besonders mit sogenanntem Kameeldorn), mib man kann
deshalb die älteren und jüngeren Partien des Berges leicht
von einander unterscheiden. Seine Entstehung geht Hand in Hand
mit ausgeprägten Dislokationserscheinungcn von sehr jugend
lichem Alter. Die Eruption im Januar 1887 war von starken
Feuerphänomenen und Detonationen begleitet, und die ersteren
konnte man noch in Baku wahrnehmen. Außer Schlamm
wurden auch Steine und Blöcke emporgeschleudert, ganz wie
bei anderen Vulkanausbrüchen. Ende Februar beobachtete
Sjögren noch sehr deutliche Gasaushauchungen.
— Die Russificationsbestrebungen in Asien sind
bisher keineswegs an allen Orten von großem Erfolg be-
Erdtheilen.
gleitet, so energisch und systematisch dieselben auch von der
Regierung betrieben werden. Besonders gilt dies von dem
Gebiete Semirjetschensk, das dem chinesischen Kuldscha
benachbart ist. Die russischen Kolonisten sind daselbst ebenso
wie in den übrigen russisch-chinesischen Grenzgebieten theils
Kosaken, theils Bauern, und die letzteren stammen vorwiegend
nicht direkt aus dem europäischen Rußland, sondern aus
nördlicheren Distrikten Sibiriens, in denen es ihnen der
Kälte und Unwirthlichkeit wegen nicht behagte. Die offiziellen
Berichte beklagen an den Kosaken vor allen Dingen die
Trunksucht, und an den Bauern die Neigung zu unstetem
Wanderleben und den Mangel an Seßhaftigkeit. Die grund
losesten Gerüchte von besseren Ländereien, die irgendwo brach
liegen, veranlassen ganze Gemeinden, die ihnen zugewiesenen
Wohnplütze zu verlassen und sich neue zu suchen. — Dem
gegenüber gewinnt die Einwanderung von Dung anen und
Tarants che n einen immer größeren Umfang, und diese
Elemente prosperiren in dem Lande um so besser, als sie viel
genügsamer sind wie die Russen, und als sie zugleich viel
mehr mit den vortheilhaftesten Methoden künstlicher Be
wässerung vertraut sind. Außer der Reiskultur bringen die
selben auch chinesische Laster, und vor Allem das Opium
rauchen, in das Land. — Die Bevölkerung des Gebietes zählt
758 258 Seelen, davon sind 595 000 Kirghisen, 75 000
Dnnganen und Tarantschen und (einschließlich der Kosaken)
nur 44 000 Russen.
Afrika.
— Der bekannte Afrika-Reisende Joseph Thomson
hat eine ans 18 Monate berechnete Forschungsreise in
das Innere von Marokko angetreten. Derselbe will
seine besondere Anfmerksamkeit dem höheren Theile des Atlas
sowie dem Süden des Landes zuwenden, namentlich was
die botanischen und zoologischen Verhältnisse betrifft. Sein
Begleiter ist Lieutenant Harald Browne.
— Um im Aufträge der deutsch-afrikanischen Mineu-Gesell-
schaft die Goldfelder des Damara-Landes genauer zu