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Aus allen Erdtheilen.
untersuchen, ist Dr. Gürich vom mineralogischen Institute
zu Breslau int Begriffe, nach Afrika zu reisen. Derselbe
hat bereits an der Flegel'schen Benne-Expedition theilge-
nommen, und besitzt also Erfahrungen, die ihn zu seiner
Mission besonders gut geeignet erscheinen lassen.
— Die Franzosen, die in ihren Beziehungen zu den
Ländern am oberen Niger beständig neue bedeutsame
Schritte vorwärts thun, haben vor kurzem ihren an dem
genannten Strome gewonnenen neuen Posten Segniri durch
einen Telegraphendraht mit Niagassola verbunden.
9k o r d a m e r i k a.
— Henry Gannett unterzieht in der amerikanischen
Zeitschrift „Science“ (Vol. XI, p. 99 ff.) die optimistische
und landläufige Behauptung, als ob der Regen fall des
nordamerikanischen Westens seit der Besiedelung des
selben zugenommen habe, einer kritischen Prüfung, und kommt
dabei zu einem negativen Resultate. Seiner Tabelle nach
haben zwar gewisse meteorologische Stationen der Prärien-
und Felsengebirgsgegend innerhalb ihrer Beobachtungsperiode
eine Zunahme der Niederschlüge zu verzeichnen, andere aber
dagegen eine ebenso entschiedene Verminderung derselben.
Bei den außerordentlich starken Wechseln, denen die Nieder
schläge in dem betreffenden Gebiete unterliegen, ist die
Täuschung, der man sich hingegeben hat, natürlich sehr er
klärlich.
Australien und Polynesien.
— Der bekannte Missionär John Chalmers befuhr '
im November vorigen Jahres in dem Missionsdampfer
„Ellengowan" die Küste des Pap na-Golfes. Er entdeckte
zwei sehr gute Häfen; den einen am Vailala oder Annie R.
hieß er „Anderson Harbonr“, den anderen am Panaroa R.,
etwas weiter westlich, „Blomfield Harbonr". Drei Strom
läufe, in welche er einlief, erwiesen sich als die Mündungs
arme eines bedeutenden Flusses, des Wickham. Westlich
davon entdeckte der Reisende die Mündungen von zwei ande
ren noch unbekannten Flüssen, besuchte das von vielen Kanni
balen bewohnte Dorf Maipua und fand freundliche Aufnahme.
In dem „Elamo", einer Art Klubhaus, waren 250 Menschen
schädel in Reihen aufgestellt. II. 0.
— Er ne st Fa venc in Queensland will von der west-
australischen Küste aus eine Forschungsreise in die
zwischen den früheren Reiserouten von Waburton (1873)
und Forrest (1874), also zwischen 20 und 25" südl. Br.,
liegende noch unbekannte Region unternehmen und von da
aus versuchen, an die südliche Meeresküste zu gelangen. Die
Kosten der Expedition will der Reisende selber bestreiten,
wenn die Geographischen Gesellschaften in Australien sich
bereit erklären, ihm auf ihre Kosten einen Feldmesser, welcher
auch einige Kenntnisse in der Mineralogie und der Botanik
besitzt, beizugeben. Die Ausführung der Reise scheint ge
sichert. H. G.
— Außer an anderen nutzbaren Mineralien ist Neu-
Caledonien nach A. M. Porte vor allen Dingen auch
an Kohlen reich, ein Umstand, der der Entwickelung der
französischen Kohlen früher oder später sehr zu gute gehen
wird. Die Hauptbecken, in denen sich dieselben finden, sind:
das von St. Louis (am Mont d'Or und ans dem Jnselchen
N'De), das von Numea, das vonDumbea, das vonPaita,
das von Saint Vincent, das des Flusses Foa, das von
Moindu, das von Momtza, das von Voh und das des
Flusses Diahot. Fast sämmtliche Becken liegen ans der West
seite der Insel, und ihre Ablagerungen von fossilem Brenn
stoff sind aller Wahrscheinlichkeit nach mesozoischen Alters.
Bearbeitet werden bis jetzt namentlich die Becken von Numéa
und Moindu, der Bergbau ist aber auch dort noch einer viel
bedeutenderen Ausdehnung fähig. (Vergl. „Bulletin de la
soc. géologique de France“, 3. sér., 16 ème t. , p. 9 ff.)
