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Aus allen Erdteilen.
Seitenthales Furnace Creek aufbrach, das sich an den Black-
Monntains und der Furnacekette hinzieht. Diese Depression
ist durch eine gewaltige vulkanische Thätigkeit entstanden,
durch das Einsinken der ganzen von Norden nach Süden ver
laufenden Spalte, zu deren beiden Seiten die jäh abfallenden
Gebirge, westlich die Paramintkette mit dem 3330 m hohen
Teleskopberge und östlich die bis 2000 m hohe Amargosa-
kette stehen blieben. Solche Bodensenkung infolge von vulka
nischer Thätigkeit ist auch weiter westlich am Owensee beob
achtet worden, wo 1872 durch ein Erdbeben der Ort Lone
Piue mit vielen Einwohnern zerstört wurde und eine 7 m
tiefe Bodensenkung stattfand. Vor 10 Jahren wagte Bendire
wegen fürchterlicher Hitze nicht ins Toteuthal (im Mai) ein
zudringen. Die neue Expedition fand in diesem Winter aber
das Klima angenehm. Trotz des Wüstencharakters ist das
Totenthal nicht ohne Pflanzen und Tiere. Es wurden bisher
21 Säugetiere, darunter mehrere neue Arten gesammelt.
— Meteorologische Stationen in der Südsee.
Die Regierung der australischen Kolonie Queensland hat
beschlossen, den mangelhaften Kenntnissen der meteorologischen
Verhältnisse in der Südsee abzuhelfen, indem sie auf ver
schiedenen Inseln derselben Stationen mit guten Instrumenten
errichten läßt. Der Beginn ist im Dezeiuber 1890 ans
Neu-Caladonien, tu der Hauptstadt Noumea, geinacht
worden, wo die von C. L. Wragge eingerichtete Station von
cinein dortigen Einwohner, S. Johnston, regelmäßig bedient
wird. Im Januar 1891 sollte auf den Neu-Hebriden
(Aneitum oder Havanna) und dann auch auf Tahiti eine
Station durch Wragge errichtet werden. (Nature.)
— Die Einwohnerzahl Japans. Nach der amt
lichen Zusammenstellung der Volkszählung voiu 1. Dezember
1889 zählt Japan 40 702 020 Einwohner, nach Klassen
verteilt: Adlige 3825, alte Militärklasse 1 993 637 und
Volk 38 074 558. Gegenüber dem Jahre 1888 bedeutet
das eine Zunahme von 464 786 Seelen. Über 100 Jahre
alt waren 151 Personen. 15 Städte haben über 100 000
Einwohner, darunter die Hauptstadt Tokio (Verwaltungs
bezirk) mit 1 138 546 Seelen.
— Eine untergegangene Stadt in Ostturkestan
ist von Lieutenant Bo wer entdeckt und kürzlich in der Asia
tischen Gesellschaft von Bengalen beschrieben worden. Sie
liegt im Distrikte von Katschar, also südlich vom Thian-
Schan, bei Mingai am Schahjarftnsse, der sich in den Tarim
ergießt. Vom Volke wird die Erbauung dieser Stadt dem
Könige Afrasiab, einem Zeitgenossen Rustems, zugeschrieben.
Die meisten Wohnstätten dieser Stadt sind unterirdisch und
durch lange Tunnels zugängig. Sie führen zu einer Anzahl
Zellen, die etwa 2 m im Geviert haben und deren Mauern
mit Mörtel beworfen sind, der Verzierungen in geometrischen
Mustern zeigt. Ähnliche unterirdische Städte sollen noch
mehrfach in dein Distrikte vorhanden sein. In der Umgegend
dieser Städte findet man eigentümliche massive, bis 30 m
hohe, turmartige Bauten aus lufttrockenen Ziegeln, über deren
Bestimmung nichts bekannt ist, die aber sehr alt sein müssen.
Am Fuße einer dieser Bauten gritO ein Eingeborener eine
Handschrift ans Birkenrinde und einige Münzen aus, die in
Bowers Besitz gelangten. Das Manuskript ist noch nicht
gelesen, man nimmt an, es sei ein Überrest des „indo-tatari-
schen Sanskrit", welches im Anfange unsrer Zeitrechnung
in Koten nnb Kaschgar herrschte. Die meisten Buchstaben
stimmen überein mit alten Newari- und Wartula-Charakteren,
nach welchen in der Mitte des siebenten Jahrhunderts das
tibetanische Alphabet gebildet wurde. Das Manuskript be-
steht ans 56 Birkenrindeblattern, auf welchen die Schrift
mit schwarzcr Tiute geschrieben ist. Zwei dieser Blatter find
in Heliogravure in deu Proceedings der Asiatic Society
of Bengal veroffentlicht Worden.
