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Full Text: Zeitschrift für Volkskunde, 88.1992

Buchbesprechungen 
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Dabei ist es nicht so sehr die Methode an sich, sondern die Dundessche Art einer struktur 
homologischen und reduktionistischen Anwendung, die Widerspruch hervorruft, wie etwa 
sein Werk über den deutschen Nationalcharakter (cf. meine Rezensionen in Englisch- 
Amerikanische Studien, 7 (1985), S. 163-166 und Zeitschrift für Volkskunde 81 (1985), 
S. 82—85). Sein Gegenargument, daß es noch reduktionistischer sei, alle Erzählungen auf 
Motivnummern zu reduzieren, entläßt ihn nicht aus der Pflicht, den Ansprüchen seiner 
gewählten Methode zu genügen. 
München BERNDT OSTENDORF 
Livsstykker. 12 Studier af Livsformer og vilkär. Redigeret af LONE RAHBEK CHRISTENSEN. 
Ringe: Kultur boger, 1989. 168 S. m.Abb. 
Der von Lone Rahbek Christensen herausgegebene Sammelband versucht das Konzept der 
Lebensformanalysen für die Untersuchung moderner Lebensverhältnisse nutzbar zu ma 
chen. Anhand von 12 Untersuchungen wird dieser Ansatz auf seine Brauchbarkeit für kul 
turwissenschaftliches Fragen überprüft. 
Im letzten Beitrag — und der hätte eigentlich an den Beginn des Buches gehört — geben 
Lone Rahbek Christensen und Thomas Hojrup eine Einführung in die Grundbegriffe. Sie ge 
hen von einer gewissen Hilflosigkeit in der Interpretation kultureller Gegensätze in unserer 
gegenwärtigen Gesellschaft aus. Anhand der hier entwickelten Kategorien wollen sie die 
manchmal auch widersprüchlich erscheinende kulturelle Begriffswelt anderer Menschen er 
faßbar machen. Die strukturellen Lebensformbegriffe sollen als analytisches Werkzeug an 
gewendet werden, um unser Wissen über Gesellschaft zu klären und zu interpretieren. 
Ausgehend von dem herkömmlichen, unser gesellschaftliches Verständnis prägenden 
Gegensatzpaar „Arbeit“ und „Freizeit“ und den wertenden Kategorien, was hiervon Ziel 
und was Mittel zu diesem Ziel ist, beschreiben die Autoren verschiedene Lebensformen: 1. 
die selbständige Lebensform ohne scharfe Trennung zwischen Freizeit und Arbeit; 2. die 
karrieregebundene Lebensform, in der die Arbeit das Ziel und die Freizeit das Mittel dazu 
ist; 3. die Lohnarbeiterlebensform, die durch den Verkauf von Arbeitszeit für Lohn und 
Freizeit geprägt ist; 4. die Lebensform als Rentier vom Kapitalmarkt, die allerdings nicht 
ausführlich diskutiert wird. Bereits aus diesen Charakterisierungen der verschiedenen Le 
bensformen wird deutlich, wie eng das Konzept an die kapitalistische Produktionsweise ge 
bunden ist. 
Es sprengt eine als selbstverständlich vorausgesetzte Trennung in Geschlechterrollen, 
denn alle drei Lebensformen sind zunächst geschlechtsneutral konzipiert, es können auch 
weibliche Lebensentwürfe darin enthalten sein. Aber, wie die beiden Verfasser anmerken, 
aufgrund der patriarchalischen Strukturen unserer Gesellschaft beschrieben sie eben doch 
viel stärker männliche Lebensweisen. Diesen als überwiegend männlich entlarvten Lebens 
formen korrespondieren folgerichtig weibliche Muster, die a) in verschiedenen Ausprägun 
gen der Hausfrauenrolle liegen bzw. b) als „Hintergrund-Lebensform“ (baglandslivform) 
beschrieben wird, diese trifft für Frauen zu, die ihren Ehemännern, die zum Typ 1, 2, 4 ge 
hören, den Hintergrund schaffen, um Ansehen, Repräsentativität etc. auch in der Privat 
sphäre zu demonstrieren.
	        
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