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Full Text: Zeitschrift für Volkskunde, 88.1992

Buchbesprechungen 
162 
Fragen anhand von praxisnahen Fallbeispielen behandeln. In seinem einleitenden Kapitel 
„Mündliches Erfragen von Geschichte“ geht der Herausgeber von der These aus, daß ver 
schieden gelagerte Gründe dazu geführt haben, daß die „Oral History“ während der letzten 
Jahre in den Brennpunkt wissenschaftstheoretischer Diskussionen gerückt ist. Der „Oral 
History“ kam hierbei zumeist eine wissenschaftstheoretische und methodische Rechtferti 
gungsrolle zu. Die vorliegende Publikation belegt demgegenüber eindrücklich das „Münd 
liche Erfragen von Geschichte“ als eine reflektierte Methode historischen Forschens und 
Arbeitens, deren theoretische Reflexion in einem ständigen Bezug zur Praxis steht. Vorlän 
der thematisiert die vier Kardinalprobleme der mündlichen Geschichtsforschung: die Pro 
blematik ihrer Anwendbarkeit, die Problematik der Quantifizierung von „Oral History“- 
Interviews, das Problemfeld „Gedächtnis- und Erinnerungsprozeß“ sowie die Problemlage 
der Auswertung von „Oral History“-Informationen. Die folgenden Fallbeispiele sind kom 
primierte Reflexionen des praktischen Umgangs mit der Methode. Karen Hagemann thema 
tisiert anhand praktischer Beispiele „Oral History und historische Frauenforschung“, Peter 
Knoch behandelt das Verhältnis zwischen Schreiben und Erzählen, Waltraud Holl „Ge 
schichtsbewußtsein und Oral History“, Herwart Vorländer das „Oral History-Projekt Ge 
samtdeutsche Volkspartei“, Margot L. Philipp stellt eine „Musikethnologische Feldfor 
schung“ vor, Barry A. Lanman und Donald A. Ritchie analysieren „Trends der Oral History 
in den Vereinigten Staaten“ und Frieder Stöckle bietet einen anschaulichen Einstieg „Zum 
praktischen Umgang mit Oral History“. Die Einzelaufsätze sind kritische Reflexionen von 
durchgeführten und ausgewerteten „Oral History “-Projekterfahrungen. Der besondere 
Wert der Publikation liegt in seiner hilfreichen Anleitung zum praktischen Umgang mit der 
„Oral History“ (vgl. S. 131 ff.). 
Minden Volker Rodekamp 
HANS-JÖRG UTHER (Hrsg.), Märchen in unserer Zeit. Zu den Erscheinungsformen eines 
populären Erzählgenres. München: Diederichs, 1990. 192 S. m. Abb. 
Wie lebendig „Märchen in unserer Zeit“ sind, zeigen die vielgestaltigen Vorträge, die aus 
einem Kolloquium der Lauenburgischen Akademie für Wissenschaft und Kultur (6./7. 4. 
1989) hervorgegangen sind. Einerseits sind die Befürchtungen der Sammler und Editoren 
des letzten Jahrhunderts, wie sie H.-J. Uther im Vorwort ansprach, eingetreten, denn der ab 
solute Bestand an Stoffen und Erzählungen ist in Mitteleuropa kaum mehr Veränderungen 
unterworfen. Andererseits erfreuen sich die Märchen mit ihren teilweise alten Stoffen bester 
Gesundheit, die in Gestaltungen, Deutungen und Darbietungen ihren Niederschlag findet. 
Die drei großen Abschnitte des Bandes umreißen daher zugleich das Erscheinungsbild der 
Märchen in der Öffentlichkeit. 
Dementsprechend gehören die meisten Beiträge zum Thema „Vermittlung und Vermark 
tung“. L. Röhrich („Wandlungen des Märchens in den modernen Bildmedien. Comics und 
Cartoons“) zeigte, daß bei diesem Gestaltungsprozeß nur 12 der bekanntesten Märchen ver 
wendet werden, die, in ihren Grundkonstellationen variiert, die gewünschte Aussage trans 
portieren. Zum Thema „Die ,Bremer Stadtmusikanten 1 in Bremen“ („Zum Weiterleben ei-
	        
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