— In einem noch höheren Grade wie die afrikanischen
Seen sind die australischen Seen starken Schwankungen
unterworfen, die einen Rückschluß ans die periodischen
Veränderungen des Klimas gestatten. So trocknete der
Lake George nach einer Studie von H. C. Ruffel (im
„Journal of the Royal Soc. of New South Wales“
1886) seit der Zeit seiner Entdeckung (1820) dreimal voll
kommen aus, und ebenso soll er nach den Behauptungen der
Eingeborenen auch vor dieser Zeit trocken gelegen haben.
Seine größte Wasserfülle besaß er im Jahre 1823, wo seine
Maximaltiefe 24 Fuß betrug. Dann sank sein Spiegel mehr
und mehr, bis in den Jahren 1838 und 1839 alles Wasser
verschwunden war. 1840 hatte er wieder eine Tiefe von
vier Fuß, in den Jahren 1845 bis 1849 aber trocknete er
nochmals vollständig aus. Er füllte sich dann wieder, aber
im Jahre 1859 lag er zum dritten Male trocken. Nach
dieser Zeit war sein Spiegel in einem ziemlich beständigen
Steigen begriffen, bis er im Jahre 1874 dieselbe Tiefe er
reichte wie im Jahre 1823.
B ü ch e r s ch a u.
— Hermann Soyaux, Deutsche Arbeit in Afrika.
Leipzig 1888 (F. A. Brock haus). — Ein ausgezeich
netes Buch, in dem sich gründliche Prüfung der einschläg-
lichen Verhältnisse mit unverhohlener Begeisterung für unsere
junge Kolonialpolitik paart, und das außerdem auch noch
den Vorzug hat, daß cs ans langjähriger eigener Beob-
tung und Erfahrung an Ort und Stelle beruht. Wir
empfehlen das Studium desselben unseren Leser ans das
Angelegentlichste, und hoffen gleichzeitig auch, daß die zahl
reichen praktischen Vorschlüge, die der Verfasser bezüglich der
Erforschung sowie bezüglich der Verwerthung und Entwicke
lung unseres afrikanischen Kolonialbesitzes macht, an maß
gebender Stelle Beachtung finden werden. Besonders be-
herzigenswerth erscheint uns der Vorschlag, nach Art des
Londoner Kcw Garden von staatswegen eine Centralstelle
zn schaffen, in der sich alle Interessenten über die Hilfsquellen
der einzelnen Kolonien orientiren können. Wir möchten
dieselbe nur gleich von Anfang nicht ans das Pflanzenreich
beschränkt sehen.
— Oskar Baumann, Fernando P5o und die
Bube. Wien 1888 (Ed. Hölzel). — Der den Lesern
des „Globus" wohlbekannte Verfasser hat im Jahre 1886
eine mehrmonatliche Explorationstour durch die Insel Fer
nando P6o unternommen, und dabei mit scharfem Auge auf
Land und Leute geachtet. Die Schilderung seiner Wande
rung ist außerordentlich lebendig und mit gutem Humor ge
würzt, und die Charakteristik der vulkanischen Tropeninsel
sowie ihrer interessanten Bube-Bevölkerung weist in sehr ge
schickter Weise ans alle springenden Punkte hin. Ganz be
sondere Anerkennung verdient die prächtige Karte, die dem
kleinen Buche beigegeben ist, und die ans den topographischen
Originalaufnahmen des Reisenden beruht.
Inhalt: E.BaronToll: Reise nach den neusibirischen Inseln. (Fortsetzung.) — Dr. Emil Deckest: Die nordamerikanischen
Höhlen. (Schluß.) Mit vier Abbildungen und drei Plänen. — Dr. W. Sievers: Die „Floresta“ des Mcolas de la Rosa. —
Heinrich Hartert: Die Veys. — Kürzere Mittheilungen: Das neue Pflanzenleben von Krakatau. — Ueber die Ungleichheit der
Menschen. — Aus allen Erdtheilen: — Asien. —> Afrika. — Nordamerika. — Australien und Polynesien. — Bücherschau.
(Schluß der Redaktion am 1. April 1888.)
Redakteur: Dr. E. Deckert in Berlin W., Nürnberger-Straße 2.
Druck und Veîlag von Friedrich Viewcg und Sohn in Braunschwcig.