Aus allen Erdtheilen.
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verstorben war, zu verdanken sei, aber nach bekannten Mustern
hat der Herausgeber sich wohl mit dem Entdecker identificirt,
um so verzeihlicher, als doch Ho ulmann der Befehlshaber,
also Keyser thatsächlich unter dem Kommando Houtmann's
seine astronomischen Entdeckungen und Beobachtungen machte.
Daß unser Blaen selbst astronomisch thätig war, daß er also
als Frucht seiner Studien bei Tycho de Brahe selbständig
forschte, lehrt uns ein Stern im Bilde des Schwan, welcher,
wie die Legende dabei besagt, von G.J. Blaen entdeckt wurde.
Wenn man die zwei Paar Kugeln zu Leyden und Amster
dam mit dem werthvollen Paar in Muller's Besitz vergleicht,
so ergeben sich, sagte Müller, einige Verschiedenheiten; ebenso
wenn man die Beschreibung eines Paares geringerer Dimen
sion, die 1799 Kästner gebracht hat (S. Gesch. d. Mathe
matik), durchlieft, so daß man zum Schlüsse kommt: Jedes
Paar von des älteren Blaen Globen ist in seiner Art als
Uni cum vom allergrößten Werthe. Besonders werth-
voll sind jedoch unsere Kugeln mit dem Durchmesser 34 cm
und dem Datum 1599 und 1603 als unzweifelhafte Ori
ginale ans Blaeu's Hand selbst. Der ältere Blaen schrieb
selbst ein Handbuch iiber den Gebrauch seiner verschiedenen
Globus-Ausgaben, wovon eine Ausgabe von 1638 noch
känflich ist.
Guilhelmus Janssonius Blaen ist zu Alkmar in Holland
1571 geboren, war, wie bemerkt, selbst ein gelehrter und die
Wissenschaften wahrhaft liebender Mann, bekannt auch durch
die Ausgaben der klassischen Schriftsteller, und starb um 1638,
sein Geschäft an seinen Sohn, den jüngeren Blaen, hinter
lassend. Außer den ganz prachtvoll ausgeführten Stern
bildern auf dem globus coelestis sielen mir auf der
Erdkugel außer den Walfischen, Galeeren und anderen See
schiffen noch einige Dinge besonders auf, z. B. in Süd-
amcrika der Volksname Avotocados, was ich für eine alte
Bezeichnung der Botokudcn halte, obwohl man gewöhnlich das
Wort vom portugiesischen Botoko — Holzpflock ableitet (wegen
der durch die Lippen und Ohrlappen durchgesteckten Holzstücke);
ferner mit Keulen bewaffnete riesige Wilde in Patagonien re.
Zum Schluffe erwähne ich noch, daß im Bibliothekssaal
von Admont in Steiermark ein Paar Globen von Mercator
vorhanden sind, sowie im Museum des Stiftes Neukloster
ein Paar sehr alte Weltkugeln von I. Ultrajectensis (also aus
Utrecht).
Dieselben tragen die Zahl 1589, sind gewidmet „Chri-
stianoIY. Daniae Norvegiae Vandalorum et Gothorum
regi, duci Scldesvigiae“ etc. und stammen von Jacobus
Florentius Ultrajectensis (also aus Utrecht). Der Durch
messer beträgt 34 cm, und die Ausführung ist ähnlich wie
bei Blaen, aber weniger prächtig. Der Erhaltungszustand
ist recht gut.
Möge diese Reminiscenz gelegentlich der geographischen
Ausstellung in Brüssel den einen oder den anderen Leser
dazu begeistern, derlei alte Werke der Wissenschaft oder
Kunstindustrie vor gänzlichem Verfalle zu bewahren, indem er
dieselben (wie ich) entweder käustich an sich bringt, oder deren
würdige Aufstellung und möglichste Couservirung in Stadt-
Archiven, Bibliotheken, Klöstern oder Pfarrämtern anstrebt.
