Aus allen Erdteilen.
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Aus allen
— Henry Walter Bates, der tüchtige englische Natur
forscher und Reisende, starb am 16. Februar 1892 zu London
an der Influenza. Er war geboren am 8. Februar 1825
zu Leicester und für den Kaufmannsstand bestimmt, wußte
aber durch Privatstudien sich in den Naturwissenschaften so
auszubilden, daß er im Jahre 1848 mit seinem Freunde
A. R. Wallace zur Erforschung des Amazonenstromgebietes nach
Südamerika ziehen konnte. Wallace kehrte nach vier Jahren
zurück; Bates aber blieb noch sieben Jahre im tropischen
Südamerika, am Amazonenstrom, Tapajos, Teffo und Tutahi,
langsam von Station zu Station ziehend und die Geographie,
Ethnographie, Fauna und Flora einer der reichsten Regionen
der Erde erforschend, wobei er, im Darwinistischen Sinne,
tief in das Wesen der Erscheinungen eindrang. Die reife
Frucht dieses elfjährigen Aufenthalts in Brasilien ist das
einzige Werk, welches er schrieb: The Naturalist on the
Uiver Amazonas (London 1863, deutsch Leipzig 1866),
ein Werk, von dem Darwin sagte: „Es ist die beste natur
wissenschaftliche Reisebeschreibung, die je in England ver
öffentlicht wurde", und „Bates steht nur Humboldt in der
Beschreibung der tropischen Wälder nach". Im Jahre 1864
wurde er zum Sekretär der Londoner geographischen Gesell
schaft ernannt, deren Seele er im Verlauf der folgenden
27 Jahre geblieben ist. Seine Beiträge zur Jnsektcnfanna
des Amazonenstromgebietes erschienen in den Verhandlungen
der Linneischen Gesellschaft; einige Jahre lang (London
1869 ff.) gab er eine geographische Zeitschrift „Illustrated
Travels“ heraus.
— Bezirkshauptmann Krenzler zu Tanga in Deutsch-
Ostafrika, früher württembergischcr Artillericroffizicr, starb am
15. Februar 1892 am Fieber. Krenzler war schon 1886
in die Dienste der ostafrikanischen Gesellschaft getreten und
kling 1881) als „Chef" in die Wißmannsche Schutztruppe über,
in welcher Stellung er sich während des Araberaufstandes,
bei der Erstürmung von Buschiris Lager, bei der Einnahme
von Saadani und der Erstürmung von Mlembule auszeichnete.
Die vorzügliche Anlage Tangas und die Erbauung des dor
tigen Forts ist sein Werk. Im Jahre 1887 veröffentlichte
er die Schrift „Ein Jahr in Deutsch-Ostafrika". Krenzler war
geboren am 3. Januar 1856 zu Seeborn in Württemberg.
— Zur Erforschung der Gletscher desKarokoram ist
im Februar von England eine Expedition unter W. M.
Conway aufgebrochen, die sich Über Karatschi und Abbotabad
nach Kaschmir begeben wird. Ein Hauptzweck derselben ist
(nach Nature, 11 Februar 1892) die Aufnahme des großen
Baltoroglctschers, welcher von dem Pik „K 2" (6184m),
dem zweithöchsten Berge der Erde, herabkommt. Der Bal-
toro-, Punmar- und Biafogletscher, die sich in der Nähe von
Askoley vereinigen, werden zusammen für den größten aller
Gletscher gehalten, abgesehen von jenen der Polarrcgionen.
Begleitet ist Conway von den Engländern Bruce, Ronnde-
bnsh, dem Maler Mc Cormick und den beiden Alpenführern
Oskar Eckenstein und Mathias Zurbriggen (aus Macugnaga).
Bergbesteigungen sollen soweit als möglich vorgenommen
werden. Die Expedition reist mit Unterstützung der Londoner
geographischen Gesellschaft.
— Eduard Ritter von Orel, österreichischer Linicn-
schiffslieutenant a. D. starb als Schloßverwalter zu Miramar
bei Triest am 5. Februar 1892. Orel, geboren 1842 zu
Neutitschein in Mähren, nahm als Schiffsfähnrich teil an der
Erdteilen.