— Unter den Barbieren von Bombay herrscht eine
große Aufregung. Sie sind früher wohlhabend gewesen, jetzt
aber heruntergekommen und arm. Woran dieses läge und
wie dem abzuhelfen, wurde in einer Versammlung beraten,
an der 400 Mitglieder des Gewerbes, Mahratta- mid Gud-
scharati-Hindus, teilnahmen. Nachdem der alte und angesehene
Barbier Sadoba Krischnadschi zum Vorsitzenden gewählt war,
trat Babadschi More als Redner auf und erklärte, ein Fluch
laste auf dem Gewerbe, seit es sich damit abgebe, die Köpfe
armer unschuldiger Witwen zu scheren und damit diese
ihres besten Schmuckes zu berauben. Es verstieße gegen die
Schastrasgesetze, Witwen zu scheren. Kein Barbier dürfe
mehr, bei Strafe der Ausstoßung aus der Innung, eine
Witwe scheren, wiewohl sic öfter von Höherstehenden hierzu
gezwungen würden. Dagegen müsse man die britische Regierung
anrufen. So wurde auch, trotzdem das Einkommen der
Barbiere sich dadurch verringerte, beschlossen.
— Gegen Nasenbluten und Blutflüsse überhaupt
hilft in Ostflandern ein roter Seidenfaden, mit dem man
das Zeichen des Kreuzes über die Nase macht. Diese etwa
einen halben Meter langen wunderthätigen Seidenfäden werden
zu Nienkerken verkauft, wo sie in der Kirche geweiht und
mit gewissen Reliquien in Berührung gebracht werden. Im
Venetiauischen helfen auch Seidenfäden, aber sie werden
innerlich genommen. Fällt eine schwangere Frau hin, so
giebt man ihr einen Seidenfaden in einem Ei ein; der Faden
näht dann die etwa durch den Fall entstandenen innerlichen
Verletzungen wieder zusammen. (Bull. soc. d’Anthropol.
1890, 287).
— Die Kohlenfeld er Birmas ergeben nach dem Ver-
waltnngsberichte für das Jahr 1890 immer günstigere Resul
tate. Im oberen Tschindwin-Distrikt und im Landstriche
zwischen den Flüssen Myittha und An umfassen sie eine Fläche
von 175 englischen Quadratmeilen. Die Kohlen gehören zur
Tertiärformation, in welcher sie in zahlreichen, selten über
meterstarken Flözen lagern. In Bezug auf Güte läßt sie
wenig zu wünschen übrig. Auch bei Laschio in den nörd
lichen Shanstaaten ist tertiäre Kohle in Flözen bis zu 10 m
Stärke gefunden worden, die sich über viele Meilen Länge
erstrecken. Sie wird aber erst von Nutzen sein, wenn die
Shanstaaten, besser als bisher der Fall, dem Verkehre er
schlossen sind.
— Über Westfalens Schinken uub Pumpernickel
sagt Privatdozent Dr. Fink (Anthropol. Correspondenzblatt,
1890, Nr. 12), daß sie sich nicht gleichzeitig und in den
frühesten Zeiten nachweisen lassen. Während aber die uralte
Schweinemast, die Hervorhebung derselben in den ältesten
Heberegistern, das Vorkommen von neun köstlichen Schinken
(novem pernas optimas) um das Jahr 1000 bereits als
ein uraltes Genußmittel in Westfalen feststellen, tritt uns
das andere Nahrungsmittel, der Pumpernickel mit diesem
Namen (Schwarzbrot, panis niger begegnet uns schon früher),
erst seit dem siebzehnten Jahrhundert entgegen, ist mithin
jünger als die dicken Bohnen (nämlich vicia faba) Westfalens,
die schon in den Epistolae obscurorum virorum eine
Rolle spielen.
Herausgeber: Dr. R. Andree in Heidelberg, Leopoldstraße 27. Druck von Friedrich Vieweg und Sohn in Braunschweig.
Hierzu zwei Beilagen: Th. Grieben's Berlag (L. Fernau) in Leipzig und
Wilhelm Friedrich, K. R. Hofbnchhäudler in Leipzig.