Prof. Dr. H. Baumgartner.
Die Eisenbahn von Antofagasta nach Bolivien.
Am 17. Februar ist die Brücke über den Loaflnß auf
der Eisenbahn, die von der Hafenstadt Antofagasta nach den
bekanntlich enorm reichen Silberminen von Huarchaca in
Bolivien führen soll, feierlich dem Verkehr eröffnet worden.
Diese Eisenbahn geht ganz und gar durch Wüste, und ist
gegenwärtig schon in der Länge von 365 km von der
Küste ans fahrbar; man hofft, daß sie in weiteren drei
oder vier Monaten die bolivianische Grenze erreichen wird,
von welcher ihr gegenwärtiger Endpunkt nur noch 15 Leguas
entfernt ist. Die einzige Eisenbahnbrücke ist die über den
Loaflnß, welcher bekanntlich die Grenze zwischen der ehe
maligen peruanischen Provinz Tarapacá und bent Zipfel
Boliviens machte, der sich zwischen Peru und Chile bis zum
Meer hinzog, und in dem der Hafen Cobija lag. Sie ist
300 km vom Hafen Antofagasta entfernt und liegt 3000 m
über dem Meeresspiegel. Ueber den Fluß erhebt sich die
Brücke 103 m, und sic ist nur 256 m lang, so eng und tief ist
das überbrückte Thal. Sie besteht ganz aus Eisen und ruht
auf pyramidenförmigen Pfeilern, deren Grundlage ein auf
dem soliden Granit der Thalwände aufgeführtes Mauerwerk
ist. Die Aussicht von der Brücke nach Osten ans die kolos
salen Vulkane an der jetzigen Grenze zwischen Chile und
Bolivia ist prachtvoll; besonders schön nehmen sich die beiden
Vulkane C. Pedro und C. Pablo aus, die mit ewigem Schnee
bedeckt sind, und von denen der erste eine weiße Rauchsäule
in die Höhe schickt.
Wenn die Beschaffenheit des Bodens dem Bau der Eisen
bahn and) keine großen Schwierigkeiten gemacht hat, so hat
derselbe doch mit anderen Schwierigkeiten zu kämpfen gehabt,
namentlich mit dem gänzlichen Mangel von Bewohnern und
mit dem Wassermangel. In einer Erstreckung von 60 Leguas
ist kein Tropfen Wasser zu finden, und alles Wasser zum
Trinken und Kochen für die Arbeiter und zur Speisung der
Maschinen mußte weit hergeschafft werden. Der Extrazug,
welcher die Behörden und Gäste zur feierlichen Eröffnung
der Brücke brachte, und später noch weiter bis Ascotan, und
welcher aus drei Locomotiven und drei Personenwagen be
stand, hat auf der Reise hin und zurück für 250 Pesos (nach
jetzigem Cours 500 Mark) Wasser verbraucht. (Bekanntlich
hat man an den meisten Orten der Küste zum Trinken,
Kochen u. s. w. nur destillirtes Meerwasser.)
Ascotan ist eine Anstalt zur Herstellung von Borax und
liegt 3750 m über dem Meere.
Prof. Dr. R. A. Philippi.
Aus allen E r d t h e i l e n.
Europa.
— In der Geographischen Gesellschaft von St. Peters
burg diskutirt man gegenwärtig die Frage der Errichtung
einer meteorologischen Höhenstation auf dem Gipfel
des Tschatyr-Dagh, und man befürwortet dieselbe nament
lich damit, daß die politischen Interessen Rußlands eine solche
wissenschaftliche Warte zwingend erheischen. Wir sind der
Meinung, daß die Station sich in einer Lage befinden würde,
in der sie zugleich auch der allgemeinen geographischen Wissen
schaft unschätzbare Dienste leisten könnte, und wir würden sie
deshalb mit großer Freude begrüßen.
— In einem Vortrage vor der Berliner Anthropologischen
Gesellschaft verbreitete sich Prof.Nehring über unsere prä