: österreichischen Nordpolexpedition in den Jahren 1872 bis
1874 unter Weyprecht und Payer, die zur Entdeckung von
Franz-Josephs-Land führte. Das Schiff „Tegetthoff" war
dort eingefroren und ging zu Grunde, so daß die Erforschung
des Archipels zu Schlitten erfolgen mußte. Bei der großen,
im März 1874 angetretenen Schlittenreise, die unter großen
Gefahren bis zu dem nördlichsten erreichten Punkte, Kap
Fligely, unter 82" 5' nördl. Br. führte, war neben dem
Matrosen Zaninovich Orel der einzige Begleiter Payers
(Payer, Österreichisch-Ungarische Nordpolexpcdition, Wien
1877, S. 337).
— Die Produkte des merkwürdigen, im Oktober 1891
nordlvestlich von Pantellaria stattgehabten submarinen
vulkanischen Ausbruchs beschreibtG.W. Butler, welcher
acht Tage nach Schluß der Eruption an Ort und Stelle
war und viel Material sammelte, in Nature (14. Januar 1892)
eingehend. Hiernach waren die Auswürflinge Bomben von
den verschiedensten Größen bis zu 2 m im Durchmesser. Auf
der Bruchfläche kohlschwarz, zeigen sic am äußersten Rande
eine braune Zone und sind mehr oder weniger blasig, zu
weilen äußerst grobblasig, selbst fadenförmig. Im inneren
Teile besteht etwa Vs der Masse ans kristallinen Aus
scheidungen von Plagioklas, Augit und Olivin, während
in den äußeren Teilen Glassubstanz vorherrscht, welche
diesen ein pechglänzendes Aussehen verleiht. Noch recht
bemerkenswert dürfte es sein, daß vorliegende Bomben das
kieselsänreärmste Erzeugnis der Pantellaria-Ausbrüche dar
stellen und daß seit Beginn der Ernptivthätigkeit in der
Tertiärzeit bis auf diese letzte Eruption der Gehalt an
Kieselsäure fortdauernd abgenommen hat, nämlich von
73 Proz. auf etwa 46 Proz. gesunken ist.
— Blasrohr und Bogen in Indonesien. Über
diese beiden Waffen und ihre Wichtigkeit für die Abgrenzung
des westlichen und östlichen Zweiges der malaio polynesischen
Rasse hat C. M. Pleyte Wzn eine sehr belangreiche Abhand
lung im Internationalen Archiv (IV, S. 265, mit Tafeln)
veröffentlicht. Es ergicbt sich daraus, daß eine Linie, die
über Flores und östlich von Manggarai und Burn, westlich
von Halmahera und östlich von den Philippinen hingeht,
genau die Grenze des Bogens darstellt. Östlich von derselben
ist der Bogen im Gebrauch — westlich fehlt er, abgesehen von
vereinzeltem Vorkommen, was auf spätere Einführung zurück
zuführen ist. Eine zweite Linie, die westlich von Sumba,
östlich von Sumbawa, nach dem Süden und Osten von
Celebes und östlich von den Philippinen verläuft, zeigt die
Grenze des Gebrauchs des Sampitan oder Blasrohrs; östlich
von dieser kommt dieses Gerät nicht vor. Diese beiden
Linien stimmen sehr nahe mit der von Dr. Brandes ange
nommenen Linie überein, welche die östlichen und westlichen
Malaiopolynesier voneinander scheidet. Die Völker, welche
das Blasrohr benutzen, bilden eine Sprachfamilie
und ebenso jene, welche den Bogen gebrauchen —
eine wichtige ethnographische Erkenntnis.
— Die Schreibung der Ortsnamen auf der unga
rischen Generalstabskarte gab in der österreichisch-nnga-
rischen Delegiertenversammlnng Anlaß zu einem Antrage des
magyarischen Delegierten Baron A.Nopcsa: daß die gesamten
Ortsnamen und Bezeichnungen in Ungarn ausschließlich
magyarisch lauten müßten. Die Karten seien nicht nur für
militärische, sondern auch für andre öffentliche und private