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Full Text: Globus, 53.1888

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R. v. Lendenfeld: Der Charakter der Neuseeländischen Alpen. 
aber breit und flach, und enge, tiefe Schluchten finden sich 
nirgends. In den unteren Partien find diese Thäler 5 bis 
7 km und mehr breit und von Geröll ganz ausgefüllt; sie 
werden von einem Netze ewig wechselnder Wildströme durch 
zogen, welche immer nene Geröllmassen in denselben auf 
schütten. An den Rändern tauchen die steilen seitlichen 
Berghänge plötzlich unter die Geröllmassen hinab, und es 
haben diese Thäler im allgemeinen denselben Charakter, wie 
die größeren Flnßthüler in den europäischen Alpen, nur 
sind sie viel breiter, und die Torrenten in denselben viel 
weiter ausgebreitet. Ausfallend ist es, daß diese breiten, 
flachen Thäler bis in das Herz des Gebirges reichen, ohne 
ihren Charakter zu ändern. Die oberen Partien der Thäler 
sind von großen Gletschern erfüllt, aber die Konfiguration 
dieser Eisströme zeigt deutlich, daß sich die Thäler mit gleich 
bleibender Breite und Neigung bis zu den steilen Berg 
hängen, welche sie schließen, erstrecken. Die durchschnittliche 
Neigung dieser Thäler, sowohl der unteren, wie auch der 
oberen, vergletscherten Partien, beträgt etwa 3°. 
Der Südostabhang des Centraltheiles der Neuseeländi 
schen Alpen besteht aus stark metamorphosirten und über 
aus versteinerungsarmen Sedimentgesteinen, welche nach 
Hector, Haast u. A. dem Silur, dem Devon und dem unteren 
Carbon angehören. Der Nordwcstabhang hingegen ist aus 
Granit und krystallinischen Schiefern zusammengesetzt. 
Diese beiden Formationsgruppen stoßen nur auf eine kurze 
Strecke nördlich vom Mount Cook zusammen, und zwar 
nach Hector im Hauptkamme selbst, nach Haast weiter- 
westlich. Bon Norden und Süden her schieben sich gefaltete 
Schiefer, welche jüngeren Alters sind als der Granit und 
Am Ende des verlängerten Tasmangletschers. 
die krystallinischen Schiefer, älter jedoch als das Silur des 
Ostabhanges, zwischen die beiden ermähnten Formations- 
grnppen ein. Außerhalb des Gebirges stoßen im Osten 
mesozoische Formationen an die paläozoischen des Ostabhanges, 
während im Westen Plioccn und jüngere Gebilde direct auf 
den Granit folgen. Nur im Norden finden sich unbedeutende 
Inseln paläozoischer und mesozoischer Gesteine an der Grenze 
zwischen dem Granit und dem Pliocen. 
Die Grenzlinien zwischen den Formationen laufen dem 
Hauptkamme und den Küstenlinien parallel. 
Alle geschichteten Gesteine, welche an der Gebirgsbildung 
theilnehinen, sind stark gefaltet und stehen theilweise recht 
steil. Hector stellt sogar lauter auf dem Kopfe stehende 
Schichten dar. (Ilandbook of New Zealand 1883 — 
1886.) Dies ist jedoch unrichtig. Ich habe Winkel von 
53 bis 75" an sehr vielen Orten gemessen, und ich finde — 
in Uebereinstimmung mit Haast —, daß das ganze Gebirge, 
oder mindestens der Hauptkamm und die östlichen Neben- 
kämme, ans großen Falten bestehen, und zwar liegen die 
Kämme in der Regel in Synklinalen und die Thäler in 
geborstenen Antiklinalen. 
Die jüngeren Formationen lagern sich discordant und 
ohne bedeutendere Faltcnbildung den paläozoischen auf — 
auch hier stimme ich mit Hector nicht überein —, und ich 
halte es für höchst wahrscheinlich, daß die Neuseeländischen 
Alpen während der Devon-Periode, gewiß aber vor der Jura 
zeit, durch eine mächtige Faltung aufgebaut worden sind. 
Das hohe Alter der Neuseeländischen den europäischen Alpen 
gegenüber findet in der Configuration der Thäler seinen 
Ausdruck, indem diese in ihren obersten Partien und bis 
ins Herz des Gebirges hinein bereits jenen Grad der 
Ausbildung erreicht haben, der in den europäischen Alpen
	        
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