Berichte
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übernahm sie alle Aufgaben und Institute der 1871 gegründeten Akademie des
Wissens (später: Polska Akademia Umiejqtnosci, PAU). Volkskundliche Forschung
wird in zwei Instituten der PAN betrieben: im Institut für Kunst und in dem dem
IHKM untergeordneten Institut für Ethnographie. Volkskundliche Themen werden
jedoch im Rahmen interdisziplinärer Forschung auch an anderen Instituten durch
geführt. 1972 entstand die Ethnographische Sektion des Komitees der Sozialwis
senschaften unter Leitung von Prof. Josef Burszta, die 1974 in eine eigenständige
Kommission der Ethnographischen Wissenschaften ( Komisja Nauk Etnograficz-
nych, KNE) umgewandelt wurde. Neben der Polnischen Volkskundlichen Gesell
schaft ( Polskie Towarzystwo Eudoznawcze, PTL) wurde sie die zentrale Institution
der wissenschaftlichen Volkskunde, die u.a. die Entwicklung volkskundlicher
Forschung initiierte, steuerte und finanzierte . 4
Seit 1991 arbeitet in Posen/Poznan das von Prof. Zhigniew Jasiewicz geleitete
Komitee der Ethnologischen Wissenschaften (Komitet Nauk Etnologicznych), in
dessen Aufgabenbereich allgemeine Wissenschaftsprobleme der Ethnologie fallen.
1. Institut für Ethnographie (Zaklad Etnografii IHKM PAN)
(P-00140 Warszawa, ul. Swierczewskiego 105)
Dem von Prof. Wanda Paprocka geleiteten Institut sind — nach Auflösung der
Abteilung („Werkstatt“) in Lodz — drei Abteilungen für Ethnographie (Pracownia
Etnografi) in Krakau/Kraków, Posen/Poznan und Breslau/Wroclaw unterstellt.
Neben organisatorischen Aufgaben (wie z.B. Koordination der polnischen Volks
kunde) werden Untersuchungen für monographische Serien durchgeführt. Die
Themenbereiche umfassen u.a. die Analyse historischer kultureller Prozesse und
Probleme der kulturellen Regionalisierung und des kulturellen Wandels in Polen . 5
Die Untersuchungen stützen sich hauptsächlich auf die theoretischen Konzepte
von Dobrowolskis Intergralmethode 6 , den Funktionalismus, den Strukturalismus
und die Semiotik. Jede Abteilung beschäftigt sich vorrangig — im Rahmen der Re
gionalforschung — mit bestimmten Gebieten Polens: Warschau mit Kurpie und
Podlasie, Krakau mit den Karpatengebiet, und Posen mit Großpolen (Wielkopol-
ska). Zu den untersuchten Themen gehören in Warschau u.a.: Sozialbeziehungen im
Dorf und ihr Wandel (M. Biernacka), Tradierung und Volkskunst in Familie und
Dorfgemeinschaft (W. Paprocka, M. Drozd-Piasecka), Volksnahrung als Element
4 Ende der 80er Jahre wurde die Finanzierung von Forschungsprojekten durch die Kommission für
wissenschaftliche Forschung (Komisja Badah Naukowych) übernommen. Die Förderung erfolgt
zweimal jährlich aufgrund eines Wettbewerbs von Einzel- und Gruppenprojekten.
5 Aus umfangreichen Untersuchungen entstand u.a. die zweibändige Synthese Etnografia Polski.
Przemiany kultury ludowej w Polsce (Ethnographie Polens. Wandlungen der Volkskultur in Polen).
Hrsg. M. Biernacka, M. Frankowska und W. Paprocka. Bibliografia Enografii Polskiej 32, 34. Bres
lau u.a. 1976-81.
6 S. W. Kwasniewicz: Metoda integralna K. Dobrowolskiego (K. Dobrowolskis Integralmethode), in:
Etnografia Polska 13 (1969) Heft 2.