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Full Text: Zeitschrift für Volkskunde, 88.1992

Buchhesprechu ngen 
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Die Lebensformanalyse, die die Gesellschaft als auf verschiedene Produktionsweisen ba 
sierend interpretiert (S. 167), scheint ein diskussionswürdiger Ansatz zu sein, um den ver 
streuten Ansätzen der Analyse gegenwärtiger Lebensverhältnisse ein theoretischeres Funda 
ment zu geben. Auch die in mancherlei Hinsicht zu einseitig interpretierte Dichotomie des 
Geschlechterverhältnisses erhält hier neue Impulse. Von den 12 vorangestellten empirischen 
Beiträgen beschäftigen sich 11 mit gegenwartsbezogenen Analysen (u. a. Angestellte, Arbei 
ter, türkische Einwanderfamilien, Heidebauern). An einem Beispiel, Frauen in Handwerk 
und Handel im 18. Jahrhundert, wird die Brauchbarkeit des Konzepts auch für historische 
Analysen überprüft, wobei eingeräumt wird, daß hier ein Beispiel gewählt wurde, das in 
mancherlei Hinsicht bereits auf kapitalistischen Produktionsweisen beruht. 
Die Einzelstudien sind anregend und informativ zu lesen. Sie stützen die theoretischen 
Überlegungen und belegen die Forderung, diesem Konzept in Zukunft stärkter nachzuge 
hen. Allerdings hätte sich der Leser Literaturhinweise gewünscht, die auf den dahinterste 
henden soziologischen Forschungsansatz verwiesen hätten. 
Freiburg Silke Göttsch 
Fremdsein. Minderheiten und Gruppen in Hessen. Hess. Bll. f. Volks- und Kulturfor 
schung, N.F. d. Hess. Bll. f. Volkskunde, Bd. 23. Hrsg, von der Hessischen Vereinigung für 
Volkskunde durch ANDREAS C. BlMMER und HEINRICH J. DlNGELDEIN. Marburg: Jonas, 
1988. 223 S. m.Abb. 
Andreas Kuntz/BeaTRIX Pfleiderer (Hrsg.), Fremdheit und Migration. Berlin/Ham 
burg, 1987. 260 S. 
Das Verhältnis von Fremdsein und Ansässigkeit ist ein traditionelles Untersuchungsfeld 
der deutschen Volkskunde. Dabei lassen sich drei Forschungsansätze herauskristallisieren: 
Die sogenannte Gastarbeiterforschung, d. h. Untersuchungen zu ausländischen Arbeitern 
in der Bundesrepublik, denen vor allem in den 60er und 70er Jahren viele bedeutsame Ana 
lysen gewidmet waren, die teilweise auf die Rückverfolgung in die Herkunftsländer ausge 
dehnt wurden. Mit dem Stichwort „Fremde im eigenen Land“ läßt sich ein weiterer For 
schungsbereich umschreiben, der in Deutschland lebende ethnische und kulturelle Minder 
heiten untersucht. Den dritten großen Komplex stellt die Flüchtlings- und Vertriebenen- 
forschung der Nachkriegszeit dar. 
Der erste hier vorzustellende Band konzentriert sich auf Hessen und widmet sich etwa 
zu gleichen Teilen Themen des 18. wie 20. Jahrhunderts: Einleitend berichtet Alfred Höck 
von Tirolern in Hessen. Ihnen bot das nach dem Dreißigjährigen Krieg verwüstete Land Ar 
beitsmöglichkeiten als Bauhandwerker, die sie in ihrer überbevölkerten Heimat nicht fan 
den. Den wenig bekannten Hugenottenort Hasselborn im 18. und 19. Jahrhundert skizziert 
anschließend Werner Wagner. In seiner umfangreichen Studie behandelt Wolfram Schäfer die 
m sich sehr heterogene Minderheit der „Mohren“, d. h. Farbigen im Kassel des 18. Jahrhun 
derts. Die Situation türkischer Arbeitsmigranten in einem ländlichen Industriezentrum 
Mittelhessens (Stadtallendorf) beleuchtet Georg Auernheimer, wobei er auch kulturelle 
Aspekte einbezieht. Heinrich J. Dingeidein und Michael Krieger widmen sich der Geheim 
sprache der Maurer in Momberg und deren Funktion als Gruppenkennzeichen und Solida
	        
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