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Aus allen Erdteilen.
Zwecke angefertigt, die ungarischen Behörden würden durch
fremdsprachliche (nicht magyarische) Bezeichnungen irre geführt.
„Wenn man irgend ein Blatt Siebenbürgens in die Hand
nimmt, glaubt man gar nicht, daß man eine Karte vor sich
hat, welche ungarisches Territorium zeigt, denn entweder sind
ausschließlich romanische Namen benutzt oder die magyarischen
Namen, wo eben keine andern existieren, mit romanischer
Orthographie. Das Auffallendste ist aber, daß eine große
Anzahl Namen direkt erfunden ist, die thatsächlich die Be
völkerung in jener Gegend, z. B. für das ausschließlich ge
bräuchliche Nadasd nie und nirgends Nedcstia benutzt." Es
möchte daher der Minister anzuweisen sein, daß in Zukunft
auf den Generalstabskarten die Ortsnamen in Ungarn in
ihrer magyarischen Bezeichnung und zwar an erster Stelle
anzubringen seien. Der Kriegsminister erklärte sich bereit,
dem Antrage zu entsprechen und das Militär-geographische
Institut in diesem Sinne anweisen zu wollen.
Hierzu bemerkt die Romänische Revue, daß die Land
bevölkerung von der beliebten Magyarisierung der Ortsnamen
in vielen Gegenden, wo weit und breit kein Magyare lebt,
keine Kenntnis nimmt und die neu eingeführten Ortsnamen
nicht kennt, so in großen Strecken Siebenbürgens und Süd
ungarns. Es werden Beispiele solcher verunglückten Magya
risierung der Ortsnamen angeführt. Aus Ferdinandsberg
machte man zuerst Ferdinandhegy, was aber, als nicht genug
magyarisch klingend, nach einigen Monaten amtlich wieder in
Nandorhegy umgetauft wurde. Was das von Nopcsa be-
mängelte Nedcstia betrifft, so sei dies ausschließlich bei der
Landbevölkerung im Gebrauche, nicht das unbekannte Nadasd.
— Dr. Oskar Baumann (vergl. Globus, Bd. LX,
S. 319) hat an: 17. Januar seine ostafrikanische Reise von
Tanga aus angetreten. Seine Karawane besteht aus
50 Soldaten und 200 Trägern. Angeschlossen hat sich
ihm ein Ungar, Baron Jokaj; das nächste Ziel des Reisenden
sind die noch unerforschten Masailttuder.
— Das Klima von Alta Verapaz, Guatemala.
Wir entnehmen dem Scptemberhefte 1891 der „Meteorolo
gischen Zeitschrift" folgende Bemerkungen Dr. K. Sappers
über das Klima des genannten Departements Guatemalas.
Fast ganz Mittelamerika hat eine gemeinsame Sommer
regenzeit, die sich durch zahlreiche, meist in den späten
Nachmittagsstunden sich entladende Gewitter auszeichnet, die
Regen sind von kurzer Dauer, dagegen ist die Niederschlags
menge beträchtlich. Alta Verapaz liegt am Nordabhange
eines ostwestlich sich erstreckenden Kettengebirges, durch diese
Lage bedingt die Alta Verapaz ein verschiedenartiges Klinia j
von demjenigen der Städte Guatemala und Salvador; die
charakteristische Eigentümlichkeit des Klimas besteht in einer
Winterregenzeit in den Monaten Oktober bis Februar.
In der Winterregenzeit sind elektrische Entladungen selten,
der Niederschlag ist gering und von langer Dauer, leichter
Landregen oder Nebelregen hält mit geringen Pausen oft
mehrere Tage lang an, die Luftströmungen sind heftiger, als
in der Sommcrrcgenzeit Mittelamerikas, die Temperatur
wird kühl, die Witteriulg nimmt einen unfreundlichen Charakter
an. In den Monaten Februar bis April herrscht verhältnis
mäßig trockenes Wetter. Die Zahl der Regentage, wie die
Dauer der Regenfälle ist ziemlich gering. Im Herbst kommt
bald eine kürzere Periode trockenen Wetters vor, bald geht
aber auch die Sommcrregenzeit in die Winterregenzeit über.
Ein zweimaliges Maximum der Gewitterfrequenz scheint bei
den zwei Scheitelpnnktstellungen der Sonne einzutreten. Der
sehr beträchtliche Regenfall ist wahrscheinlich von Einfluß auf
die Häufigkeit der Erdbeben. Die Luftfeuchtigkeit ist sehr
beträchtlich, die Schwankungen des Luftdruckes gering, die
Windströmnngen werden durch örtliche Verhältnisse beeinflußt,
die Windstärke ist meist mäßig. Die mittlere Jahrestempe
ratur beträgt 21 Grade, der kälteste Monat ist Dezember
mit 18 Graden Lufttemperatur, der wärmste Monat Juni
mit 23 bis 24 Graden, die größte beobachtete tägliche Wärnic-
änderung beträgt 18, die kleinste 2 Grade; das absolute
Maxinlunl kann auf 32 (in: Mai), das absolute Minimum auf
7 Grade (im Dezember) geschätzt werden. Die Regenmenge ist
groß, 2644 mm in 144 Tagen (1890), die Zahl der Regen
tage wurde auf 97 geschätzt. Die Zahl der Tage mit Gewittern
ist größer als 50. Das ganze Gebiet ist karstähnlich voi:
zahlreichen Höhlen und unterirdischen Wasserläufen durch
furcht und besteht aus Kalk und Dolomit. —s.
— Hinrichtung mit dem Kris auf Lombok. Am
20. November 1891 wurde auf Lombok, einer der kleinen
Sundainseln, Said bin Abdullah bin Abdurahim Alkadri
djelani ge kr ist, d. h. nach indonesischer Weise mittels des
Krises (Dolches) hingerichtet, nachdem an seiner Frau und
Kindern vor seinen Augen dieselbe Strafe vollzogen worden
war. Die Strafe besteht darin, daß man den Verurteilten
an einen Pfahl bindet, ihm einen Kris auf die rechte Schulter
setzt und diesen mit aller Kraft zwischen Schlüsselbein und
Schulterblatt in den Körper stößt, bis er ins Herz dringt.
Ist der Scharfrichter ein Sachverständiger, dann erfolgt der
Tod sofort, ist er aber weniger kundig, dann geschieht es nicht
selten, daß das Opfer nicht gleich tot ist, sondern an innerer
Verblutung stirbt.
Die Ursache dieser Hinrichtung war, daß Abdullah, der
immer das Faktotum des Sultans gewesen war, sich gegen
diesen verschworen hatte, um ihn vom Throne zu stoßen.
Ein Brief, den er in dieser Angelegenheit an einen mitver
schworenen Häuptling schrieb, wurde entdeckt und dem Sultan
übergeben. Dieser war so gegen seinen Günstling ergrimmt,
daß er ihn noch denselben Tag verurteilen und hinrichten
ließ. Said Abdullah war, abgesehen von vielen Übelthateu,
die sein ganzes Leben kennzeichnen, ein merkwürdiger Mann.
Wie sein Name schon andeutet, war er arabischen Ursprungs.
Er wohnte längere Zeit in Djedda und Mekka, begab sich
von dort nach dem Indischen Archipel und ließ sich endlich in
Ampenan nieder, wo er der erste Minister des Sultans wurde.
Er hatte ein männlich offenes Gesicht, verständige Augen,
war mit der Medizin ziemlich wohl vertraut, sprach geläufig
englisch und war ein arger Schurke.
— Reise des Missionars H. C. Kruijt zu den
Karo Bataks. Diese wichtige Reise auf dem Plateau von
Deli (Sumatra) ist, begleitet von Erläuterungen des Prof.
G. K. Niemaun in Delft und versehen mit einer Karte
(1:1000000), in den Mitteilungen der Niederländischen
Missionsgesellschaft erschienen. Die nüchterne und wahrheits
liebende Erzählung des Glanbensbotcn, die sehr viel Neues
über die von ihm bereisten Gegenden bringt, steht in einem
erfreulichen Gegensatz zu den Beschreibungen des Franzosen
Claiue, die sich auf dieselbe Gegend beziehen und im ver
flossenen Jahre dem Londoner Orientalistenkongresse vor
getragen wurden. Claiue hat, abgesehen von manchem Un
richtigen, nichts berichtet, was nicht schon längst bekannt war,
dafür aber eine goldene Medaille erhalten. Die Sammlung,
die Claiue mitbrachte, steht weit hinter jener Krnijts zurück.
Es ist ein eigentümliches Schicksal, das über den Inseln von
Niederländisch-Indien waltet: sie werden mit Vorliebe von
Dilettanten besucht, die bei ihrer Rückkehr sich als Entdecker
geberden und Dinge als neu schildern, die längst von den
Holländern erforscht wurden. Vorsla^Asvor.
Herausgeber: Dr. R. And ree in Heidelberg, Leopoldstraße 27.
Druck von Friedrich Vieweg und Sohn in Braunschweig.